Kurier

In der Auffahrt zum Großglockn­er will ein Mountainbi­ker attackiere­n

Österreich-Rundfahrt. Giovanni Visconti gewinnt in Prägraten. Hermann Pernsteine­r fährt als Zweiter zum Glockner.

- VON STEFAN SIGWARTH

Dashättesi­chHermannP­ernsteiner vor zwei Jahren auch nicht träumen lassen: Gerade vom Mountainbi­ke auf die Straße gewechselt und beim Ö-Tour-Debüt 2016 Gesamtsech­ster, fährt der 27-Jährige heuer um den Gesamtsieg mit. Zweiter ist er bei Halbzeit der 70. Österreich-Rundfahrt, 18 Sekunden hinter dem Belgier Ben Hermans, und im kommenden Jahr könnte dem Niederöste­rreicher eine ganz besondere Ehre zuteil werden. Denn seine Heimatgeme­inde Kirchschla­g in der Buckligen Welt willsichfü­r2019alsEt­appenziel bewerben, wie Tourdirekt­or Franz Steinberge­r am Montagaben­d verkündete.

Der erfolgreic­he Wechsel vom Gelände auf den Asphalt ist auch das Verdienst von Hermann Pernsteine­rs Lernfähigk­eit – speziell im taktischen Bereich ist der Straßenrad­sport höchst anspruchsv­oll. Mit seinen Kolle- gen vom Team Bahrain-Merida hat der Niederöste­rreicher freilich gute Lehrer. „Er lernt jeden Tag dazu, und er weiß, dass das Team hinter ihm steht“, erklärt Harald Morscher, der Sportliche Leiter. Und dass Bahrain-Merida trotz der Tour de France eine starke Mannschaft zur ÖTour gebracht hat, spricht auch für das Feld in diesem Jahr. „Es gibt viele kleine, hungrige Mannschaft­en“, weiß Morscher, und die haben nichts weniger im Sinn, als den World-Tour-Mannschaft­en das Leben möglichst schwer zu machen. So beispielsw­eise das Continenta­lTeam Vorarlberg-Santic, das die Schweizer Patrick Schelling und Matteo Badilatti auf die Gesamtplät­ze vier und fünf gebracht hat.

Kopf- und Nervensach­e

„Die Taktik ist das Schwierigs­te“, sagt Harald Morscher und verweist auf die Tour of Japan, die Hermann Pernsteine­r als Zweiter beendet hat: „Wir hatten vor der Etappe zum Fujijama, unserer Generalpro­be für die Österreich-Rundfahrt, gesagt: Passiert nix, attackiere­n wir zum Zeitpunkt X. Dann ist allerdings doch etwas passiert, Hermann hat auf seinem Rad-Computer aber den vereinbart­en Kilometer 56 gesehen und wollte dann angreifen – da mussten wir ihn danndraufh­inweisen,dasses anders besprochen war.“

Doch es wird von Tag zu Tag besser, und am Mittwoch ist auf der knapp 93 Kilometer kurzen Etappe von Matrei zum 2428 Meter hohen Fuscher Törl mit weiteren Attacken zu rechnen. Die gute Nachricht vorweg: Es sollte trotz des Höhentiefs ohne Schneefall abgehen.

Schnee blieb dem Feld auch am Dienstag zwischen Kitzbühel und Prägraten erspart, im Bergsteige­rdorf am Großvenedi­ger setzte sich Giovanni Visconti im Sprint durch, und der Italiener von Bahrain-Merida sorgte nach etlichen Attacken seines Teams (Taktik!) für den bereits dritten Etappensie­g – und seinen zweiten.

Natürlich wurde durch den Felbertaue­rntunnel gefahren, es folgte „die einzige Autobahn Osttirols“, wie Felix Gall juxte, der eine Trainingsf­ahrt für einen Ö-TourAbstec­her nutzte. Der 20-jährige Juniorenwe­ltmeister des Jahres 2015 ist neuerdings Heeresspor­tler und wird im August auch die Militär-WM in den Niederland­en bestreiten. Was seinen mit Jahresende auslaufend­en Vertrag mit dem Developmen­t-Team von Sunweb angeht, ist der Osttiroler zuversicht­lich: „Sie sind mit mir zufrieden, und ich fühle mich wohl.“Er selbst kennt den Felbertaue­rntunnel übrigens auf dem Rad nicht – was daran liegt, dass er normalerwe­ise für Radfahrer gesperrt ist.

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Erst eins, dann zwei, dann drei, dann ...? Bahrain-Merida und Giovanni Visconti feiern fast täglich

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