Raimund rockt in Gutenstein: Heuer gibt es „Der Verschwender“
Kritik. Fee Cheristane (Grischka Voss mit markanter Sprache) entwindet sich zum letzten Treffen mit ihrem Geliebten Flottwell einer Versenkung, ihr helfender Geist Azur (Prinzipalin Andrea Eckert mit raumfüllender Präsenz) schleicht mit der Ausstrahlung einer Shakespearschen Erscheinung umher, Kammerdiener Wolf (Dominik Warta) führt selbstverliebte Tänze um sich selbst auf: Veronika Glatzner inszeniert Raimunds „Der Verschwender“in Gutenstein höchst körperbetont, choreografisch, marionettenhaft – und entfernt jede Patina von dem Stück, dessen sozialkritische Komponente sie zuspitzt.
Wendig
Aus ihren Schauspielern formt sie wunderbare Charaktere: Martin Bermosers Flottwell ist ein Sunnyboy, wenn er nicht gerade ein bisschen auszuckt; gealtert und verarmt klettert er immer noch wendig das Bühnengerüst hoch. Nichts Böses tut dieser reiche Mann, nur immer wieder Unüberlegtes. Als unverbrüchlich treuer Diener Valentin überzeugt Holger Schober mit schlichter Natürlichkeit – auch bei der gefährlichen Klippe des „Hobelliedes“, das er eher philosophisch rezitiert als aussingt. Eine quirlige Comedia dell’Arte-Figur ist seine selbstbewusste Rosa Elisa Seydel. Eine witzige Bühnenbildlösung haben Marie und Paul Sturminger entwickelt: Die Bauelemente sind aus dem die ganze Bühne bedeckenden Teppich herausgeschnitten und werden je nach Bedarf hochgezogen und wieder abgesenkt. Die vielseitigen Musiker um Michael Pogo Kreiner sind in das Stück integriert und schlüpfen in wechselnde Rollen – Simon Alois Huber als schriller Juwelier mit Conchita-Affinität und besonders die hinreißende Christina Polzer (Amalie, Fritzi, Liesl). Raimund rockt!
KURIER-Wertung: