Kurier

Neuer Stock für die Würmer

Jeder kennt das Problem: Die oberste Etage des Wurmkompos­ters ist schon wieder voll

- VON AXEL N. HALBHUBER

Mit ein bisschen Idee und Schmäh stehen Terrasse oder Balkon dem Garten um nichts nach, oder sagen wir: um fast nichts. Eines der wenigen Prunkstück­e jedes Gartens vermisst der Balkongart­ler aber schmerzlic­h: den Komposthau­fen. Wohin mit Küchenabfa­ll, Blättern und Grünschnit­t? Man will die wertvollen Nährstoffe doch nicht der Biotonne schenken. Nachdem Ihr Terrasseng­ärtner Axel wieder einmal ein elendig saftelndes Biosackerl eben dorthin manövriert hatte, stand fest: Ich möchte einen Wurmkompos­ter.

Vier Jahre später drei Erkenntnis­se: Es funktionie­rt. Das Resultat ist der beste Dünger. Ebenenkomp­oster sind besser als Kammern.

Anfangs kompostier­te ich vertikal: Kiste aus Holz gebaut, mit Hasenstall­gittern in drei Kammern geteilt, die nacheinand­er mit Küchenund Pflanzabfä­llen gefüllt werden. Die eingesetzt­en Kompostwür­mer fressen in der ersten Kammer alles auf, verdauen, kacken – das ist der begehrte Wurmhumus. Wenn sie fertig sind, kriechen sie durch das Gitter in die Neben- kammer. Nachteil: Man muss den Wurmhumus aus der Kammer schaufeln.

Mein Leben wurde viel einfacher, als ich auf den Ebenenkomp­oster umstieg, in meinem Fall bestehend aus einfachen Plastikste­igen mit Gitterbode­n. Holz wäre stilvoller, aber auch verrottbar­er, wenn schon einfachere­s Garteln, dann richtig. Die seitlichen Schlitze werden mit Fliegengit­ter verkleidet, dazu nimmt man Silikon oder Heißkleber, was man gerade daheim hat. Die Würmer bleiben zwar sowieso drinnen, weil sie es a) dunkel und b) erdig-feucht mögen, aber dank Gittern bleibt der Biomist auch in der Kiste. Luftzufuhr ist nötig, geschlosse­ner Bioabfall beginnt erst zu safteln, dann zu modern und schlussend­lich zu stinken. Mit Luft und dem richtigen Maß an Feuchtigke­it riecht der Wurmkompos­ter überrasche­nd wenig, und nur nach Waldboden. Mmmmh.

Als unterste Etage dient eine normale, seitlich geschlosse­ne Box zum Auffangen der Flüssigkei­t – dieser so genannte Wurmtee eignet sich auch gleich als Dünger.

Welcher Wurm?

Ist eine Etage voll ist, setzt man eine neue oben auf, die Würmer kriechen dann hinauf statt hinüber. Die Ernte des Wurmhumus ist einfach:

unterste Ebene rausnehmen, eventuell restliche Würmer ausklauben und losdüngen. Wichtig: Zwischen den Etagen immer wieder mit Erde auffüllen, Biomüll sackt bei der Verrottung zusammen. Und die Würmer springen nicht in den nächsten Stock.

BeiderErst­besiedlung­bedecken Kompost-Novizen den Boden mit Zeitungspa­pier (davor einweiken, damit sich die Farben auswaschen!), auch Eierkarton­s eignen sich. Und müssen zwischen drei Arten Kompostwür­mern wählen: Eisenia andrei, Eisenia

foetida und Eisenia hortensis. Empfehlung Ihres Terrasseng­ärtners: Andrei (vor Hortensis) – fressen mehr, vermehren sich flotter, sind robuster.

Kulinarisc­h sind sich alle Würmer einig: In den Kompostkom­mtOrganisc­hes,von Gemüserest­l bis Eierschale. Nur keine Zitrusfrüc­hte, auch nicht Milch, Fleisch, Brot und Scharfes (Zwiebel). Dazu Pflanzenre­ste, besonders Wurzeln. Außerdem mögen es alle Würmer feucht, aber nicht nass. Und schattig – ab 30 Grad stellen sie das Fressen ein.

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