Wasser statt Wüstengrade
Stadtplanung. Große Kommunen setzen auf Kühlung durch Verdunstung
Nicht nur im Schwimmbad, auch in der Stadtplanung kann Wasser für Erfrischung sorgen. An heißen Tagen verdunstet das Wasser aus städtischen Flüssen, Teichen oder Seen – auch blaue Infrastruktur genannt – und kühlt so die Umgebung. Dieser Effekt kann durch die Ufergestaltung noch verbessert werden: Je dichter die Vegetation in Wassernähe, desto höher sind Verdunstung und Luftfeuchtigkeit.
Das will sich die Stadt Wien zunutze machen. Ihr Strategieplan gegen Hitzeinseln (siehe oben) schlägt vor, den Anteil offener Wasserf lächen zu erhöhen. Wie etwa in der Seestadt Aspern, wo derzeit ein See inklusive Park angelegt werden.
Eine ähnliche Wirkung kann gezieltes Regenwassermanagement haben, wie es die Stadt Graz künftig forcieren möchte. „Wir wollen das Wasser in der Stadt speichern“, sagt Dominik Piringer vom Umweltamt.
Sperrzone Kanal
Ziel ist es, den Niederschlag nicht in den Kanal fließen zu lassen, wie es momentan der Fall ist. Stattdessen soll Regenwasser im Stadtgebiet direkt in den Boden sickern oder auf Dächern gesammelt werden. So steht das Wasser Pflanzen zur Verfügung, kann an heißen Tagen verdunsten und senkt dadurch die Außentemperatur.
Für Jürgen Preiss von der Wiener Umweltschutzabteilung sind deutsche Städte Vorbild beim Regenwassermanagement. Denn in der Bundesrepublik müssen Grundstücksbesitzer für das Einleiten von Regenwasser in den Kanal eine Gebühr bezahlen. So soll mehr Niederschlag im Erdreich versickern. Ein gelungenes Wiener Projekt in Sachen Regenwassermanagement sei der Bruno-Kreisky-Park, sagt Preiss. Dort wurde eine Sickermulde errichtet und zwei bestehende Kanaldeckel mit einer speziellen Klappe ausgestattet. Im Winter rinnt das Streusalz enthaltende Wasser in den Kanal ab, im Sommer schließt sich die Klappe und der Niederschlag verdunstet in der Mulde.