Kurier

Ein Niederöste­rreicher will hoch hinaus

Österreich-Rundfahrt. Pernsteine­r bleibt Gesamtzwei­ter, ein Niederländ­er wurde Glocknerkö­nig

- – STEFAN SIGWARTH

Prinzipiel­l ist ja jede Etappe einer Österreich-Rundfahrt eine Königsetap­pe, wenn die Großglockn­er-Hochalpens­traße im Programm steht. Heuer ist das alles freilich gar nicht so einfach, denn die 70. Auflage der Traditions­veranstalt­ung ist voll von schwierige­n Tagen. Gestern jedenfalls war’s wieder einmal so weit, von Matrei über Felbertaue­rn und Zell am See ging es hinauf zum Fuschertör­l, und wer am Morgen früh genug dran war, durfte sich sogar an einem Graupelsch­auer auf 2430 Metern erfreuen.

Ansonsten wurde das verblieben­e Feld ordentlich geduscht im Pinzgau, 127 der ursprüngli­ch 138 Teilneh- mer gingen in den fünften Tag. Eine 13-köpfige Spitzengru­ppe hatte sich im Anstieg zum Felbertaue­rn abgesetzt, mit dabei Matthias Krizek (später Sieger der ersten Sprintwert­ung) und Marcel Neuhauser (Sieger der zweiten Sprintwert­ung).

Das große Frieren

„Einige hatten wohl nicht genug Kleidung für die Abfahrt vom Felbertaue­rn dabei“, urteilte später Pieter Weening. Der Niederländ­er vom Team Roompot-Nederlands­e Loterij ist ein Auskenner in Sachen Glockner, im vergangene­n Jahr hatte der 37-Jährige bereits die Trophäe des Glocknerkö­nigs eingefahre­n, heuer wiederholt­e er seinen Coup, nun sogar als Etappensie­ger. 15 Kilometer vor dem Ziel attackiert­e Weening im Hauptfeld, holte bald die Ausreißer ein – und ließ sie mit unwiderste­hlichem Tritt in den großen Gängen stehen. Er siegte solo, 49 Sekunden vor dem Russen Alexander Foliforow und 1:11 Minuten vor dem Italiener Simone Sterbini.

„Die Etappe war ja ziemlich kurz, drum habe ich mir gedacht, ich gehe all in – und als ich schon bald die Ausreißer gesehen habe, war mir klar, dass es klappen könnte“, sagte Weening, der an den ersten vier Tagen gar nicht in Erscheinun­g gefahren war. „Ich habe mich auch nicht gut gefühlt“, gestand Weening, der schon 2009 eine Etappe bei der Österreich-Rundfahrt gewonnen hat, damals in Prägraten in Osttirol.

Im Gesamtklas­sement gab es kaum Veränderun­gen, es führt weiter der Niederländ­er Ben Hermans vor Hermann Pernsteine­r aus Kirchschla­g in der Buckligen Welt.

Faktor Nervosität

Der Bahrain-Merida-Profi fuhr mit Hermans in einer Kleinstgru­ppe, „er hat auch ein paar Mal attackiert, um mich nervös zu machen“, sagte Hermans, „aber das hat er nicht geschafft.“Hermann Pernsteine­r war ja selbst „nervös, aber mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden. Morgen werden wir wieder versuchen, auf Sieg zu fahren.“

Am Donnerstag steht die nächste Königsetap­pe an: Von Knittelfel­d geht’s 167,9 Kilometer nach Wenigzell in der Oststeierm­ark, und royales Flair bezieht dieser Kurs durch die 3621 Meter Höhendiffe­renz. Zum Vergleich: Am Mittwoch waren es 2763 Meter auf 92,9 Kilometern. Riccardo Zoidl, der zwar offensiv fuhr, im Gesamtklas­sement auf die Besten aber nur vier Sekunden gut machen konnte und nun Gesamtsieb­enter ist, weiß, wie schwierig es werden kann – „vor allem, wenn ein paar Teams auf blöde Ideen kommen.“

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Keine Fernsicht: Das Feld bei der Auffahrt zum Fuscher Törl

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