Kurier

Epirus und die Inseln Lefkas und Kefalonia überzeugen durch ihre Ursprüngli­chkeit

Griechenla­nd. In Epirus, auf Lefkas und Kefalonia trifft der Urlauber noch auf das ursprüngli­che Griechenla­nd

- VON JOSEF ERTL

Da mag die Sonne des Mittelmeer­es noch so hell scheinen, der Ort ist gespenstis­ch. Die Räume sind finster, über eine enge Stiege geht es hinunter in einen mehrere Quadratmet­er kleinen Höhlenraum, der mit 15 Bögen architekto­nisch so gestaltet worden ist, dass es kein Echo gibt. Hier im Totenorake­l (Nekyomante­ion)beim Fluss Acheron in der Region Epirus suchten die Griechen den Kontakt mit der Unterwelt, dem Hades, um ihren Vorfahren und Verwandten zu begegnen.

Das war keine einfache Sache. 28 Tage dauerte die Vorbereitu­ng, die Suchenden mussten sich körperlich reinigen, fasten und durften nur bestimmte Nahrungsmi­ttel wie grüne Bohnen essen, die halfen, Halluzinat­ionen herbeizufü­hren. Auch Drogensoll­en im Spiel gewesen sein, wie die Fremdenfüh­rerin den Besuchern erklärt. Priester schoben im Dunkel Puppen umher, damit das Treffen mit den Vorfahren zu einer echten Begegnung wurde. Die Priester interpreti­erten schließlic­h auch die Halluzinat­ionen und Erscheinun­gen.

Was war der Sinn des Ganzen? „Der Grund ist ein psychologi­scher. Man wollte den Menschen die Angst vor dem Tod nehmen. Auch Odysseus war hier“, erzählt die Führerin. Tatsächlic­h nimmt Dichter Homer (8. Jahrh. v. Chr.) in seiner „Odyssee“darauf Bezug. Die Zauberin Kirke gibt Odysseus den Rat, zu den Göttern der Unterwelt, in „des Hades Haus und der schrecklic­hen Persephone­ia“hinabzuste­igen, um den erblindete­n Seher Teiresias zu befragen, wie er endlich in seine HeimatItha­ka zurückkehr­en könne.

Entlang des Acheron

Diese alten und interessan­ten Geschichte­n machen den Besuch des Totenorake­ls, dessen Ursprünge ins Jahr 1200 v. Chr. zurückgehe­n und das von den Römern 167 v.Chr. in Brand gesteckt worden ist, jedenfalls empfehlens­wert. Weniger gespenstis­ch als vielmehr wunderschö­n ist die kurze Wanderung entlang des Flusses Acheron, der nicht weit vom Totenorake­l entfernt ist. Das frische Wasser, das aus den Bergen kommt, ist ein Labsal und lässt die Umgebung in hellem Grün erblühen. In der griechisch­en Antike galt der Acheron als Eingang zur Unterwelt.

Idyllische­s Parga

Epirus, die Gegend im nordwestli­chen Griechenla­nd, hat aber noch mehr zu bieten. Zum Beispiel das Küstenstäd­tchen Parga, dessen Hügel steil ins Meer hinabfalle­n. Der 48-jährige Bauer Ilias Liakris hat sich mit seinen 600 Olivenbäum­en auf die Produktion von Öl spezialisi­ert und in der alten Olivenmühl­e ein kleines, sehenswert­es Museum eingericht­et. Er erklärt die Produktion von hochwertig­em Öl und bietet Spezialitä­ten zum Verkauf an. Nachdem wir uns in einer Taverne am Meeresufer hervorrage­nd gestärkt haben, geht es in einer zweistündi­gen Autofahrt zurück auf die Insel Lefkas, unseren Ausgangspu­nkt.

Auf Lefkas ist das ursprüngli­che Griechenla­nd zu Hause. Es gibt weder Massentour­ismus noch All-inclusive-Burgen, sondern einfache, familiäre Boutique hotels mit 20 bis 30 Zimmern und kleinen S wim ming pools.Zum Strand ist es meiste in paar hundert Meter zu gehen.

Die Insel bietet großartige Sandstränd­e, die wegen der felsigen Küsten nur mit Schiffen und Booten erreicht werden können. Sie laufen täglich vom Hafen Nidri aus, wo eine Statue an den schwerreic­hen Reeder Onassis erinnert. Dessen Privatinse­l Skorpios liegt gegenüber, sie ist derzeit an den russischen Oligarchen Dmitry Rybolovlev verpachtet.

Unterirdis­cher See

Südlich von Lefkas liegt Kefalonia, eine der größten ionischen Inseln. Sie ist landschaft­lich sehr schön, ihr höchster Berg ist mit 1628 Metern der Enos. Unterhalb des Gipfels wachsen kleinen Wälder mit Schwarzen Tannen, die unter Naturschut­z stehen. Der unterirdis­che See Melissani ist eine der Hauptattra­ktionen der Insel und sehenswert. Sein Wasser ist halb süß, halb salzig. Rund ein Drittel der Wasserober­fläche Sees ist von einer Tropfstein­höhle überdacht.

 ??  ?? Das romantisch­e Städtchen Agia Efimia auf der Insel Kefalonia: Die Ansiedlung war einst ein traditione­lles Fischerdor­f mit dem Hafen als Zentrum, heute leben viele vom Tourismus
Das romantisch­e Städtchen Agia Efimia auf der Insel Kefalonia: Die Ansiedlung war einst ein traditione­lles Fischerdor­f mit dem Hafen als Zentrum, heute leben viele vom Tourismus
 ??  ?? Im Kloster Gerassimos auf Kefalonia sind die Gebeine des gleichnami­gen Heiligen aufbewahrt (li.). In den Tavernen wird hervorrage­nde griechisch­e Küche serviert. Die Strände auf Lefkas laden zum Baden ein (re.)
Im Kloster Gerassimos auf Kefalonia sind die Gebeine des gleichnami­gen Heiligen aufbewahrt (li.). In den Tavernen wird hervorrage­nde griechisch­e Küche serviert. Die Strände auf Lefkas laden zum Baden ein (re.)
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria