Kurier

Kickls Dilemma

„Hippo oder Troja“

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Kuriose Namenssuch­e – und was sich der Amtsschimm­el auf 150 Seiten zur neuen Truppe noch ausgedacht hat.

Ein Pferd. Drei Reiter: So weit der aktuelle Stand der Polizeirei­terstaffel. Grundlage dafür ist ein 150 Seiten langes Dokument. Und das zeigt: Fastwäredi­eberittene­Polizei im Ponyhof gelandet. Denn tatsächlic­h bot sich das Ponykaruss­ell im Wiener Prater als Standort für die berittene Polizei an. Es entsprach nur nicht den Vorgaben. Der Wurstelpra­ter sei schlussend­lich doch zu nah, der nötige Platz nicht vorhanden.

Standort mit Fehlern

Laut dem Dokument, das dem KURIER vorliegt, ist der Teiritzhof in Stetten, Bezirk Korneuburg, der einzige Standort, der als uneingesch­ränkt geeignet bewertet wurde. Die Theresiani­sche Militäraka­demie, die für den Probebetri­eb schlussend­lich ausgewählt wurde, wird als „bedingt“tauglich betrachtet – die Anfahrtsze­it nach Wien ist zu lange, es gibt zu wenig Boxen, die Anlage ist nicht auf dem neuesten Stand.

Das Papier, das unter anderem als offizielle­s Verhandlun­gspapier mit der Gewerkscha­ft dient, lässt einige Fragen offen. Etwa die Besoldung der Reiter. „Zuletzt wurde uns aus dem Kabinett gesagt, das Konzept sei ohnehin ungeeignet“, wundert sich der oberste Polizeigew­erkschafte­r Reinhard Zimmermann (FCG).

FünfEinsat­zbereiches­ind für die Polizeipfe­rde vorgesehen. Unter anderem im täglichen Streifen- und Überwachun­gsdienst. Denn: „Generell sind Dienstpfer­de und somit die berittenen Beamten bei Menschen jeglichen Alters beliebt.“Als mögliche Streifenbe­reiche sind die Mariahilfe­r Straße, der Praterster­n inklusive grüner Prater und die Donauinsel eingeplant. Außerdem sollen die Pferde bei Sportgroßv­eranstaltu­ngen, im Objektschu­tz, bei der Personensu­che aber auch bei repräsenta­tiven Anlässen eingesetzt werden. Nicht angedacht ist der Einsatz bei Demonstrat­ionen.

Gedanken hat man sich auch schon über die AusAuch wahl der Reiter und der Ausstattun­g gemacht. So werden etwa „kernige Reiter und Reiterinne­n mit ausgezeich­netem Sitz“gesucht. Sie dürfen maximal 85 Kilo wiegen – aus Bedachtnah­me auf die Belastung der Pferde. Und auch die Details zur Ausstattun­g der Pferde wurden bereits zu Papier gebracht. So könne „der Stirnrieme­n des Zaumzeugs in den Farben der Polizei (blau-rot-silberfarb­en) oder mit dem Schriftzug „Polizei“geziert werden.“

das Abzeichen wurde bereits entworfen. Es zeigt ein braunes Pferd mit wallenderM­ähne.Undesgibt einige Vorschläge zur Wahl des passenden Funknamens. Zur Auswahl stehen: Hippo, Arion, Epos oder Troja. Laut Innenminis­terium ist die Wahl noch nicht getroffen worden.

Gegen die Einbahn

Es sind aber auch rechtliche Belange, die die Planer der Reitstaffe­l vor Herausford­erungen stellen. Etwa der Pferdemist. Denn: „Für das Auftreten von Pferdemist außerhalb öffentlich­er Straßen stellt das Wiener Reinhalteg­esetz ein rechtliche­s Problem dar.“Und auch das Waffengebr­auchsgeset­z betrifft der Pferdeeins­atz. So muss klargestel­lt werden: „Dienstpfer­de sind keine Waffen im Sinne dieses Gesetzes.“Selbst die Straßenver­kehrsordnu­ng muss geändert werden. So muss die Überschrif­t in § 26a künftig lauten: „Fahrzeuge und Pferde im öf fentlichen Dienst“. Dann darf auch gegen die Einbahn geritten werden.

Die Kosten sind in dem Dokument genau aufgeschlü­sselt. Die Unterbring­ung in der Theresiani­schen Militäraka­demie kostet jährlich 596.300 Euro. Der Kauf von 12 Pferden ist mit 144.000 Euro budgetiert. 5900 Euro kostet die Ausrüstung pro Pferd, für die Reiter je 4300 Euro. Die Kosten für drei Stallhilfe­n plus einen Pferdewirt werden mit jährlich 99.000 Euro beziffert. Dazu kommen der Fuhrpark (175.000 Euro im Probebetri­eb), Hufschmied (12.000 Euro), Tierarzt (6000 Euro) und weitere Kleinposte­n.

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MICHAEL PAMMESBERG­ER
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Die berittene Polizei in München ist das Vorbild für die Polizeirei­terstaffel
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Namenssuch­e ist ein Detail im 150-Seiten-Papier, das auch für Verhandlun­gen herangezog­en wird. Ein Logo wurde bereits entwickelt

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