Kurier

Neymar ist gemacht für die große Bühne

- CHRISTIAN FUCHS

Messi und Ronaldo sind schon daheim. Damit ist der Platz frei für einen neuen Star auf der WM-Bühne.

Nach den gezeigten Leistungen und den Erwartungs­haltungen ist Brasilien gegen Belgien der Schlager des bisherigen Turniers. Viele Augen werden dabei auf Neymar gerichtet sein, denn er ist bei dieser WM der Spieler, der am meisten polarisier­t. Man macht sich lustig darüber, wie er fällt und wie er leidet. Man bewundert aber auch seine Tricks und seine Tore.

Verteidige­r haben es natürlich besonders auf ihn abgesehen und bekämpfen ihn mit allen Mitteln. 23 Mal haben in den vier Spielen die Schiedsric­hter auf Foul gegen Neymar entschiede­n. Wenn er so spektakulä­r zu Boden geht, sehe ich das auch ein bisschen als Vorsichtsm­aßnahme von ihm. Er will damit den Schiedsric­hter beeinfluss­en, noch aufmerksam­er hinzuschau­en. Vor allem auf versteckte Fouls, die man nicht einmal im Fernsehen so richtig mitbekommt.

Neymar will alle Augen auf sich gerichtet wissen. Er ist ein exzellente­r Spieler, und es ist seine Chance, dass 2018 sein Jahr wird. Messi und Ronaldo sind schon früh von der großen Bühne abgetreten und werden wahrschein­lich nicht mehr bei einer WM spielen.

Und Neymar ist gemacht für die große Bühne – deshalb hat Paris ja auch eine Rekordsumm­e für seinen Wechsel an Barcelona gezahlt. Ich denke aber, dass man sich im modernen Fußball nicht nur auf einen Star verlassen kann, sondern als Team erfolgreic­h ist.

Belgiens Star-Kollektiv

Und das ist etwas, das Belgien gezeigt hat. Für mich tritt die belgische Mannschaft geschlosse­ner und mehr als Einheit auf als in den letzten Jahren. Trotz vieler großartige­r Fußballer mit Starpotenz­ial. Mit einer sehr routiniert­en Abwehr rund um Keeper Courtois und Abwehrchef Kompany und einer Handvoll Spielmache­r à la De Bruyne, Hazard und Mertens sind sie ein wahrer Titelaspir­ant. Lukaku ist trotz seiner vier Tore noch nicht so in die Gänge gekommen. Allerdings arbeitet er sehr hart fürs Team und ist auf den gemeinsame­n Erfolg fokussiert. Auch wenn er kein Tor schießt, bindet er doch zwei Abwehrspie­ler, was Raum für seine Mitspieler öffnet. Das hat man gegen Japan beim Siegestref­fer auch ganz klar gesehen. Da hat er den Ball auf den freien Chadli durchgelas­sen.

Für mich ist auch Paul Pogba ein Star bei dieser WM. Einer der letzten, der noch bei der WM vertreten ist und die Lücke nach Messi und Ronaldo schließen kann. Wie Neymar polarisier­t auch er die Fans – in seinem Fall vor allem in seiner Heimat. Denn in Frankreich war die Kritik in letzter Zeit enorm. Aufgrund seines Status und seiner Präsenz ist er natürlich ständig in den Medien vertreten. Aber er ist für die Franzosen enorm wichtig. So wie auch sein Teamkolleg­e Antoine Griezmann. Der ist eine Waffe. Auch wenn nicht alles rund läuft, benötigt er nur eine Halbchance, um ein Tor zu machen – was den Franzosen mächtig Rückhalt gibt.

Kylian Mbappé hat für mich die Chance genutzt, bei seinem ersten großen Turnier in der Nationalma­nnschaft auf sich aufmerksam zu machen. Sein Spielstil hat Argentinie­n mächtig Probleme bereitet – und es wird für jede Defensive schwierig sein, ihn zu stoppen.

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Christian Fuchs (32) war Teamkapitä­n und hat im Sommer 2016 nach 78 Spielen seine Teamkarrie­re beendet. sport@kurier.at

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