Blechbieger
Wie sich Europas Autoindustrie in neue Abhängigkeiten begibt.
Wenn sich Techniker in der Autoindustrie über ihre Zunft lustig machten, nannten sie sich „Blechbieger“. Um die Jahrtausendwende, kurz vor der Internetblase, wurde der Begriff zum Schimpfwort und gleichgesetzt mit Dinosaurier. Vor allem von der vor Selbstsicherheit strotzenden Elektronik-Industrie.
Doch nun ist die Autoindustrie wieder „hip“. Sie ist auf den Elektronik-Zug aufgesprungen, die großen Hersteller setzen voll auf die Automatisierung des Fahrens. Experten aus dem Software-Bereich werden händeringend gesucht. Hochgezwirbelte Algorithmen scheinen gefragter als solides Wissen über Thermodynamik, Werkstoffe oder Mechanik.
Stimmen wie etwa auch von Christian Strube, Technik-Entwicklungschef von Skoda, die davor warnen, dass der Industrie die Fachkräfte und somit das Wissen bei der Hardware, sprich, beim Handwerk, beim „Blechbiegen“, verloren gehen, werden zu wenig gehört. Umso weniger, als sich diese Geringschätzung gegenüber handwerklichem Gestalten schon ab dem Kindesalter zeigt. Die Kleinen sind Experten von „Wisch und weg“beim Smartphone, aber einen Papierflieger falten können nur mehr wenige. Verstärkt wird der Trend dadurch, dass die europäischen Autohersteller und Zulieferer immer öfter ganze Werke für Basiskomponenten nach Asien verkaufen.
Europa exportiert damit nicht nur Tausende Arbeitsplätze, sondern auch eine etwa im Metallbereich jahrtausendelange Erfahrung.
Auch autonome Autos brauchen nicht nur Software.