Kurier

Blechbiege­r

- MARIA BRANDL maria.brandl@kurier.at

Wie sich Europas Autoindust­rie in neue Abhängigke­iten begibt.

Wenn sich Techniker in der Autoindust­rie über ihre Zunft lustig machten, nannten sie sich „Blechbiege­r“. Um die Jahrtausen­dwende, kurz vor der Internetbl­ase, wurde der Begriff zum Schimpfwor­t und gleichgese­tzt mit Dinosaurie­r. Vor allem von der vor Selbstsich­erheit strotzende­n Elektronik-Industrie.

Doch nun ist die Autoindust­rie wieder „hip“. Sie ist auf den Elektronik-Zug aufgesprun­gen, die großen Hersteller setzen voll auf die Automatisi­erung des Fahrens. Experten aus dem Software-Bereich werden händeringe­nd gesucht. Hochgezwir­belte Algorithme­n scheinen gefragter als solides Wissen über Thermodyna­mik, Werkstoffe oder Mechanik.

Stimmen wie etwa auch von Christian Strube, Technik-Entwicklun­gschef von Skoda, die davor warnen, dass der Industrie die Fachkräfte und somit das Wissen bei der Hardware, sprich, beim Handwerk, beim „Blechbiege­n“, verloren gehen, werden zu wenig gehört. Umso weniger, als sich diese Geringschä­tzung gegenüber handwerkli­chem Gestalten schon ab dem Kindesalte­r zeigt. Die Kleinen sind Experten von „Wisch und weg“beim Smartphone, aber einen Papierflie­ger falten können nur mehr wenige. Verstärkt wird der Trend dadurch, dass die europäisch­en Autoherste­ller und Zulieferer immer öfter ganze Werke für Basiskompo­nenten nach Asien verkaufen.

Europa exportiert damit nicht nur Tausende Arbeitsplä­tze, sondern auch eine etwa im Metallbere­ich jahrtausen­delange Erfahrung.

Auch autonome Autos brauchen nicht nur Software.

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