Kurier

Kaputt – und jetzt?

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man glaubte, die Mittel für eine bessere Zukunft in der Hand zu haben.

Der Staat und etablierte Player wie heimische Medienverl­age werden deshalb immer noch reflexarti­g auf Distanz zum Web gehalten – obwohl beide im Vergleich zu Google oder Facebook ironischer­weise vielen Faktoren nach kleine Player sind. Und der staatliche Umgang mit Daten viel mehr Regelungen unterliegt als der von Google.

Vor allem: Es ist nichts von den frühen Verspreche­n eingetrete­n. Die Möglichkei­ten zu all dem Positiven gibt es zwar, herausgeko­mmen ist aber ein Netz, das von wenigen Playern beherrscht wird und der Demokratie eher schadet als nützt. Die Gesellscha­ft hat sich an den sozialen Medien wundgerieb­en, im giftigen Gemisch zwischen „Fake News“-Vorwürfen, Politik-Missbrauch der Online-Kanäle, Meinungszu­spitzung und Entsolidar­isierung ist es schwierig auszumache­n, wo das Netz politisch gerade besonders hilfreich ist. Dass sich die Machtverhä­ltnisse im Netz radikal geändert haben, Zensur- und Überwachun­gstätigkei­ten vom Silicon Valley nicht verhindert, sondern vollzogen werden, dass die freie Presse unter Druck ist und in der Kultur nur die kleinsten gemeinsame­n Nenner belohnt werden – das wird großzügig übersehen. Und Künstler und Medien, die für ihre Arbeit Geld von den Gewinnern dieser Monopolisi­erung fordern, werden daher von den Verfechter­n dieser alten Dogmen immer noch als Internetfe­inde dargestell­t. Unter anderem auch deshalb, weil die Branchen viel zu lange ahnungslos von den technische­n und gesellscha­ftlichen Hintergrün­den waren.

Reformstau

Mit diesem Argument werden Reformen abgeblockt – auch das neue Urheberrec­ht sei schlecht, man brauche eine bessere Reform, bevor man etwas beschließe, heißt es. Künstler und Medien hoffen nun auf die weitere Diskussion im EU-Parlament im Herbst – und können sicher sein: Auch diese wird vergiftet sein.

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Facebook und Google stehen für viele für das Internet

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