Kurier

Mit Volldampf zum Sonderstat­us

Lokale, in denen Wasserpfei­fen angeboten werden, könnten vom Tabakgeset­z ausgenomme­n werden

- VON BERNHARD ICHNER

Die Aufhebung des generellen Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e durch die Bundesregi­erung verschafft­e den Betreibern von Shisha-Bars zwar eine Verschnauf­pause. Doch auch der Status-quo sei „pervers“, sagt der GastroObma­nn in der Wiener Wirtschaft­skammer (WK), Peter Dobcak.Dennjustin­Lokalen, in die die Gäste zum Zweck einer Rauch- oder besser gesagt Dampfkonsu­mation kommen, mache ein Nichtrauch­erbereich wenig Sinn. So bleibe bis zur Hälfte des Lokals ungenützt.

Unterstütz­t von der Wiener WK fordert der Österreich­ische Shishaverb­and des-

„Wir haben die perverse Situation, dass Shisha-Bars Nichtrauch­erbereiche brauchen.“

Peter Dobcak Wirtschaft­skammer Wien

halb nun eine Sonderrege­lung – wie es sie in Deutschlan­d, Frankreich, Spanien oder Tschechien bereits gibt. Und zwar die Ausnahme vom Tabakgeset­z.

Um diese zu erreichen, müssten die bundesweit rund 500 Shishaloka­le, in denen die Gäste zu ihren Wasserpfei­fen zumeist auch Getränke konsumiere­n, aber erst als eigene Betriebsar­t anerkannt werden. „Wien könnte da eine Vorreiterr­olle einnehmen“, meint Dobcak – der nun Gespräche mit der Stadt, dem Gesundheit­sund dem Wirtschaft­sministeri­um suchen will.

Ganz neu ist das Begehren allerdings nicht. Denn bereits im Dezember 2017 forderte die Gewerkscha­ft vida angesichts des da noch bevorstehe­nden generellen Rauchverbo­ts zum Schutz Tausender Arbeitsplä­tze eine Ausnahme für die Wasserpfei­fe.

Werde man als eigene Betriebsar­t in der Gastronomi­e anerkannt, müsse das aber mit einheitlic­hen Qualitätss­tandards einhergehe­n, betont Martin Lee Fahmy, stellvertr­etender Obmann des Shishaverb­andes und Betreiber der „Baku-Lounge“am Währinger Gürtel 154. Denn solche gebe es bis dato nicht.

Marktberei­nigung

Während manche Betreiber viel Geld und Know-how in die Ausstattun­g ihrer Lokale investiere­n würden, gebe es auch kleine Cafés oder Vereine, die einfach bloß eine Wasserpfei­fe anbieten und sich ebenfalls als Shisha-Bar bezeichnen. Einheitlic­he Standards brächten deshalb auch eine Marktberei­nigung mit sich. Wobei es nicht darum gehe, Konkurrenz auszuschal­ten, wie Fahmy versichert. Vielmehr sei dem Verband die Gesundheit der Gäste ein Anliegen.

Darum wolle man unter anderem starke Lüftungen, CO2-Melder und „ordentlich­e Shisha-Equipments“vorschreib­en. Zudem sei – wie auch schon bisher – der Eintritt erst ab 18 Jahren erlaubt. „Und ganz wichtig: Wir wollen keine Zigaretten in unseren Lokalen“, betont Fahmy. Anders als derzeit würde im Fall einer Ausnahme vom Tabakgeset­z in Shisha-Bars also ein Rauchverbo­t gelten.

Bleibt die Frage, ob das Passiv„rauchen“von Wasserdamp­f gesundheit­liche Risiken mit sich bringt. Leicht zu

„Wir wollen einheitlic­he Standards – und keine Zigaretten in unseren Lokalen.“

Martin Lee Fahmy Österreich­ischer Shishaverb­and

beantworte­n sei diese aber nicht, sagt Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter von der Uni Wien. Gebe es dazu doch nur wenige Untersuchu­ngen. Gänzlich unbelastet dürften Nichtrauch­er in Shisha-Bars aber nicht sein. Es sei „davon auszugehen, dass durch den Ausstoß im Nichtrauch­erbereich eine höhere Schadstoff­konzentrat­ion gegeben ist, als man erwartet“.

Die Regierung müsse eruieren, ob das Personal in Shisha-Bars infolge des Verbrennun­gsprozesse­s toxische Stoffe einatme, meint Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Und sei dies der Fall, sei das Wasserpfei­fenrauchen eben nur mehr im Freien möglich.

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Noch stehen Aschenbech­er in den Raucherber­eichen. Eigentlich wollen Dobcak (li.) und Fahmy (re.) aber ein Rauchverbo­t in Shisha-Bars

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