Reich werden mit Felsen aus dem Weltraum
Asteroid Day. Der Bergbau im All verspricht Schätze im Billionenbereich
Heute vor 112 Jahren dachten die Bewohner einer entlegenen Gegend in Sibirien, die Welt würde untergehen. Augenzeugen berichteten von einem bläulichen, extrem hellen Objekt, das über den Himmel zog. Unter gewaltigem Getöse verwandelte es sich in eine Rauchwolke. Wie wir heute wissen, hatte die Explosion des Tunguska-Asteroiden die Wucht von 2.000 Hiroshima-Atombomben. Es war der größte Asteroidentreffer in den Geschichtsaufzeichnungen. Der „Asteroid Day“am 30. Juni soll daran erinnern, dass wir in einem Sonnensystem leben, das voll von uralten, rasend schnellen, und manchmal gefährlichen Weltraumfelsen ist.
Greifbarer Reichtum
Während Asteroidentreffer früher unvermeidbar waren, entwickelt die Menschheit heute Strategien, um die Gefahr zu bannen (siehe unten) und mehr noch: Asteroiden als Rohstoffquelle zu nutzen.
Die Weltraumfelsen enthalten jede Menge Materialien, die auf der Erde nur schwer zu gewinnen sind, etwa Edelmetalle. „Es gibt Asteroiden, in denen der Platin-Anteil 10 Mal höher ist als auf den besten Abbaustätten der Erde“, erklärt Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraumforums.
Dem Weltraumbergbau wird deshalb eine rosige Zukunft beschieden. Experten, wie der US-Astrophysiker Neill deGrasse Tyson, sind überzeugt, dass der erste Billionär der Erde sein Vermögen mit der Rohstoffgewinnung im All machen wird.
Machbar
Im Jahr 2005 ist die japanische Raumsonde Hayabusa erstmals auf einem Asteroiden gelandet und hat anschließend Gesteinsproben davon zurück zur Erde gebracht. Die technische Machbarkeit, einen Roboter präzise zu einem Objekt im All zu schicken und dessen Schätze zur Erde zu transportieren, scheint also gegeben. In den Jahren nach der HayabusaLandung
wurden zahlreiche Unternehmen gegründet, die sich dem Asteroidenbergbau verschrieben haben. Sie wollen künftig bohren, schürfen und Materialmengen wie in einer irdischen Mine verarbeiten – nicht nur zum Gebrauch auf der Erde.
Tankstellen
„Wasser ist mit Abstand der interessanteste Rohstoff“, sagt Grömer. Mittels Elektrolyse kann Wasser in Sauerstoff (zum Atmen) und Wasserstoff (als Raketentreibstoff) zerlegt werden. Diese Elemente heute in den Weltraum zu befördern, ist energieund kostenaufwändig. Raumfahrtmissionen direkt im Weltraum versorgen zu können, wäre ein einträgliches Geschäft. Interplanetare Tankstellen seien eine gute Idee, meint Grömer, der Markt sei aber zunächst begrenzt. „Platin für die Handyherstellung kann dagegen jeder sofort brauchen.“Da sei es auch egal, dass beim Erschließen neuer Rohstoffquellen im All bisher seltene Materialien plötzlich in rauen Mengen verfügbar seien und dadurch die Preise sinken.
Geld und Recht
Geld ist bisher die größte Hürde im Weltraumbergbau. Das mussten auch mit großen Hoffnungen gegründete Unternehmen wie Planetary Resources oder Deep Space Industries erkennen, die bereits wieder pleite gegangen sind. Risikokapitalgeber müssen über viele Jahre riesige Summen (mehrere Milliarden Euro) vorstrecken, bis erste Einnahmen fließen. Aber auch das Erstellen internationaler Rechtsabkommen über Besitzansprüche im All sei derzeit eine große Herausforderung, sagt Grömer. Bestimmte Staaten versuchen bereits heute, entsprechende Regeln aufzustellen, allen voran das kleine Luxemburg.
Neben einem ausgeprägten Rechtsverständnis sollten angehende AsteroidenUnternehmer laut Grömer Fachkenntnisse in Raumfahrttechnik, Bergbau und Wirtschaft mitbringen.