Angst vor neuen Infektionsherden in Österreich
Anschober besorgt über regionale Cluster. Urlauber aus dem Hotspot Gütersloh dürfen nur unter Auflagen einreisen
Pandemie. Der Kreis Gütersloh wird bereits als das Ischgl Deutschlands bezeichnet. Über 1.500 Mitarbeiter einer Tönnies-Fleischfabrik in der Region im Nordosten NordrheinWestfalens (NRW) haben sich mit dem Coronavirus infiziert.
Seit Montag dürfen Personen aus dieser Region laut einer Verordnung des österreichischen Gesundheitsministeriums nur noch dann einreisen, wenn sie einen negativen Coronatest vorweisen können. Oder sie müssen 14 Tage in Quarantäne.
Österreich buhlt seit Wochen um deutsche Urlauber. Der Start der Sommerferien in NRW am Montag ließ zuletzt aber die Nervosität in den Tourismusbundesländern steigen. Aus Tirol und Salzburg kamen Appelle, die Gäste aus der betroffenen Region mögen nur mit einem negativen Test anreisen. Kärnten empfahl ihnen, ihren Urlaub zu verschieben.
Die Aufrufe sind durch die Einreisebeschränkungen des Bundes obsolet geworden. „Durch stichprobenartige Kontrollen der Gesundheitsbehörden mit Unterstützung der Polizei werden Verstöße gegen diese Einreisebeschränkungen kontrolliert und notwendigenfalls auch Strafen verhängt“, kündigte Innenminister Karl Nehammer in einer Aussendung an.
Kontrollen soll es etwa im
Grenzraum geben. Wie das in der Praxis funktionieren soll, konnte das Gesundheitsministerium auf Anfrage nicht beantworten. Hier seien die lokalen Behörden am Zug.
Steigende Zahlen
Die Pandemie im Griff zu behalten, bleibt weiter ein Balanceakt. Der Ausbruch im deutschen Gütersloh samt Lockdown zeigt, wie schnell es wieder brenzlig werden kann. Und auch in Österreich ist zuletzt die Zahl der täglichen Neuinfektionen wieder gestiegen. Von Sonntag auf Montag gab es 69 neue Fälle – alleine 39 in Oberösterreich, wo es einen Cluster um eine Linzer Freikirche gibt.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigte sich in einem Pressestatement über die regionalen Ausbrüche „in Sorge“. Die Clusterbildung werde in den kommenden Tagen genau kontrolliert. Die Zahl der Erkrankten ist innerhalb von zwei Wochen von 400 auf 600 am Montag gestiegen.
Besondere Aufmerksamkeit liegt in ganz Österreich auf der Tourismusbranche, die im Mai ein Nächtigungsminus von 90 Prozent verzeichnete und keine negativen Schlagzeilen mehr brauchen kann. Die Bundesregierung hat, wie berichtet, angekündigt, dass ab Anfang Juli bis zu 65.000 Tourismusmitarbeiter
pro Woche getestet werden sollen.
Seit Ende Mai wurde das Screening in sechs österreichischen Pilotregionen erprobt. „Wir werden in den nächsten Tagen beginnen, das Projekt österreichweit auszurollen“, versicherte ein Sprecher von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger auf Anfrage. Nähere Details würden noch Folgen.
Das Präventionsvorhaben ist jedenfalls logistisch komplex. „Es war sehr herausfordernd, das zu organisieren“, sagt Lukas Krösslhuber, Chef des Tourismusverbands Wilder Kaiser in Tirol – einer der Pilotregionen. Dort werden inzwischen bis zu 550 Mitarbeiter wöchentlich in zwei Screeningstraßen abgestrichen. Bislang gab es dabei einen positiven Fall. In Salzburg waren es drei. Aus den anderen Pilotregionen sind bislang keine Fälle bekannt.