Belgiens Teamchef vor der Krönung
WM-Halbfinale. Teamchef Roberto Martínez führte Belgien in das Duell mit Frankreich. Der Spanier hat mit Wigan bereits 2013 bewiesen, dass er ein besonderer Trainer ist. Erinnerung an eine besondere Begegnung.
Der KURIER traf Roberto Martínez vor fünf Jahren. Heute will er gegen Frankreich ins WM-Finale.
Roberto Martínez weiß, wie man Favoriten besiegt, um Titel zu gewinnen. Nach dem 2:1 gegen WM-Favorit Brasilien soll Frankreich, die neue Nr. 1 der Buchmacher, nach Hause geschickt werden.
Dem 44-jährigen Spanier wird mittlerweile zugetraut, die Liste der WeltmeisterLänder zu verlängern: Sein Arbeitgeber Belgien wäre als neunter Titelträger ein Neuling in dieser illustren Runde.
So wie Wigan 2013 ein Neuling war. Der FA-CupTriumph durch ein 1:0 gegen den haushohen Favoriten Manchester City im Londoner Wembley-Stadion brachte Roberto Martínez am 11. Mai 2013 seinen ersten Titel als Trainer, machte Paul Scharner zum ersten Österreicher, der den wichtigsten Pokalbewerb des Klub-Fußballs gewann und sorgte für den wohl auf ewige Zeiten größten Erfolg von Wigan.
Für den Autor dieser Zeilen sorgte Martínez für die Krönung einer großartigen Dienstreise.
London calling
Aufgebrochen im Morgengrauen, um mit einer bekannt billigen Fluglinie von Bratislava aus London zu erreichen, durfte ich für den KURIER von Paul Scharners Titelmission berichten. Der heutige Kolumnist hatte bekannt selbstbewusst angekündigt, dass er den FA-Cup gewinnen wird.
Martínez setzte auf Scharner als linken Part einer Dreierkette. Also auf jene Formation, die bei dieser Endrunde groß in Mode ist, damals in England aber noch kaum eingesetzt wurde. Die Latics stoppten alle Angriffe der Star-Stürmer Tévez und Agüero. In der 91. Minute köpfelte ein gewisser Ben Watson als perfekter Joker Wigan zum Sieg. Es war einer der ganz wenigen Momenten, in denen ich auf einer Pressetribüne jubelte.
Bei der anschließenden Pressekonferenz richteten englische Journalisten Roberto Mancini in gnadenloser Direktheit aus, dass er seinen Job bei City los sei. Der Italiener blieb ganz Sir, bedankte sich für diese Info – und war am nächsten Tag in Manchester tatsächlich Ex-Trainer.
Trainer im Vergleich
Das Verhalten von internationalen Trainern bei öffentlichen Auftritten zu beobachten, zählt zu den erhellendsten Details bei Dienstreisen. Im Herbst 2010 verblüffte der damals 32-jährige André Villas-Boas mit seiner Mischung aus Charisma und Lässigkeit. Am Saisonende machte der Portugiese den FC Porto zum Sieger der Europa League. Auch die Auftritte von Eusebio Di Francesco nach den gar nicht so tollen Spielen von Sassuolo gegen Rapid ließen 2016 darauf schließen, dass der redegewandte Italiener noch mehr erreichen wird. Nach der Saison wurde er von AS Roma abgeworben. Und bei Ernesto Valverde fiel auf, wie höflich aber präzise der Coach von Bilbao die Stärken und Schwächen von Rapid zerlegte. Ein halbes Jahr da-