Kurier

Gold der Zukunft: Kärntner Lithium-Mine vor Start

Lithium-Vorkommen. In Lavanttal arbeitet man an einem Vorzeigepr­ojekt: 2021 soll hier europaweit die erste Lithium-Mine in Betrieb gehen. Pro Jahr will man 10.000 Tonnen Lithium-Hydroxid aus dem Berg holen.

- VON IDA METZGER

In der Branche sagt man den Australier­n nach, echte „Trüffelsch­weine“zu sein. Nur dass im konkreten Business nicht nach der kulinarisc­hen Versuchung gesucht wird, sondern nach dem neuen Rohstoff der Begierde für moderne Batterien – nämlich Lithium. Denn so viel ist sicher: Die flächendec­kende Ausrollung einer Alternativ­e zu den Verbrennun­gsmotoren kann nur mit Elektroaut­os passieren. Und dazu benötigt man LithiumIon­en-Batterien.

Gemeinsam mit dem Lithium-Dreieck Bolivien, Chile und Argentinie­n hat Australien Beim Lithiumabb­au weltweit die Nase vorn . Perth gilt als das Silicon Valley des Lithium-Abbaus. Angesichts des Know-how ist es nicht verwunderl­ich, dass gleich zwei Australier maßgeblich mit an Board sind, um ein hoch spannendes Lithium-Projekt in Österreich zu starten. In Wolfsberg soll spätestens 2021 die einzige europäisch­e Lithium-Mine in Betrieb gehen.

424 Mio. Investment

Das Investitio­nsvolumen liegt bei 424 Millionen USDollar. Zumindest zehn Jahre sollen im Grenzland zwischen Kärnten und der Steiermark 10.000 Tonnen Lithiumhyd­roxid pro Jahr aus dem Berg geholt werden.

Wie stieß man auf dieses Vorkommen? Eigentlich ist es der Atomkraftw­erkruine Zwentendor­f zu verdanken. „Damals, Mitte der 1970erJahr­e, fuhr die Republik mit enormem finanziell­en Einsatz in Wolfsberg eine komplette Mine auf, weil man dachte, hier Uran zu finden. Das fand man zwar nicht, dafür aber Lithium. Der Rohstoff hatte damals keinen Marktwert, deswegen fiel die Mine wieder an den Besitzer zurück“, erzählt Stefan Müller, Aufsichtsr­atsmitglie­d von European Lithium.

40 Jahre nach Zwentendor­f hat Lithium einen Marktwert – und gar keinen geringen. Das Betreiberu­nternehmen European Lithium, welches in Wien und Frankfurt börsennoti­ert ist und den Firmensitz zeitnah nach Wolfsberg verlegen wird, wodurch die Wiener Börse auch zur Heimatbörs­e wird, rechnet bereits in den ersten zehn Jahren mit einem Roh-Erlös von 1,9 Milliarden US-Dollar. Dabei liegt der aktuelle Börsewert gerade einmal bei 100 Millionen Euro.

Allein von Dezember 2016 bis April 2017 stieg der Preis für Lithium-Hydroxid um 60 Prozent. „In den ersten drei Jahren werden wir das Investitio­nsvolumen wieder eingenomme­n haben. Laut den Prognosen wird sich die Mine sogar bis zu 20 Jahren betreiben lassen“, gibt sich Müller optimistis­ch. Rund 22 Millionen Tonnen Rohmateria­l sind nachweisba­r.

Kein Abraumprob­lem

Ist es heute angesichts der strengen Umweltaufl­agen überhaupt noch möglich, eine Mine in Österreich in Betrieb zu nehmen? Das Image, dass das Bergbau-Business dreckig und korrupt ist, wird für Afrika oder Südamerika gelten, in Europa ist man aufgrund der strengen Auf lagen weit davon entfernt. Im konkreten Fall steht auch die Kärntner Landesregi­erung hinter dem Projekt. Im struktursc­hwachen Lavanttal sollen durch den Abbau und vor allem durch die Weitervera­rbeitung des Lithiums und mögliche Batteriehe­rsteller 1400 neue Jobs entstehen.

Gegner des Projekts führen gerne das Argument ins Feld, dass es ein Problem mit dem Abraum

(nutzlose Gestein, welches die Lagerstätt­en von Rohstoffen überdeckt)

geben wird. Denn 800.000 Tonnen Gestein werden pro Jahr abgebaut, um 10.000 Tonnen Lithium-Hydroxid aus dem Berg zu holen. „Mit dem Abraum gibt es mit den modernen Techniken kein Problem mehr. Der Großteil des Abbaus passiert mit Robotern. Das Material, das wir nicht verwenden können verlässt den Berg nicht, sondern wird wieder zugeführt, um die Erzgänge zu verdichten“, erklärt Müller. „Als Vorbild lässt sich hier die extrem umweltfreu­ndliche Wolfram Mine in Mittersill nennen.“

Sauberes Lithium

Vor allem die Autoindust­rie achtet darauf, dass die Wertschöpf­ungskette der Batterie von der Mine bis zur Weitervera­rbeitung sauber ist. In Südamerika etwa gibt es das Problem, dass die LithiumGew­innung aus den Seen das Trinkwasse­r verknappt. „Sauberer als aus Österreich kann man Lithium auf dem Weltmarkt kaum bekommen“, so Müller.

Gut, aber sauberes Lithium aus Österreich wird teurer sein als „schmutzige­s Lithium“aus Südamerika. Wie will man da konkurrenz­fähig sein? European Lithium wird der Abbau einer Tonne Lithium 6000 US-Dollar kosten. „In Südamerika liegen die Kosten für eine Tonne derzeit bei 4500 Dollar“, erklärt Müller. Am Weltmarkt zahlen die Batteriehe­rsteller für eine Tonne rund 18.000 US-Dollar. „Das heißt, wir sind gar nicht so viel teurer. Dafür können wir garantiere­n, dass unser Abbau vollkommen sauber ist“, so Müller. Und Lithium wird immer mehr benötigt. So schätzt die Internatio­nale Energie-Agentur, dass 2030 bereits 125 Millionen Elektro-Autos auf den Straßen unterwegs sein werden. Zum Vergleich: 2017 waren es erst drei Millionen. Angesichts dieser Steigerung­sraten ist man in Wolfsberg in Goldgräber-Stimmung.

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2021 soll in Wolfsberg in Kärnten die bis dahin erste europäisch­e Lithiummin­e aufgefahre­n werden
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