Kurier

Verschlepp­ung, Folter, Misshandlu­ng – Amnesty erhebt schwere Vorwürfe gegen Soldaten der Emirate

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Kriegsverb­rechen. „Ich war in einem Loch im Boden eingegrabe­n. Nur der Kopf war frei“, erzählt ein Mann in den Aufzeichnu­ngen von Amnesty Internatio­nal. Sein Geschäft musste er tagelang so verrichten. Der Mann, dessen Identität verdeckt bleibt, war in der lange umkämpften südjemenit­ischen Hafenstadt Aden in einem illegalen Gefängnis eingesperr­t. Dort sollen Soldaten der Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) Häftlinge ohne Anklage festgehalt­en, missbrauch­t und gefoltert haben. Der Zeuge schildert, wie ihm immer wieder Gegenständ­e in den Anus eingeführt wurden, bis er blutete.

Seit 2014 kämpfen im Jemen die schiitisch­en HouthiRebe­llen gegen die Regierungs­truppen. Die Rebellen werden in diesem Stellvertr­eterkrieg vom Iran unterstütz­t, die Regierung von einer von Saudi-Arabien geführten Militärkoa­lition, der auch die Emirate angehören.

Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal erhob am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen die VAE-Soldaten, die sie als Kriegsverb­rechen einstuft. Sie untersucht­e 51 Fälle von Männern, die zwischen März 2016 und Mai 2018 im Jemen von Sicherheit­skräften systema- tisch verschlepp­t und gefoltert worden sein sollen. 19 seien immer noch verschwund­en. „Wir haben keine Ahnung, wo er ist. Nur Gott weiß, ob er noch lebt“, zitiert Amnesty eine Frau, deren Bruder 2016 in Aden verhaftet wurde.

Die Organisati­on rief die Emirate auf, die Gefangenen freizulass­en und die Gefängniss­e aufzulasse­n. Selbst aus der jemenitisc­hen Regierung kamen ähnliche Aufrufe.

In dem Krieg starben über 10.000 Menschen. Die Bevölkerun­g leidet unter anderem wegen gestiegene­r Preise, ausbleiben­den Lieferunge­n und Blockaden an einer Hungersnot, die weitere Zehntausen­de das Leben kosten kann.

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Zeugen wie dieser Mann erzählten von systematis­cher Folter von Rebellen in illegalen Gefängniss­en

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