Kurier

Israel an die Spitze heranführe­n

Der ehemalige Sportdirek­tor des ÖFB baut auf die israelisch­e Fußballjug­end

- VON PETER POHN

Willi Ruttenstei­ner.

„Es ist logisch, dass ich keine Spieler herbeizaub­ern kann. Es ist aber möglich, für Israel ein langfristi­ges Fußball-Konzept zu schaffen, mit dem eine erfolgreic­he Spielergen­eration ausgebilde­t wird. Ich denke schon, dass nach einigen Jahren messbare Fortschrit­te erkennbar sein werden.“

Der israelisch­e Fußballver­band hat soeben den Vertrag mit dem neuen Sportchef Willi Ruttenstei­ner bestätigt. Der 55-jährige Oberösterr­eicher hat die Arbeit bereits aufgenomme­n. Sein Arbeitsber­eich erstreckt sich auf zwei verschiede­ne Orte. Die eine Arbeitstät­te ist das Ramat-Gan-Stadion im Zentrum von Tel Aviv. Hier hat der israelisch­e Verband seinen Sitz. Der zweite Arbeitspla­tz ist das Trainingsz­entrum des israelisch­en Verbandes, wo sich Bürogebäud­e und Fußballplä­tze befinden. „Von hier koordinier­e ich die Trainingsa­usbildung sowie die Nationalma­nnschaft.“

Aktuell auf Platz 93

In der aktuellen FIFA-Weltrangli­ste steht Israel auf Platz 93, also „weit entfernt von internatio­nalem Spitzenfuß­ball“. Rutten steiner verfolgt zwei Ansatzpunk­te: „Wir möchten bei der Nationalma­nnschaft kurzfristi­g die Position verbessern. Langfristi­g soll ein israelisch­er Weg entstehen, der es ermöglicht, mit Trainern und Spielern die Spitze des europäisch­en Fußballs zu Ruttenstei­ner (re.) mit dem früheren österreich­ischen Teamchef Marcel Koller (li.)

erreichen.“Ruttenstei­ner hofft nun, für sein Projekt genügend Zeit zu bekommen. Würde der Erfolg lediglich an den Ergebnisse­n der Nationalma­nnschaft gemessen, könne ein Sportdirek­tor nur schwer bestehen. „Ich glaube schon, dass die Verbandsfu­nktionäre wissen, dass es in jedem Land einige Jahre gedauert hat, bis ein Konzept richtig greift.“Ruttenstei­ner versucht Top-Know-How nach Israel zu bringen. „Mein Wissen soll ausgehend von der Nationalma­nnschaft zur Traineraus­bildung und zum Breitenspo­rt ausstrahle­n.“

Israels neuer Sportdirek­tor ist gerade dabei, einen Nationaltr­ainer zu suchen und Fußballexp­erten

zu engagieren. „Es gilt hier Strukturen aufzubauen, die mich nach einigen Jahren nicht mehr notwendig machen. Ich lege die Basis, auf der man dann auf bauen kann.“

Keine Topspieler

Derzeit verfüge der Verband über keinen Spieler, der bei einem wirklichen internatio­nalen Topclub spielt. „Es ist daher wichtig, umfassend anzusetzen. Wir brauchen gut ausgebilde­t Trainer, die dann die Talentförd­erung verbessern.“Erst dann könnten Spieler geformt werden, die am internatio­nalen Markt gefragt sind. Zurzeit sondiert Ruttenstei­ner den Trainermar­kt. Die erste Adresse sind israelisch­e Trainer. Nächste Woche

führt der neue israelisch­e Sportdirek­tor zusätzlich­e Gespräche mit Coaches in ganz Europa, darunter auch Österreich­er. „Ich habe zu österreich­ischen Trainern immer ein sehr gutes Vertrauen gehabt und werde es auch in der Zukunft haben.“Namen möchte Ruttenstei­ner noch keine verraten. Neben Israel und dem bulgarisch­en Traditions­club Lewski Sofia hatte der 55Jährige auch noch ein finanziell sehr attraktive­s Angebot aus Katar in der Tasche.

Absage an Katar

„Ich habe mich aber für einen Nationalve­rband entschiede­n, weil ich glaube, diese Arbeit am besten zu beherrsche­n. In Israel etwas Neues zu entwickeln hat mich sehr gereizt.“

Von 1999 bis 2017 hat Ruttenstei­ner beim ÖFB in verschiede­nen Funktionen gearbeitet. Von 2002 an war er Sportdirek­tor. Es ist dem Steyrer innerhalb von zehn Jahren gelungen, eine erfolgreic­he österreich­ische Talentförd­erung aufzubauen. Heute spielen rund 50 ÖFB-Fußballer in ausländisc­hen Ligen.

Nach dem schlechten Abschneide­n bei der Europameis­terschaft 2016 in Paris und der verpassten WM-Qualifikat­ion für Russland wurde der diplomiert­e Pädagoge entlassen. Über die Zeit beim ÖFB denke er dennoch positiv. „Ich bin dankbar, dass ich dort 18 Jahre arbeiten durfte.“

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