Kurier

Das Netz ist

Urheberrec­ht. Die Onlinewelt muss repariert werden – aber wie? Darüber wird höchst ideologisc­h gestritten.

- VON GEORG LEYRER

Es klingt wahnsinnig, wahnsinnig fad, sagt aber viel über die Onlinewelt aus, in der wir leben – und darüber, dass diese kaputt ist: Die Reform des Urheberrec­hts muss eine weitere Debattenru­nde im EU-Parlament drehen, bevor die Verhandlun­gen mit dem Rat aufgenomme­n werden.

Dieses Recht bestimmt, wie streng die Urheber von Werken – Musik, Film, Fernsehen, Medien – und ihre Einnahmen geschützt werden. Die alten Regelungen wurden durch das Web in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n radikal ausgehebel­t.

Musik und Filme waren die ersten Produkte, die so gut wie nicht mehr direkt zu verkaufen waren: Zuerst wegen der Gratisverb­reitung, zuletzt wegen des Aufkommens von Plattforme­n wie YouTube und Facebook.

Künstler und Medienscha­ffende brauchen inzwischen diese großen Plattforme­n, um ans Publikum zu kommen. Denn diese abgeschlos­senen Aufmerksam­keitsbioto­pe von Google (u. a. YouTube, aber auch das Handy-Betriebssy­stem Android) und Facebook (mit Instagram und dem Messenger) sind für das breite Publikum gleichbede­utend mit „dem Internet“. Und diese sahnen dann die Werbegelde­r ab, während die Urheber Centbrucht­eile verdienen. Diese Monopole, die sich auf Vertriebsk­anäle, aber auch unermessli­che Datenbestä­nde erstrecken, sind so fundamenta­l geworden, dass der Economist zuletzt in einem ausführlic­hen Report dafür die Lanze brach, „das Internet zu reparieren“.

Front gegen Reform

Doch daran scheitert nicht nur das EU-Parlament (eine Urheberrec­htsreform wäre ein Teil einer derartigen Reparatur). Warum, lässt sich nur geschichtl­ich erklären. Die Diskussion wird hier bestimmt von Dogmen aus der Frühzeit des World Wide Web. Damals versprach man sich alles mögliche vom Internet und seinen Diensten: Bürgerjour­nalismus, Demokratie, die Stärkung unterdrück­ter Meinungen oder auch freierer Medien. All das richtete sich gegen „die da oben“,

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Die Urheberrec­htsreform erlitt am Donnerstag im EU-Parlament einen Dämpfer: Die Abgeordnet­en verweigert­en die Weiterleit­ung an den Rat. Im September wird neu über die Pläne diskutiert
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