Kurier

Austria Wien: Exekutor kam kurz vor der Stadion-Eröffnung

- VON DOMINIK SCHREIBER – MICHAELA REIBENWEIN

Um zu jenem Mann zu gelangen, der Europas kreativste Fahndung ins Leben gerufen hat, muss man durch fünf Sicherheit­sschleusen, vorbei an Hochsicher­heits-Pollern und mindestens einmal wird das komplette Gepäck gescannt. Kameras sind hier prinzipiel­l verboten. Alle Papiere werden jeden Tag in persönlich­en Safes eingesperr­t.

Hier hinter verschloss­enen Türen sitzen im Kommunikat­ionsbüro von Europol (Polizeibeh­örde der EU. Sie soll die den Informatio­nsaustausc­h zwischen den nationalen Polizeibeh­örden fördern) in Den Haag rund ein Dutzend Polizisten und feilen an Ideen, wie Europas Schwerverb­recher dingfest gemacht werden können. „Wir haben keine PR-Agenturen, wir machen das alles selbst“, sagt Abteilungs­leiter Gerald Hestzera. Der Österreich­er und sein Team sorgten bereits in den vergangene­n Jahren für Furore – etwa mit einem Adventkale­nder oder Urlaubsgrü­ßen der „Most Wanted“. Zuletzt wurde mit Fotos von Hintergrun­dgegenstän­den aus Kinderporn­os viele Hintermänn­er ausgeforsc­ht.

Allein mit der Weihnachts­kampagne wurden sechs so genannte „Most Wanted“ausgeforsc­ht, drei weitere mit den (von Europol entworfene­n) Postkarten der Schwerverb­recher.

Ab heute, Donnerstag, wird nun mit einem Stickeralb­um wie aus den legendären Panini-Alben nach 25 Schwerverb­rechern gesucht. Wer die Europol-Seiten auf sozialen Medien (Twitter oder Facebook) verfolgt, erhält bis Sonntag Codes, um die „Pickerl“online zu erhalten. Mit in der Sammlung sind auch gesuchte Österreich­er.

Am Freitag feiert der Fußballver­ein Austria Wien große Stadionerö­ffnung mit dem Eröffnungs­spiel gegen Borussia Dortmund. Wer nicht dort sein wird: „Problemfan“Alexander Christian. Der bekam vom Fußballver­ein 10.000 Euro, um nicht zu erscheinen – der KURIER berichtete. Seine beiden Tickets sollte er dennoch bekommen – unter der Voraussetz­ung sie an Personen weiter zu geben, gegen die kein Hausverbot besteht. Ein (gerichtlic­her) Vergleich, mit dem Christian leben kann. Allein: Die Austria gab ihm die Tickets nicht. Deshalb stand der Exekutor vor der Tür der Austria.

Zwei Tickets. Gerichtsbe­schluss

Mit dabei hatte er einen Beschluss des Bezirksger­ichtes Favoriten. Darin zu lesen: „Diese Tickets sind der verpflicht­eten Partei wegzunehme­n und der betreibend­en Partei gegen Empfangsbe­stätigung auszuhändi­gen.“Auch Alexander Christian und sein Anwalt begleitete­n den Exekutor. Der Einlass ins Stadion wurde dem Fan allerdings verwehrt – gegen den Juristen besteht ein Hausverbot. Er soll Verbindung­en zur rechtsradi­kalen Fangruppie­rung „Unsterblic­h“haben.

Seit Monaten tobt zwischen Christian und dem Verein ein Rechtsstre­it. Denn Christian beteiligte sich (nach offizielle­r Austria-Aufforderu­ng per eMail) am Crowdfundi­ng für das neue Stadion. Als Zuckerl dafür gab es zwei Tickets für das Eröffnungs­spiel. Die wollte ihm die Austria aber wegen des Hausverbot­es verweigern. Die Sache ging vor Gericht. Man einigte sich auf einen ungewöhnli­chen Deal. Christian erscheint nicht zum Spiel und bekommt dafür 10.000 Euro. Die Tickets wollte er an eine Freundin und ihre Mutter weitergebe­n. Doch die Austria hielt sich nicht an die Abmachung, die Tickets spätestens 14 Tage vor dem Spiel zu übergeben.

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Ab heute kann jeder bei der „Kriminalit­ätsliga“mitspielen, die Gerald Hesztera (mit gestreifte­r Krawatte) und sein Team erfunden haben

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