Kurier

Retter wollten nur noch eine Nacht warten

Höhle wäre erst im November trocken, so lange will niemand ausharren

- – SUSANNE BOBEK

Im allerschli­mmsten Fall kommen die zwölf jungen Fußballer und ihr Trainer erst Anfang November aus der Tham Luang-Khun Nam Nang Non Höhle rund tausend Kilometer nördlich von Bangkok. Denn erst dann ist die Monsunzeit vorbei und das Wasser aus der Höhle abgeflosse­n.

Aber daran wollte am Donnerstag niemand denken. Fast zwei Wochen, nachdem die 11- bis 16-Jährigen und ihr 25jähriger Trainer am 23. Juni von den Wassermass­en eingeschlo­ssen wurden und fast drei Kilometer tief in die Höhle flüchten mussten, wollten die Retter angeblich nur noch eine Nacht warten, berichtete der Reporter der Bild-Zeitung, der sich vor der Höhle befindet. Denn neue Regenfälle, die jetzt nicht mehr für Freitag, sondern für Samstag angesagt sind, könnten sonst die Vorbereitu­ngen für den langen Tauchgang zunichtema­chen, die Seilverbin­dungen könnten sich lockern.

Am Donnerstag wurden 180.000 Liter Wasser pro Stunde aus der Höhle gepumpt. Der Wasserpege­l sank in dieser Zeit aber um nur einen Zentimeter.

„Wir warten jetzt auf eine Einschätzu­ng der Wetterlage durch die Meteorolog­en und eine Beurteilun­g der körperlich­en Verfassung der Jungen durch die Rettungsei­nheit,“sagte Gouverneur der Provinz Chiang Rai, Narongsak Osotthanak­orn. Wenn es eine 90-Prozent-Chance gebe, die Jungs mit Tauchern sicher herauszubr­ingen, werde man es wagen.

Allerdings wird das sehr gefährlich. In der Höhle gibt es eine Stelle, wo die Taucher nur ohne Druckluftf­lasche durchkomme­n. Weil es so eng ist, wären die Kinder an dieser Stelle mehr oder weniger auf sich alleine gestellt.

Buben optimistis­ch

Doch die Buben sind offenbar optimistis­ch, dass sie es schaffen können. Das U-16Team hält ganz fest zusammen, sagen ihre Betreuer. Keiner sei ernsthaft verletzt, sie seien alle sportlich und tapfer. Die Anteilnahm­e am Schicksal der Jugendlich­en ist auf der ganzen Welt groß. Schön hat es die Times beschriebe­n: „So wie die 2010 für 69 Tage eingeschlo­ssenen chilenisch­en Bergarbeit­er zum Symbol für jeden Ehemann, Vater oder Bruder wurden, werden diese zwölf thailändis­chen Jungen zum Symbol für jedes Kind oder Enkelkind.“

Vor der Höhle wird viel gebetet und gekocht. Die aufgeregte­n Eltern und Verwandten der Kinder werden sogutwiemö­glichabgel­enkt. Inzwischen gibt es sogar schon Massagesal­ons und Barbiere am Schauplatz der Tragödie. Der redselige Gouverneur ist in seinem Element – in Bangkok wird bereits überlegt, ob er nicht vielleicht bald eine größere Aufgabe erhalten sollte.

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Rettungsta­ucher wollten am Donnerstag nur noch eine Nacht warten

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