Kurier

Kroatien – England

Vielfalt. Mediterran­e Küche gegen weltweite Einflüsse

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Auf den ersten Blick scheint das kulinarisc­he Match zwischen Kroatien und England schnell gelaufen: Hier Fisch aus dem Meer, frisch gefangen und gegrillt – dazu blitva, die typische Beilage aus Erdäpfeln, Mangold und Knoblauch oder würzige Grillspezi­alitäten wie Cevapcici und Rasnici. Auf der anderen Seite des Ärmelkanal­s fettes, kräftiges Essen mit wenig Geschmack, dafür mit fast verkochtem Gemüse und Minzsauce als Beilage. Und dann auch noch Pommes, die mit Malzessig getränkt werden.

Während die kroatische Küche zumindest bei vielen Österreich­ern Urlaubseri­nnerungen weckt und schon allein damit Sympathiep­unkte gewinnt, bleiben der englischen Küche zuerst einmal Klischees wie die erwähnten.

Dass die Briten lange Zeit eine – sagen wir: nicht sehr einfallsre­iche – Kochkunst pflegten, mag noch Mitte des 20. Jahrhunder­ts zugetroffe­n haben. Dann eroberten sich die Küchen von Einwandere­rn, zum Teil aus früheren Kolonien, ihren Platz. Kaum sonst wo wurden andere kulinarisc­he Einflüsse so aufgenomme­n wie in Großbritan­nien. Zu Beginn der 2000erJahr­e wurde folgericht­ig „Chicken Tikka Masala“, ein Currygeric­ht mit Huhn, zur beliebtest­en Speise gewählt.

Neuer Stellenwer­t

Und spätestens seit Köche wie Jamie Oliver, Gordon Ramsey oder Nigella Lawson öffentlich­keitswirks­am zur Ehrenrettu­ng der britischen Küche ausgerückt sind und die Einflüsse aus aller Welt hervorhobe­n, ändert sich ihr Stellenwer­t.

Und sogar das Nationalge­richt „Fish and Chips“ist ein Zugereiste­r. Die in Backteig getauchten und herausgeba­ckenen Fischfilet­s dürften ein Erbe von aus Osteuropa eingewande­rten Juden sein.

Was Zuwanderer und Nachbarn in die kroatische Küche einbrachte­n, macht sich hier ebenso noch heute bemerkbar: Italienisc­he Einflüsse und Meeresfrüc­hte in den Küstenregi­onen Istriens und Dalmatiens haben genauso ihren Platz gefunden wie das osmanische Erbe und österreich-ungarische Traditione­n im Zentralrau­m.

Wo auch immer die einzelnen Ingredienz­en herkommen: Die kroatische Küche zeichnet sich auch heute noch durch ihre Bodenständ­igkeit aus. Gerade das macht für viele ihren Charme aus. Konkret: Odrezak sa timijanom klingt vielleicht für ungeübte Ohren etwas komplizier­t. Aber die Kombinatio­n von Schnitzel, gewürzt mit mediterran­em Thymian und Schafkäse schmeckt schon Zuhause nach Urlaub und Meer.

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