Kurier

Der Klimawande­l sorgt für geringere Ernten bei Getreide

Härterer Wettbewerb Die Bauern wollen bei Produkten aus Getreide genaue Angaben zur Herkunft des Korns.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die Getreideer­nte wird heuer um rund sechs Prozent geringer ausfallen als im Fünf-Jahres-Schnitt. Die gesamte Erntemenge beträgt nur rund 2,9 Millionen Tonnen. Ein Grund dafür ist der Klimawande­l mit längeren Hitzeperio­den und weniger Niederschl­ägen. Es habe heuer keinen Frühling gegeben, sondern lediglich einen Frühsommer, lautet dazu der Kommentar vom Präsidente­n der Wiener Landwirtsc­haftskamme­r, Franz Windisch. Das hat zur Folge, dass die Ernte heuer deutlich früher eingebrach­t wird.

Vor allem in Teilen von Tirol, Oberösterr­eich und Nie- derösterre­ich gab es deutlich weniger Regen. Insbesonde­re in den südlichen Bundesländ­ern gab es hingegen deutlich zu viel Regen in zu kurzer Zeit.

Besonders schlimm erwischt hat es die Bauern beim deutschen Nachbarn. Laut dem Deutschen Wetterdien­st (DWD) gibt es in Ostdeutsch­land eine der schlimmste­n Trockenper­ioden seit Beginn der Aufzeichnu­ngen vor 55 Jahren. In Deutschlan­d werden heuer nur etwa 42 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Verglichen mit dem Fünf-JahresSchn­itt ist das einem Minus von 12,5 Prozent. Die heimischen Bauern hoffen, dass die geringere Erntemenge in Europa zur Stabilisie­rung der Getreidepr­eise beiträgt.

Die Landwirte haben wegen des Klimawande­ls und der damit verbundene­n Ertragsein­bußen heuer deutlich weniger Sommergers­te angebaut. Sommergers­te wird auch als Braugerste verwendet. Frühjahr 2018 in Prozent vom Mittel 2008–2017 70 bis 100 50 bis 70 25 bis 50 0 bis 25 Künftig werden Brauereien, die Wert auf Braugerste aus Österreich legen, die gewünschte­n Liefermeng­en über Verträge mit den Bauern sicherstel­len müssen, meint Hermann Schultes, Präsident der niederöste­rreichisch­en Landwirtsc­haftskamme­r.

Schlechte Ernten gab es auch beim Ölkürbis und der Zuckerrübe. Der Ertrag bei den Rüben ist verglichen mit dem Fünf-Jahres-Schnitt um ein Drittel gesunken. Das hat allerdings nicht nur mit dem Klimawande­l, sondern auch mit dem verstärkte­n Auftreten von Schädlinge­n zu tun.

Weniger Förderung

Auch wenn die Bauern die geplanten Kürzungen im EUAgrarbud­get strikt ablehnen, werden sie künftig wohl mit weniger Subvention­en auskommen müssen. Dazu kommen die Ertrags-Probleme wegen des Klimawande­ls. Es wird also auch beim Getreidean­bau in Zukunft mehr Risiko und einen härteren Wettbewerb geben.

Die Strategie der Bauernvert­reter orientiert sich an den Bereichen Milch und Fleisch. Dort gibt es eine umfassende Deklarieru­ng der Herkunft aus Österreich über das AMA-Gütesiegel. Die Konsumente­n sollen wissen, wo das Korn herkommt, das für die Nahrungsmi­ttel verwendet wird, verlangt der Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r Österreich, Josef Moosbrugge­r. Das gibt es derzeit nur in Teilbereic­hen, wie etwa bei Bio-Semmeln. Widerstand gegen die Deklarieru­ng der Herkunft des Korns kommt von den Mühlenbesi­tzern.

Außerdem soll der Import von gentechnis­ch veränderte­n Futtermitt­eln aus dem Ausland reduziert werden. Derzeit beträgt der Selbstvers­orgungsgra­d bei Eiweiß für die Tierfütter­ung 82 Prozent. Vor allem für die Schweinefü­tterung wird Soja aus Amerika importiert.

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GrAfik: TiChy / Foto: iStoCk / Quelle: ÖsterreiCh­isChe HAgelversi­Cherung
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Karstadt und Kaufhof könnten sich bald einig sein

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