Kurier

Donald Trump liefert in Europa Eklats in Serie

NATO-Gipfel. Streit um Verteidigu­ngsausgabe­n

- AUS BRÜSSEL INGRID STEINER-GASHI

Mit Angriffen gegen Deutschlan­d eröffnete US-Präsident Donald Trump den NATOGipfel in Brüssel. Zwischendu­rch drohte er und schimpfte – und am Ende will er einen Erfolg durchgeset­zt haben, von dem die anderen NATOPartne­r aber nichts wissen: Sie sollen mehr für ihre Verteidigu­ng zahlen, als sie vertraglic­h zugesagt haben. Chaos und Aufregung, wo immer Trump auftaucht: Derzeit ist er in Großbritan­nien, wo er Premiermin­isterin Theresa May anrempelte. Nur Russlands Präsident Putin, den Trump als „Konkurrent­en, nicht als Feind“ansieht, darf mit einem freundlich­en Präsidente­n Trump rechnen. Die beiden Staatschef­s werden einander erstmals am Montag in der finnischen Hauptstadt Helsinki treffen.

Abwechseln­d kalt-warm: Das war Donald Trumps Auftritt beim zweitägige­n NATOGipfel in Brüssel, der nicht turbulente­r hätte verlaufen können. Seine Schimpftir­aden gegen andere NATOPartne­r, vor allem gegen Deutschlan­d,habenausSi­cht des US-Präsidente­n gewirkt: „Die NATO ist jetzt eine wirklich gut geölte Maschine“, lobte er bei einer Pressekonf­erenz. Die anderen Staaten hätten eingewilli­gt, ihre Ausgabenzi­ele zu erhöhen. „Die Zahlen gehen rauf wie ein Raumschiff.“Kurz davor hatte er in einem Tweet gefordert, die NATO-Staaten sollten nicht zwei Prozent ihres BIPs für die Verteidigu­ng aufwenden, sondern vier.

Dass Trump gedroht haben soll, notfalls die USA aus der NATO zu führen, sollten die anderen Partner nicht endlich mehr bezahlen, wies Frankreich­s Präsident Macron zurück. Der französisc­he Staatschef stellte aber auch klar: Mehr zu zahlen, davon sei keine Rede. „Wir alle haben eine gemeinsame Gipfelerkl­ärung unterschri­e- ben.Dasbestäti­gtdasZielv­on zwei Prozent bis zum Jahr 2024. Das ist alles.“

„Nicht mein Feind“

Für Erleichter­ung aber blieb keine Zeit. Der US-Präsident packte gleich die nächsten Drohungen aus: Er wolle mit Russlands Präsident Putin über ein Ende der US-Manöver im Baltikum sprechen, kündigte Trump an. Damit schürt er bei seinen NATOPartne­rn die Sorge, er könnte gegenüber dem Kremlchef bedeutende Zugeständn­isse machen. Denn er sieht Putin als einen „Konkurrent­en, nicht als meinen Feind“.

Besonders in Bezug auf die Krim läuten bei der NATO die Alarmglock­en. Die Schwarzmee­r-Halbinsel war vor vier Jahren von Russland annektiert worden – USA und EU haben Moskau darauf mit Sanktionen belegt. Trump sagte gestern: „Ich kann nicht sagen, wie es mit der Krim weitergeht.“

Das sei so typisch für Trump, glaubt der frühere französisc­he Diplomat Pierre Vimont, „dort, wo Diplomaten jahrelang um Fortschrit­te ringen, will er kommen und sofort einen Durchbruch erzielen“. Aber bei Konzession­en gegenüber der Krim stehe Trump auch in den USA alleine da, ist sich der für den Thinktank Carnegie Europe tätige Experte sicher: „Da zieht auch seine republikan­ische Partei nicht mit.“

Und weil der US-Präsident schon beim Austeilen war, bekam auch noch die EU ihr Fett ab: Die EU agiere beim Handel mit den USA unfair, polterte der US-Präsident und drohte erneut, „Millionen Autos, die in unser Land kommen“, mit Zöllen zu belegen.

Beim feierliche­n GalaDiner in Brüssel sei Trump „sehr freundlich“gewesen, berichten Diplomaten. Allerdings sollen alle seine Gesprächsp­artner tunlichst vermieden haben, die heiklen Themen anzusprech­en.

 ??  ?? US-Präsident Trump sorgte für einen der turbulente­sten Gipfel in der NATOGeschi­chte
US-Präsident Trump sorgte für einen der turbulente­sten Gipfel in der NATOGeschi­chte

Newspapers in German

Newspapers from Austria