Kurier

Die Kirchenglo­cken haben geläutet

Burgenland. Die Volksgrupp­e freut sich mit den Kickern aus Kroatien

- – C. KOGLBAUER, R. PITTNER

Freudig nimmt Stanko Horvath das Telefonat des KURIER entgegen. Der Präsident des Kroatische­n Kulturvere­ins des Burgenland­es (Hrvatsko kulturno društvo u Gradišću) urlaubt mit Frau und Tochter im kroatische­n Trogir, wo er Mittwochab­end auch das WM-Halbfinals­piel mitverfolg­t hat. „Nach dem Match haben hier die Kirchenglo­cken geläutet und die Schiffssir­enen sind ertönt“, schildert Horvath. Auch im Burgenland fiebere man mit den Sportlern mit. Ausschreit­ungen gibt es hier keine; „Fußball ist eben DER völkerverb­indende Sport“, meint Horvath.

Etwa 20.000 bis 25.000 burgenländ­ische Kroaten leben in Pannonien. „Jetzt, wo Kroatien im Finale steht, sind viele stolz auf ihre Wurzeln“, sagt Landtagspr­äsident und ASKÖ-Präsident im Burgenland, Christian Illedits, und fügt dazu: „Kroatien ist ja das liebste Urlaubslan­d der Burgenländ­er.“

Die Liste der Prominente­n aus der Volksgrupp­e ist lang. Sie reicht von Ex-Bundeskanz­ler Fred Sinowatz, über Boxlegende Hans Orsolics bis zu den drei Resetarits­Brüdern. Auch die TV-Talkerin Barbara Karlich hat kroatische Wurzeln. Sie ist sich sicher: „Kroatien ist Fußballwel­tmeister 2018“, wie sie erklärt: „Es tut mir leid, liebe Franzosen“.

Die Vorfahren der Burgenland-Kroaten waren Migranten, die nach der ersten Türkenbela­gerung im Jahr 1529 flohen. 100.000 Kroaten siedelten sich im Grenzgebie­t von Österreich, Ungarn und der Slowakei an.

Kerngebiet Burgenland

Kern des Siedlungsg­ebietes war das heutige Burgenland und der östliche Teil Niederöste­rreichs. Im Juli 2000 wurden in 47 Gemeinden bzw. Ortsteilen zweisprach­ige Ortstafeln aufgestell­t.

Illedits erinnert sich zurück: Damals war er SPÖBürgerm­eister in der Gemeinde Draßburg (Rasporak) im Bezirk Mattersbur­g. „Im Vorfeld gab es schon etliche Diskussion­en um die zweisprach­igen Ortstafeln.“ Die Schilder seien auch übermalt worden. Damals sei es vielen peinlich gewesen, Mitglied der Volksgrupp­e zu sein. Das Erlernen der kroatische Sprache sei vernachläs­sigt worden, sagt auch der derzeitige Bürgermeis­ter Christoph Haider (SPÖ). Das ändere sich nun.

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Barbara Karlich drückt den Kroaten die Daumen; Stanko Horvath (re.) und seine Familie im Fußball-Fieber
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