Ein Buntarsch und ein
Der letzte Tag des rituellen Wettlesens. Und endlich, endlich gab es auch etwas zu lachen.
Letzter Tag in Klagenfurt. Der Zuschauer hat das merkwürdige Gefühl, die Juroren schon seit Jahren zu kennen.
Der deutsche Autor Jakob Nolte macht den Anfang mit einer Geschichte im Tagebuchstil: Es geht um Drogen, um den Himmel und um leuchtendes Wasser. (Während der Lesung kollabiert eine Frau im Publikum, der Autor lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.)
Juror Stefan Gmünder stellt eine „reizvolle Spannung zwischen Wirklichkeitswahrnehmung und Paranoia“fest. Hildegard Keller hasst den Text offensichtlich und spricht von „Mexiko-Kitsch“. Juryvorsitzender Hubert Winkels dagegen nennt ihn ein „rührendes romantisches Großereignis“. Es entspinnt sich zwischen den Juroren ein sehr witziger Streit um Grammatikfehler, die Funktion von Langeweile und die Wirkung von Kokain.
Gaga
Als Nächstes liest der Deutsche Stefan Grötzner, und endlich, endlich darf herzlich gelacht werden. Der zwischen Satire und Ernst wechselnde Text befasst sich mit Oberösterreich, der alten Sowjetunion und k.u.k. Mythen und enthält Formulie- rungen wie „Brabantbuntbarsch“und „gagausischer Problemfilm mit rumänischen Untertiteln“.
(Persönliche Anmerkung: Für mich war das der beste Text. Witzig, elegant, tiefsinnig, mit Melodie und dem, was ein Text am meisten braucht: Groove.)
Insa Wilke sah in der Erzählung eine Parodie auf das Wettlesen selbst. Stefan Kastberger fühlte sich parodiert und war deshalb merkbar sauer (eigenartig, beim Kritisieren anderer gibt er sich immer sehr weltoffen).
Hildegard Keller sagt dann allen Ernstes „Brabantbuntarsch“, und alle sind sehr glücklich über diesen Versprecher.
Hubert Winkels fühlt sich an „Borat“erinnert und klärt auf: Gagausien ist eine Provinz in Moldawien. Klaus Kastberger dagegen vermutet dahinter eine Anspielung auf das österreichische „Gagau“(für Kakao).
Nach der Mittagspause