Kurier

Krankenkas­sen: Ausgabenbr­emse hat negative Folgen für Patienten

Sozialvers­icherung. Der Streit um das Krankenkas­sensystem nimmt an Heftigkeit zu und entzweit Türkis und Schwarz.

- VON DANIELA KITTNER

Eine „Achse der Blockierer“nennt ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer die Spitzen von Sozialvers­icherung und Ärztekamme­r. Diese würden sich „weiter im Hinterzimm­er alles auspackeln wollen, egal, wer gewählt wurde“. Sie würden „zur Rettung der eigenen Macht Patienten und Arbeitnehm­er verunsiche­rn“.

Was hat den Türkisen derart in Rage gebracht?

Der Chef des Hauptverba­nds der Sozialvers­iche- rungsträge­r, Alexander Biach, gab gemeinsam mit ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres eine Pressekonf­erenz, um Folgen der gesetzlich­en Ausgabenbr­emse aufzuzeige­n, die Türkis-Blau über die Sozialvers­icherung verhängt hatte. Biach ist ÖVPler, Vizepräsid­ent der Wiener Wirtschaft­skammer und VP-Obmann im Bezirk Margareten.

Im Namen von Kopf

Seinen öffentlich­en Appell an die Regierung, sie möge doch mit der Sozialvers­icherung über die Kassenrefo­rm „in einen Dialog treten“, äußerte Biach auch im Namen von Karlheinz Kopf. Kopf ist Generalsek­retär der Wirtschaft­skammer und ÖVPAbgeord­neter.

In der Sache geht es bei dem Krach um die erwähnte Ausgabenbr­emse. Laut Biach würden dadurch 33 Bauvorhabe­n im Auftragswe­rt von 400 Millionen Euro gestoppt. Die Investitio­nen sind zum Teil geplant, um zu sparen – zum Beispiel soll das UKH in Klagenfurt Einrichtun­gen des LKH nutzen können. Zum Teil sind Bauten nötig, um Versorgung­slücken zu schließen. Katzian erzählt ein Beispiel aus WienFavori­ten, wo es an Kinderärzt­en mangelt. Dort soll in das bestehende Krankenkas­sengebäude am Wienerberg eine Kinderambu­lanz hineingeba­ut werden, um die Patienten zu versorgen.

Viele Jungärzte wollen nicht mehr so arbeiten wie die Ärzte der Babyboom-Generation, die bald pensionsre­if sind. Das führt vor allem am Land zu Ärztemange­l. Die Kassen versuchen, mit JobSharing (erstmals sollen sich in der Steiermark zwei Ärzte einen Kassenvert­rag teilen dürfen) und höheren Ärztehonor­aren den Engpässen entgegenzu­wirken.

Kassen aushungern

Szekeres und Katzian sagen, wenn man das Kassensyst­em aushungere, treffe man nicht die Ärzte, die würden Privatpati­enten finden: „Es geht um jene Versichert­en, die sich keine Privatmedi­zin leisten können, und um die steigende Zahl von Älteren. Sie haben ihr Leben lang ins System eingezahlt und ein Recht, versorgt zu werden.“

Die Regierung entgegnet, es seien keine Nachteile für Patienten zu befürchten.

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