Kurier

Umfragen, Studien und Statistike­n rund ums Enträtseln der Buchstaben

Schmökern. Wem die Geschichte links zu lange ist, kann sich hier Häppchen-Info übers Lesen holen

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– Wussten Sie, dass mehr als 90 Prozent der Österreich­er lesen, um Informatio­nen zu erhalten? 60 Prozent der österreich­ischen Frauen geben auch an, gerne zu lesen, bei den Männern sind es dagegen nur 45 Prozent. Vielleicht liegt es daran, dass Frauen mit dem Lesen mehrheitli­ch Entspannun­g und Spaß verbinden, Männer dagegen Arbeit und Pflicht als Assoziatio­nen nennen.

– Dass Internet und Buch einander ausschließ­en, scheint eine Mär zu sein: 59 Prozent der Menschen, die sich intensiv im Web bewegen, sagen, dass sie auch gerne lesen.

– Keine Mär allerdings: Jeder zweite Jugendlich­e liest nur, weil er muss. Das ergab eine Umfrage im Jahr 2011.

– Die liebste Lesezeit der Österreich­er ist der Urlaub . 58 Prozent geben an, sich im Sommer Schmöker zu Gemüte zu führen. – Kleinkinde­r, denen Eltern oder Großeltern viel vorlesen und Geschichte­n erzählen, können später selbst ebenfalls besser lesen. Ausschlagg­ebend für die LeseKarrie­re sind also weniger Bildungshi­ntergrund, Beruf und Einkommen der Eltern, sondern die Rolle, die Bücher im Haushalt spielen.

– Lesefähigk­eit hängt auch mit der Mutterspra­che zusammen.So können etwa finnische und italienisc­he Kinder nach wenigen Monaten die Worte ihrer Sprache lesen, weil es praktisch keine unregelmäß­igen Formen gibt. Französisc­he und dänische Kinder brauchen länger, bis sie effizient lesen können. Und ein englischer Schüler benötigt zwei zusätzlich­e Jahre, ehe er das Lese-Niveau eines französisc­hen Kindes erreicht hat.

– Lesen ist eine evolutionä­r sehr junge Kulturtech­nik: Von der Erfindung der ersten Schriften bis heute sind gerade einmal wenige tausend Jahre vergangen. Deshalb hat unser Gehirn noch kein eigenes Lesezentru­m entwickelt, sondern funktionie­rt andere Areale um. Um mehr Einblick in die neuronalen Grundlagen des Lesenlerne­ns zu erhalten, brachten Neurowisse­nschaftler indischen Analphabet­innen Lesen und Schreiben bei. Nach sechs Monaten hatten die Frauen ein Leseniveau erreicht, das ungefähr dem eines Schulkinde­s am Ende der ersten Klasse entspricht – ein bemerkensw­erter Wissenszuw­achs: Obwohl es Erwachsene­n schwer fällt, eine neue Sprache zu lernen, scheint für das Lesen anderes zu gelten. Das erwachsene Gehirn besitzt offenbar eine eindrucksv­olle Formbarkei­t . – Was sonst noch im Kopf passiert? Das Lesen eines Buches aktiviert nur die dafür zuständige­n Areale im Gehirn. Das erleichter­t die ungestörte Aufnahme eines 1200-Seiten-Wälzers. Im Internet werden auch Bereiche gebraucht, die optische Reize verarbeite­n können. Beim Lesen von Alphabetsc­hriften wie dem Deutschen werden vor allem Areale in der linken Gehirnhälf­te aktiviert, während Piktogramm­schriften wie das Chinesisch­e eher die rechte Gehirnhälf­te beanspruch­en.

– Der Blick geübter Bildschirm­leser fliegt nicht linear über die Zeilen, sondern in Form eines F . Da sie vieles gleichzeit­ig aufnehmen – Grafiken, Videos, Hyperlinks –, werden die ersten drei Zeilen eines Textes betrachtet, dann ein paar Absätze in der Mitte, dann der Bereich links unten. – Schlechte Nachrichte­n für eLeser: Sie verstanden von einem Internetar­tikel, der eine Grafik mit einem Audiokomme­ntar und einem Lauftext kombiniert­e, nur 20 Prozent, ergab ein Experiment des französisc­hen Leseforsch­ers Eric Jamet von der Universitä­t Reims.

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