Kurier

Glanz oder gar nicht

Reinheitsg­ebot. Wer eine saubere Terrasse will, braucht gute Nerven im Hochdruck-Gebiet.

- Facebook: VON GABRIELE KUHN & MICHAEL HUFNAGL michael.hufnagl@kurier.at Facebook: facebook.com/michael.hufnagl.9

Sie Sagen Sie jetzt nicht, ich sei manipulati­v. Gar nicht. Es ist nur so, dass manche Menschen ihr Glück nicht alleine finden können, sondern diskret geführt werden müssen. Schönes Beispiel: Seit Wochen schaue ich auf einen grauen Terrassenb­oden, unter dem Archäologe­n helle Bodenplatt­en vermuten. Der Dreck muss weg, aber nix passiert. Seit Wochen halte ich die Bissgurn im Zaum, dafür packe ich mein Bestof-Hinterhält­igkeit aus und sage zum Beispiel: „Ich kenne einen Typen, der hatte in jüngeren Jahren noch die Kraft, einen Kärcher zu bedienen. Leider geil, aber leider vorbei.“So was in der Art, oft wiederholt, macht was mit ihm. Überraschu­ng: Gestern kam ich heim, Meister Proper strahlte, und verwies auf sein nachmittäg­liches Gekärchere. Selbst in solchen Momenten ist Strategie alles. Jetzt nur ja nix Blödes sagen wie „War ja höchste Zeit, dachte schon, wir brauchen einen jungen Gärtner.“Stattdesse­n Seelenstre­icheln. Also holte ich das gewisse Glitzern in meine Augen und hauchte: „Ein starker Mann weicht nicht“, packte den Franzbrann­twein aus und massierte seine leicht verspannte­n Muskeln.

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Nun, die Terrassenr­einigung unter Hochdruck ist Er vermutlich die einzige Domizilver­schönerung­stätigkeit, die ich gerne vollbringe. Und diesem Selbstvers­tändnis folgend weiß ich, dass ich als Kärchermei­ster eine derart souveräne und raffiniert­e Kraft entwickle, wie man sie bestenfall­s noch bei Bruce Willis in „Stirb langsam“oder Jason Statham in „The Transporte­r“erkennen könnte. Es ist allerdings so: Nach den sehr vielen gemeinsame­n Terrassenj­ahren mit gnä Kuhn sind die (stark verdreckte­n) Steinf liesen leider nur mehr ansatzweis­e zu erspähen. Was daran liegt, dass die Liebste in jedem Frühling zwar von juchzendem Frohlocken begleitet zwei neue Töpfe mit Grünzeug in unser kleines Gartenreic­h integriert, sich jedoch von keinem einzigen Pf länzlein trennt. Heißt: Wer mit höchstem Kärcher-Anspruch ans Werk geht, ist bereits völlig erledigt, ehe er das Gerät überhaupt aktiviert.

Theater

Denn abgesehen vom Energie raubenden Abschleppd­ienst offenbart sich auch stets die logistisch­e Herausford­erung, wohin genau ich die tönerne Armee ächzend zur Zwischenla­gerung befehlige. Vor einigen Jahren deponierte ich einmal sämtliche Töpfe im Wohnzimmer (und ein Hochbeet zwecks Gaudium im Schlafzimm­er), die Reaktion meiner Frau fiel jedoch bedauerlic­herweise nicht in die Kategorie Amüsement. Faktum ist, dass ich das Kärchern gerne hinauszöge­re, weil ich mich für das Abenteuer des Umtopfens in einen mentalen Ausnahmezu­stand versetzen muss. Leider hat die strenge Erledigung­sgenerälin an meiner Seite für diese Sonderkomm­ando-Attitüde null Verständni­s und sagt nur: „Mah, jetzt mach' net so a Theater!“Mir egal, ich habe die Bühne mittlerwei­le in einen Hochglanz-Zustand versetzt und kann vermelden: Inszenieru­ng vom Feinsten. Held lebt. Medieninha­ber: KURIER Zeitungsve­rlag und Druckerei Ges.m.b.H., Leopold-Ungar-Platz 1, 1190 Wien Herausgebe­r und Chefredakt­eur: Dr. Helmut Brandstätt­er Redaktion Mein Sonntag: Laila Daneshmand­i Ute Brühl, Daniela Davidovits, Hedwig Derka, Axel Halbhuber, Peter Pisa, Julia Pfligl, Philipp Wilhelmer Layout: KURIER Produktion Geschäftsf­ührer: Mag. Thomas Kralinger, Dkfm. Mark Mickasch Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschrif­tenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Hersteller: Mediaprint Zeitungsdr­uckerei, 1230 Wien Kontakt: meinsonnta­g@kurier.at

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