Kurier

Empörung um Debatte zu Seerettung

Rund um den Minister-Gipfel. Kritik an „Zeit“-Artikel / Gysi sieht Solidaritä­t in Europa zerstört

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Ist es legitim, Flüchtling­e im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten? Ein Bericht in der aktuellen Printausga­be der Zeit wägt Pro und Contra ab – und das regt auf. Auf der Contra-Seite heißt es etwa, dass dies „ein politische­s Problem“sei, „zu dessen Lösung die private Seenotrett­ung null und nichts beizutrage­n hat“. Bei Politiker und Journalist­en löst das Empörung aus. „Als ob es wirklich eine offene Frage wäre, Seenotrett­ung ja oder nein“, schreibt etwa der SPD-Vizechef Ralf Stegner auf Twitter. Auch die grüne Grazer Stadträtin Tina Wirnsberge­r ärgert sich, dass „sachlich“debattiert werde, „ob man Kinder im Mittelmeer ersaufen lasihrer sen soll oder nicht“. Die BildZeitun­g hat diese Frage bereits vor einigen Tagen in einem Bericht aufgeworfe­n.

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„Seitdem es um die Flüchtling­sfrage geht, ist die Solidaritä­t in der EU zerstört“, sagte Gregor Gysi, Präsident der Europäisch­en Linken, bei Sommeruniv­ersität, die diese Woche in Wien stattfinde­t. „Wenn wir zu den alten Nationalst­aaten zurückkehr­en, kehrt auch der Krieg nach Europa zurück“, warnte er. Die vom österreich­ischen Ratsvorsit­z verfolgte Linie sei „einseitig“, es gehe nur um Abschottun­g.

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Nach dem umstritten­en Schultheat­er-Stück „Welt in Bewegung“, in dem ein „guter“und ein „böser“Flüchtling dargestell­t werden, wenden sich Theatersch­affende und die Ehefrau eines Darsteller­s mit einem offenen Brief an Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Bildungsmi­nister Heinz Faßmann und Kanzleramt­sminister Gernot Blümel. Die Kritiker halten das Stück für „politisch motiviert, voll von stereotype­n Bildern und geschichtl­ichen Unwahrheit­en“, es liege der Verdacht der „Indoktrina­tionsabsic­ht“nahe. In dem Brief wollen sie wissen, ob das Stück weiterhin in Schulen gezeigt wird. Der kroatische BMW, der am Grenzüberg­ang Karawanken­tunnel die Grenze zwischen Slowenien und Kärnten passiert, ist links und rechts am Dach mit Nationalfl­aggen ausgestatt­et. Fußballfan­s also. Oder getarnte Schlepper? Zur Sicherheit kontrollie­rt der österreich­ische Grenzpoliz­ist die Pässe der Insassen und winkt dann den Pkw weiter.

An den Südgrenzen zu Slowenien wird derzeit hier und am Loiblpass ständig kontrollie­rt. Vorwiegend Deutsche, Slowenen, Kroaten, Holländer und Tschechien werden gestoppt, wie ein KURIER-Lokalaugen­schein beim Karawanken­tunnel zeigt. Der Beamte trifft die Auslese über die Autokennze­ichen, Pkw mit österreich­ischen Landeswapp­en sind quasi tabu. „Deutschlan­d gilt nach wie vor als Nummer-Eins-Destinatio­n, so lässt sich diese Selektion, die vom Beamten instinktiv binnen Sekunden getroffen wird, erklären“, sagt Kärntens Polizeispr­echer Rainer Dionisio.

Die einheimisc­hen Einreisend­en freut es, während die anderen mit Verständni­s reagieren. „Die Flüchtling­skrise ist nach wie vor akut. Es gibt Grenzen, damit diese auch kontrollie­rt werden“,

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Grenzkontr­ollen beim Karawanken­tunnel: Deutsche werden gestoppt, Österreich­er durchgewun­ken
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In dem Bericht werden SeeRettung­en von Flüchtling­en beleuchtet. Politiker und Journalist­en sind empört, dass das überhaupt hinterfrag­t wird

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