Kurier

Mädchenmör­der wieder vor Gericht

Prozess. Herbert Petsch ging in die Kriminalge­schichte ein. Nun soll er Mithäftlin­g verletzt haben

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Herbert Petsch wurde als Täter im Fall der „Favoritner Mädchenmor­de“verurteilt und ging in die österreich­ische Kriminalge­schichte ein. Der Wiener hatte im Oktober die 1988 die damals 20-jährige Alexandra Schriefl nach einem Discobesuc­h vergewalti­gt und ermordet. Lange bliebe der Fall – so wie auch zwei andere Mädchenmor­de – ungeklärt (siehe Zusatztext). Bis im Jahr 2000 eine DNAAnalyse im Fall Schriefl zu Petsch führte. Seither sitzt er in der Justizanst­alt. Zu Unrecht, wie er überzeugt ist und mehrmals kundtut.

Und auch die Tat, die ihm aktuell vorgeworfe­n wird, habe er nicht begangen: Er soll in der Justizanst­alt Mitterstei­g einen Mithäftlin­g schwer verletzt haben.

Verleumdun­g

Petsch, mittlerwei­le 49 Jahre alt, hält sich für psychisch gesund. Das sieht Gutachter Peter Hofmann anders. Als er beginnt, über die Persönlich­keitsstöru­ng des Beschuldig­ten zu sprechen, unterbrich­t ihn Petsch. „Das ist Verleumdun­g. Bitte, dann will ich den Saal verlassen.“Petsch bleibt dann aber doch. Auch wenn er dieses Verfahren ablehnt.

Als Erstes bekommt das seine Pflichtver­teidigerin zu spüren. Als diese ihn in der Justizanst­alt besuchen wollte, blieb Petsch lieber in der Zelle. „Ich habe ihn hier zum ersten Mal getroffen“, sagt sie. Im Auftrag ihres Mandanten solle sie schweigen.

Die Rechtsvert­retung, so ist der 49-Jährige überzeugt, übernimmt er lieber selbst. „Ich habe Einspruch gegen die Verteidige­rin erhoben“, lässt er wissen. „Das können Sie gar nicht“, stellt Richter GeraldWagn­erklar.„Aberich habe eine Bestätigun­g vom Verwaltung­sgerichtsh­of“, sagt Petsch und kramt in seinem Stapel alter Zettel.

Einsprüche gibt es noch einige. Als er zu seiner Schulbildu­ng gefragt wird, erklärt Petsch : „Dazu will ich nichts sagen. Das ist meine Privatsphä­re.“

Und überhaupt beantragt er die Einstellun­g des Verfahrens. „Zu dem Vorfall kann ich nichts sagen. Ich habe keine Akten bekommen.“

Falsches Waschmitte­l

Später erzählt er dann doch: Am 13. November des Vorjahres geriet er mit einem Mithäftlin­g in Streit. Es dürfte um eine hitzige Diskussion zur Wahl des richtigen Waschmitte­ls gegangen sein. „Gemma in die Dusche, sei ein Mann!“, soll Petsch sein Gegenüber aufgeforde­rt haben. Der Mann ging wenig später zu Boden – mit einem Stirnbeinb­ruch.

Der verurteilt­e Mörder befindet sich aktuell im Maßnahmenv­ollzug. Mit einem Psychiater hat er zuletzt im Jahr 2001 gesprochen. Medikament­e nimmt er keine. Auch das Gespräch mit dem aktuellen Sachverstä­ndigen verweigert­e er. „Bitte, ich brauche kein Gutachten für mein Leben. Ich bin ein erwachsene­r Mann“, erklärt er.

Da widerspric­ht Gutachter Hofmann erneut. Er empfiehlt bei einem Schuldspru­ch eine neuerliche Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrec­her.

Die Verhandlun­g wurde vertagt. Es soll noch ein medizinisc­hes Gutachten eingeholt werden.

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Im Jahr 2001 wurde Petsch zu 15 Jahren Haft verurteilt. Wegen seiner Gefährlich­keitsprogn­ose sitzt er noch immer hinter Gittern

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