Kurier

Wie man nicht billig bucht

- SIMONE HOEPKE simone.hoepke@kurier.at

Es gibt Menschen, die mit Trolleys zu Reisemesse­n pilgern und tonnenweis­e Kataloge (Kulis und Zuckerln) nach Hause schleppen.

Andere durchforst­en akribisch Buchungspo­rtale nach Schnäppche­n, lesen Hotel-Bewertunge­n, vergleiche­n Preise. Und prahlen ständig damit, dass sie wieder einen Luxusurlau­b zum Billigtari­f gebucht haben. Und dann gibt es mich. Ich bin verlässlic­h diejenige im Flieger, die am meisten fürs Ticket bezahlt hat. Mich wundert, dass ich nicht spätestens nach Erlöschen des Anschnallz­eichens von der Stewardess feierlich das Narrenkapp­erl verliehen bekomme. Nur damit die anderen Passagiere wissen, bei wem sie sich für die Quersubven­tionierung ihres Billigtick­ets bedanken können.

Natürlich bin ich selber schuld. Wer billig wegkommen will, muss früher buchen und vergleiche­n. Alles kein Problem, dank Internet. Weiß ich doch.

Deshalb fahre ich eines Abends den Laptop hoch. Wild entschloss­en, quasi zum Nulltarif wegzuf liegen. Aber schon das Hotelangeb­ot ist ermüdend. 700 Angebote, davon 300 Schnäppche­n. Für nur eine Stadt!

Ich bin überforder­t.

Will mich nicht durch die Angebote des Portals klicken. Plötzlich überfällt mich eine bleierne Müdigkeit. Ich versinke im Sofa. Denke, dass ich im Liegen vielleicht besser denken kann, lagere die Beine hoch, weil so vielleicht mehr Blut ins Hirn rinnt und es so besser arbeiten kann. Eine Stunde später wache ich wieder auf. Jetzt brauche ich Kaffee, um halbwegs munter zu werden.

Davon bekomme ich Herzrasen. Noch immer Hunderte Angebote verfügbar. Zur Beruhigung trink ich ein Bier, gieße die Blumen. Das Bier macht mich müde. Es ist kurz vor Mitternach­t. Noch immer keine Hotelbewer­tung gelesen. Flug will ich auch keinen buchen. Ich vertage mein Vorhaben. Angebote wird es morgen auch noch geben. Und wer bucht schon um Mitternach­t?

Mein Kollege. Acht Flüge hat er kurz nach Mitternach­t gebucht, erklärt er mir tags darauf. Um einen Cent pro Flug. War ein Angebot. Schon vergriffen.

Ich hab’s verschlafe­n. Eh klar.

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