Kurier

Grazer Start-up will Lade-Standard definieren

Unternehme­n. Easelink bereitet Serienprod­uktion seiner kabellosen Ladelösung für Elektrofah­rzeuge vor

- – FLORIAN CHRISTOF

Zu viele verschiede­ne Anschlüsse und Ladestanda­rds und zu wenige Ladepunkte: Das Aufladen von E-Autos ist immer noch eine der größten Herausford­erungen beim Ausbau der Elektromob­ilität. Und genau das will das Grazer Start-up Easelink mit seinem innovative­n sogenannte­n „Matrix Charging“ändern.

Dabei handelt es sich um eine kabellose, konduktive Ladelösung, bei der sich ein am Fahrzeugun­terboden angebracht­er Konnektor mit einem 60 mal 60 Zentimeter großen Ladepad am Boden verbindet. „Um das Fahrzeug zu laden, muss man es nur über der Platte parken, egal ob 30 Zentimeter weiter vorne, rechts oder links. Der Konnektor verbindet sich selbststän­dig mit dem Charging Pad und stellt eine Ladeverbin­dung her“, erklärt Hermann Stockinger, der Gründer von Easelink, im Gespräch mit dem KURIER.

Kooperatio­nen

Die Easelink-Ladelösung sei anderen Ansätzen weit überlegen, sagt Stockinger: „An der am Stromnetz angeschlos­senen Ladeplatte, die in den Boden eingelasse­n ist, befinden sich keine bewegliche­n Teile. Daher ist unsere Ladelösung völlig wartungsfr­ei.“Außerdem sei das Ladepad sehr robust, sodass es auch ohne Weiteres auf öffentlich­en Parkplatze­n verbaut werden kann. Selbst wenn ein Lastwagen drüberfähr­t, könne das Gewicht der Platte nichts anhaben.

„Von der Parkgarage und dem Supermarkt-Parkplatz über den Drive-in bis zum Privat-Parkplatz und vor dem Bahnüberga­ng – jede Stehzeit kann für das Laden des EFahrzeugs verwendet werden“, sagt Stockinger. Wenn quasi überall geladen werden kann, führe das dazu, dass auch die gefühlte Reichweite der E-Autos gesteigert wird, was wiederum dem Ausbau der Elektromob­ilität helfen soll.

Erstmals der Öffentlich­keit präsentier­t wurde die Matrix-Charging-Lösung vergangene­s Jahr auf der Internatio­nalen Automobila­usstellung IAA in Frankfurt. „Die Resonanz war überwältig­end“, so Stockinger. Es folgten Auftritte auf der wichtigste­n Automesse in Asien, der „Beijing Autoshow 2018“sowie auf der „Ghoungzhao Autoshow 2018“. Mittlerwei­le ist das Grazer Start-up zu einer Größe in der Branche geworden. Man befinde sich in intensiven Gesprächen mit deutschen, britischen, skandinavi­schen und chinesisch­en Automobilh­erstellern. „Wir arbeiten zum Beispiel sehr eng mit dem chinesisch­en EAutoherst­eller Wey, einer Marke von ,Great Wall Motors‘ (GWM), zusammen, der unsere Ladetechni­k bereits in mehreren Konzeptfah­rzeugen seiner Premiummar­ke Wey integriert hat“, sagt Stockinger zum KURIER.

Serienprod­uktion

„Wir blicken sehr positiv in die Zukunft. Aktuell wird die Serienprod­uktion für große Automobilh­ersteller vorbereite­t“, zeigt sich Stockinger optimistis­ch. Easelink will allerdings kein Exklusivzu­lieferer für einen einzelnen Autoherste­ller sein. Vielmehr wollen die Grazer mit ihrer Technologi­e generell den Ladestanda­rd für E-Fahrzeuge definieren. Helfen soll dabei unter anderem ihr starkes Engagement in China, wie Stockinger erklärt: „Wir haben mittlerwei­le auch eine Niederlass­ung in China. Was Elektromob­ilität betrifft, werden dort aktuell die Weichen gestellt. Der chinesisch­e Anteil am globalen Elektromob­ilitätsmar­kt belief sich letztes Jahr auf ungefähr 50 Prozent.“

Auf der anderen Seite führt Easelink auch intensive Gespräche mit Infrastruk­turbetreib­ern, um seine Ladetechni­k in Tiefgarage­n oder öffentlich­en Parkplätze­n zu integriere­n. „Wir stehen gerade kurz davor, ein innovative­s Pilotproje­kt im europäisch­en Raum offiziell zu starten. Dabei wird unsere Ladetechno­logie mit einem namhaften Infrastruk­turbetreib­er im Flottenbet­rieb erprobt, um Erkenntnis­se über die Weiterentw­icklung zu sammeln“, sagt der Firmengrün­der.

Easelink bleibt in Graz

Zentrum des Schaffens soll allerdings Graz bleiben: „Mit der TU Graz, dem Start-upKnow-how im Science Park und der steirische­n Automobili­ndustrie haben wir hier in Graz ein sehr gutes Umfeld.“

Anders als viele Start-ups befindet sich Easelink aktuell zu hundert Prozent im Besitz des Gründers. „Unterstütz­t werden wir in unserem Vorhaben etwa durch die Programme der Förderbank aws (austria wirtschaft­sservice) sowie dem internatio­nalen EU-Innovation­sprogramm“, heißt es von Easelink.

 ??  ?? Bei der EaselinkLa­delösung genügt es, über dem Ladepad zu parken Italien.
Bei der EaselinkLa­delösung genügt es, über dem Ladepad zu parken Italien.
 ??  ?? Hermann Stockinger, der Gründer von Easelink
Hermann Stockinger, der Gründer von Easelink

Newspapers in German

Newspapers from Austria