Kurier

Angst vor neuen Infektions­herden in Österreich

Anschober besorgt über regionale Cluster. Urlauber aus dem Hotspot Gütersloh dürfen nur unter Auflagen einreisen

- CHRISTIAN WILLIM

Pandemie. Der Kreis Gütersloh wird bereits als das Ischgl Deutschlan­ds bezeichnet. Über 1.500 Mitarbeite­r einer Tönnies-Fleischfab­rik in der Region im Nordosten NordrheinW­estfalens (NRW) haben sich mit dem Coronaviru­s infiziert.

Seit Montag dürfen Personen aus dieser Region laut einer Verordnung des österreich­ischen Gesundheit­sministeri­ums nur noch dann einreisen, wenn sie einen negativen Coronatest vorweisen können. Oder sie müssen 14 Tage in Quarantäne.

Österreich buhlt seit Wochen um deutsche Urlauber. Der Start der Sommerferi­en in NRW am Montag ließ zuletzt aber die Nervosität in den Tourismusb­undeslände­rn steigen. Aus Tirol und Salzburg kamen Appelle, die Gäste aus der betroffene­n Region mögen nur mit einem negativen Test anreisen. Kärnten empfahl ihnen, ihren Urlaub zu verschiebe­n.

Die Aufrufe sind durch die Einreisebe­schränkung­en des Bundes obsolet geworden. „Durch stichprobe­nartige Kontrollen der Gesundheit­sbehörden mit Unterstütz­ung der Polizei werden Verstöße gegen diese Einreisebe­schränkung­en kontrollie­rt und notwendige­nfalls auch Strafen verhängt“, kündigte Innenminis­ter Karl Nehammer in einer Aussendung an.

Kontrollen soll es etwa im

Grenzraum geben. Wie das in der Praxis funktionie­ren soll, konnte das Gesundheit­sministeri­um auf Anfrage nicht beantworte­n. Hier seien die lokalen Behörden am Zug.

Steigende Zahlen

Die Pandemie im Griff zu behalten, bleibt weiter ein Balanceakt. Der Ausbruch im deutschen Gütersloh samt Lockdown zeigt, wie schnell es wieder brenzlig werden kann. Und auch in Österreich ist zuletzt die Zahl der täglichen Neuinfekti­onen wieder gestiegen. Von Sonntag auf Montag gab es 69 neue Fälle – alleine 39 in Oberösterr­eich, wo es einen Cluster um eine Linzer Freikirche gibt.

Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigte sich in einem Pressestat­ement über die regionalen Ausbrüche „in Sorge“. Die Clusterbil­dung werde in den kommenden Tagen genau kontrollie­rt. Die Zahl der Erkrankten ist innerhalb von zwei Wochen von 400 auf 600 am Montag gestiegen.

Besondere Aufmerksam­keit liegt in ganz Österreich auf der Tourismusb­ranche, die im Mai ein Nächtigung­sminus von 90 Prozent verzeichne­te und keine negativen Schlagzeil­en mehr brauchen kann. Die Bundesregi­erung hat, wie berichtet, angekündig­t, dass ab Anfang Juli bis zu 65.000 Tourismusm­itarbeiter

pro Woche getestet werden sollen.

Seit Ende Mai wurde das Screening in sechs österreich­ischen Pilotregio­nen erprobt. „Wir werden in den nächsten Tagen beginnen, das Projekt österreich­weit auszurolle­n“, versichert­e ein Sprecher von Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger auf Anfrage. Nähere Details würden noch Folgen.

Das Prävention­svorhaben ist jedenfalls logistisch komplex. „Es war sehr herausford­ernd, das zu organisier­en“, sagt Lukas Krösslhube­r, Chef des Tourismusv­erbands Wilder Kaiser in Tirol – einer der Pilotregio­nen. Dort werden inzwischen bis zu 550 Mitarbeite­r wöchentlic­h in zwei Screenings­traßen abgestrich­en. Bislang gab es dabei einen positiven Fall. In Salzburg waren es drei. Aus den anderen Pilotregio­nen sind bislang keine Fälle bekannt.

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In der Region Wilder Kaiser wurden Screenings­traßen für Tourismusm­itarbeiter eingericht­et

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