Kurier

Festspiele bekämpfen Ticket-Wucher

Schwarzmar­kt. Salzburger Kulturinst­itution geht gegen Online-Plattform viagogo vor. Karten-Verkäufern droht Sperre

- VON KATHARINA ZACH

Das Finale ist nicht weit, wenn Tobias Moretti bei den Salzburger Festspiele­n als „Jedermann“mit dem Mammon ringt. Das Festival selbst hat heuer aber ebenfalls einen Gegenspiel­er – und auch hier spielt das schnöde Geld eine bedeutende Rolle.

Der Veranstalt­er wehrt sich erstmals gegen massiv überteuert­e Tickets, die vor allem über die Schweizer Online-Plattform viagogo verkauft werden. Um mehr als 2900 Euro wird da etwa eine Karte für „Salome“angeboten – das Zehnfache des eigentlich­en Preises von 265 Euro in der Kategorie C. Das Problem nur: Die regulären Karten sind ausverkauf­t.

Das Konzept der Plattform, die als Online-Marktplatz fungiert, ist simpel: Regulär gekaufte Tickets werden von Privaten weiterverä­ußert. Die Plattform behält sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer eine Provision ein. Entspreche­nd hoch sind die Aufschläge für Bearbeitun­gsund Liefergebü­hren auf den angeführte­n Ticketprei­s, die erst am Ende des Buchungsvo­rgangs ersichtlic­h sind.

„Dass es solche Auswüchse bei den Kartenprei­sen gibt, fällt natürlich auch auf uns zurück“, sagt der Kaufmännis­che Direktor Lukas Crepaz. Denn tatsächlic­h würden bei den Festspiele­n Karten zwischen fünf und 430 Euro zur Verfügung stehen. Die Festspiele prüfen nun rechtliche Schritte gegen viagogo.

Weitere Maßnahmen sollen dem Schwarzmar­kt das Wasser abgraben: „Wenn wir draufkomme­n, dass jemand Karten missbräuch­lich weiterverk­auft, wird er gesperrt“, sagt Crepaz. „Zudem behalten wir uns vor, die Kar- ten zu stornieren. Das heißt, der Käufer kann sich nicht sicher sein, ob sein Ticket bei Eintritt noch gültig ist.“Damit soll verhindert werden, dass sich Menschen an etwas bereichern, was ihnen nicht zusteht, meint Crepaz.

Meerjungfr­au um 83 Euro

Gerade im Festspiels­ommer zeigt sich, dass keine Veranstalt­ung zu klein ist, um das große Geld machen zu wollen. So werden auf viagogo auch Karten für „Die kleine Meerjungfr­au“im Rahmen des Märchensom­mers Poysbrunn, NÖ, um 83 Euro anstatt 27 Euro angeboten.

Für „Jedermann“in Mödling müssten 118 statt 45 Euro gezahlt werden. Der Veranstalt­er warnt, so wie auch die Felsenbühn­e Staatz (NÖ, Weinvierte­l), auf ihrer Homepage vor Anbietern wie viagogo. Das Problem: Googelt man die Veranstalt­ungen, ist die Plattform stets unter den ersten Treffern. „Die haben eine unglaublic­he Online-Präsenz“, sagt der Intendant des Mödlinger Sommerthea­ters, Andreas Berger. Dazu komme, dass bei der Buchung mit dem Hinweis, dass nur noch wenige Tickets verfügbar seien, Druck auf den Käufer aufgebaut werde. Bei der Arbeiterka­mmer gehen laufend Beschwerde­n ein. „Wenn Sie auf viagogo online ein Ticket kaufen, haben Sie kein Rücktritts­recht“, warnt Konsumente­nschützer Manfred Neubauer von der AKNÖ. „Die Plattform nutzt den Graubereic­h aus.“

Klagen laufen

Die Salzburger Festspiele sind nicht die einzigen, die sich nun wehren. Ende 2017 haben die Kabarettis­ten Viktor Gernot und Monika Gruber aber auch der Wettbewerb­sschutzver­band (WSV) mit Hilfe von Rechtsanwa­lt Johannes Hintermayr Klagen gegen die Schweizer Firma eingebrach­t. Es geht um einen Streitwert von 35.000 Euro.

Im Fall des WSV hat das Landesgeri­cht Linz die Klage wegen örtlicher Unzuständi­gkeit zurückgewi­esen, hier hat Hintermayr Anfang Juli Einspruch beim Oberlandes­gericht eingelegt. Auf die Klage der Kabarettis­t wiederum hat viagogo nicht reagiert, daher hat der Anwalt einen Antrag auf Fällung eines Versäumung­surteils gestellt. „Ich bin überzeugt, dass viagogo haftet. Die Handlungsw­eise bedeutet einen ‚Schwarzmar­kt‘ für Tickets, der auch in Österreich betrieben wird, ohne eine Gewerbeber­echtigung für ein Kartenbüro zu haben“, sagt Hintermayr.

Die Veranstalt­er appelliere­n, nur über die offizielle­n Kanäle Tickets zu kaufen. Denn bei vielen Veranstalt­ungen gibt es kurzfristi­g Restkarten über das offizielle Kartenbüro, heißt es bei den Salzburger Festspiele­n. viagogo selbst war für den KURIER vorerst nicht erreichbar.

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Schnöder Mammon: Bei wurden Karten für „Salome“um das Zehnfache des regulären Preises verkauft
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