300 Polizisten für Kroatien-Match
Fußball-WM. Reaktion auf Randale in Ottakring /Lokalbetreiber: „Problem sind nicht alteingesessene Kroaten“
Drei Festnahmen und 78 Anzeigen. So bilanzierte die Polizei die Krawalle der Fans am Samstag auf der Wiener Ottakringer Straße. Um erneute Ausschreitungen beim WM-Halbfinalspiel zwischen Kroatien und England am Mittwoch zu unterbinden, stockt die Exekutive massiv auf. Waren am vergangenen Samstag rund 100 Polizisten vor Ort gewesen, sind für Mittwoch derzeit mindestens 300 Beamte eingeplant.
„Wir haben die vergangenen Vorkommnisse einfließenlassen“,sagtSprecherPatrick Maierhofer. Die beiden finalen Besprechungen stehen aber noch aus, werden am Dienstag und am Matchtag geführt. Fix ist jedenfalls, dass KamerateamsdasGeschehen aufzeichnen werden.
Auch die Betreiber in den Lokalen auf der Ottakringer Straßegehenvoneinemenormen Fanansturm am morgigen Mittwoch aus. „Es wird wieder so eine riesige FanParty“, sagt Filip Jurić, Chef des Café Face. In sein Lokal gingen bis zu 200 Menschen. Dass sich im Verlauf eines Spieles dann so viele Fans auf der Straße tummeln, liege daran, dass viele Lokale einfach zu klein seien für die vielen, die zuschauen wollen. „Das Problem sind nicht die alteingesessenen Kroaten, sondern die Gäste aus Kroatien, die extra auf die Ottakringer Straße kommen und dann Bengalen (Signalfackeln,
Anm.) zünden“, sagt Jurić. Er rechnet damit, dass die Ottakringer Straße am Mittwoch deshalb wieder „notgedrungen“von der Polizei abgesperrt werden muss.
Zwei Schwerverletzte
Nach dem Sieg im Viertelfinale waren hunderte kroatische Anhänger auf die Straße gegangen, hatten den Verkehr blockiert und pyrotechnische Gegenstände gezündet. Ein Böller und eine bengalische Fackel trafen eine 20- und 21-Jährige.
Dem jüngeren Opfer drohte der Verlust der Hörfähigkeit auf einem Ohr, die Frau verließ das Spital mittlerweile wieder. Das zweite Opfer wird weiterhin stationär behandelt. Bei der Erstdiagnose bestand der Verdacht, dass die Frau auf einem Auge erblinden könnte.
Mittlerweile ermittelt auch der Verfassungsschutz gegen einige Fans. Mehrere Augenzeugen berichteten, dass sie entlang der Ottakringer Straße die in Kroatien verbotene Fahne des faschistischen Ustascha-Regimes gesichtet und „Sieg Heil“-Rufe gehörthätten.AufTwitterwurde ein Bild gepostet, auf dem ein Fan mit erhobener, ausgestreckter rechter Hand zu sehen ist.