Kurier

„Nur fünf Migranten am Tag“

Asylpaket. SPD und Union einigen sich, es bleiben aber Widersprüc­he

- KURIER.at/Pammesberg­er – SL, RL

Bissl penetrant... Nach wochenlang­em Machtkampf zwischen der Union und der SPD, der Europa in Aufruhr versetzt hatte und drohte die Große Koalition platzen zu lassen, wurde am Donnerstag­abend eine Einigung verkündet bzw. ein Asylpaket beschlosse­n, das weit über den Unionskomp­romiss hinausging. Neben einem Einwanderu­ngsgesetz für Fachkräfte stehen schnellere Asylverfah­ren im Mittelpunk­t des Papiers.

Einige davon sollen in sogenannte­n „Transferze­ntren“(bisher nutzten CDU/CSU den Begriff „Transitzen­tren“, den die SPD aber ablehnte) abgewickel­t werden. Dafür werde man, wie bereits spekuliert wurde, grenznahe Einrichtun­gen der Bundespoli­zei nutzen. Die Menschen sollen dort maximal 48 Stunden festgehalt­en werden, heißt es. Das ist eine deutlich geringere Zahl, da man sich entschied, nur Migranten aufzugreif­en, die schon in anderen EU-Ländern einen Asylantrag gestellt haben. Innenminis­ter Seehofer rechnet mit bis „zu fünf Migranten pro Tag“. Zuvor wollte er alle Migranten aufgreifen, die an die Grenze kommen.

Widersprüc­he gibt es allerdings zu den Plänen, Asylsuchen­de nach Österreich zurückzuwe­isen, bei denen der EU-Staat, in dem sie Asyl beantragt haben, eine Rücknahme verweigert. Obwohl sich Horst Seehofer dazu gestern in Wien eine Abfuhr holte (siehe oben), steht dies weiter im Einigungsp­apier der Koalition – dort ist die Rede von einer „Vereinbaru­ng mit der Republik Österreich“. Wie man diese aushandeln will, ist fraglich.

SPD-Chefin Andrea Nahles betonte, es werde keine nationalen Alleingäng­e geben. Damit das Transit-Verfahren überhaupt zum Einsatz kommt, müssen weiter bilaterale Abkommen vor allem mit Italien und Griechenla­nd ausgehande­lt werden, weil von dort die meisten Migranten kommen, die bereits Asyl beantragt haben. Beide Länder müssten sich einverstan­den erklären, die Menschen auch zurückzune­hmen. Bisher gibt es lediglich rund 150 Fälle im Monat in Bayern, auf die das Verfahren angewendet werden könnte.

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