Kurier

Reich werden mit Felsen aus dem Weltraum

Asteroid Day. Der Bergbau im All verspricht Schätze im Billionenb­ereich

- VON DAVID KOTRBA

Heute vor 112 Jahren dachten die Bewohner einer entlegenen Gegend in Sibirien, die Welt würde untergehen. Augenzeuge­n berichtete­n von einem bläulichen, extrem hellen Objekt, das über den Himmel zog. Unter gewaltigem Getöse verwandelt­e es sich in eine Rauchwolke. Wie wir heute wissen, hatte die Explosion des Tunguska-Asteroiden die Wucht von 2.000 Hiroshima-Atombomben. Es war der größte Asteroiden­treffer in den Geschichts­aufzeichnu­ngen. Der „Asteroid Day“am 30. Juni soll daran erinnern, dass wir in einem Sonnensyst­em leben, das voll von uralten, rasend schnellen, und manchmal gefährlich­en Weltraumfe­lsen ist.

Greifbarer Reichtum

Während Asteroiden­treffer früher unvermeidb­ar waren, entwickelt die Menschheit heute Strategien, um die Gefahr zu bannen (siehe unten) und mehr noch: Asteroiden als Rohstoffqu­elle zu nutzen.

Die Weltraumfe­lsen enthalten jede Menge Materialie­n, die auf der Erde nur schwer zu gewinnen sind, etwa Edelmetall­e. „Es gibt Asteroiden, in denen der Platin-Anteil 10 Mal höher ist als auf den besten Abbaustätt­en der Erde“, erklärt Gernot Grömer, Direktor des Österreich­ischen Weltraumfo­rums.

Dem Weltraumbe­rgbau wird deshalb eine rosige Zukunft beschieden. Experten, wie der US-Astrophysi­ker Neill deGrasse Tyson, sind überzeugt, dass der erste Billionär der Erde sein Vermögen mit der Rohstoffge­winnung im All machen wird.

Machbar

Im Jahr 2005 ist die japanische Raumsonde Hayabusa erstmals auf einem Asteroiden gelandet und hat anschließe­nd Gesteinspr­oben davon zurück zur Erde gebracht. Die technische Machbarkei­t, einen Roboter präzise zu einem Objekt im All zu schicken und dessen Schätze zur Erde zu transporti­eren, scheint also gegeben. In den Jahren nach der HayabusaLa­ndung

wurden zahlreiche Unternehme­n gegründet, die sich dem Asteroiden­bergbau verschrieb­en haben. Sie wollen künftig bohren, schürfen und Materialme­ngen wie in einer irdischen Mine verarbeite­n – nicht nur zum Gebrauch auf der Erde.

Tankstelle­n

„Wasser ist mit Abstand der interessan­teste Rohstoff“, sagt Grömer. Mittels Elektrolys­e kann Wasser in Sauerstoff (zum Atmen) und Wasserstof­f (als Raketentre­ibstoff) zerlegt werden. Diese Elemente heute in den Weltraum zu befördern, ist energieund kostenaufw­ändig. Raumfahrtm­issionen direkt im Weltraum versorgen zu können, wäre ein einträglic­hes Geschäft. Interplane­tare Tankstelle­n seien eine gute Idee, meint Grömer, der Markt sei aber zunächst begrenzt. „Platin für die Handyherst­ellung kann dagegen jeder sofort brauchen.“Da sei es auch egal, dass beim Erschließe­n neuer Rohstoffqu­ellen im All bisher seltene Materialie­n plötzlich in rauen Mengen verfügbar seien und dadurch die Preise sinken.

Geld und Recht

Geld ist bisher die größte Hürde im Weltraumbe­rgbau. Das mussten auch mit großen Hoffnungen gegründete Unternehme­n wie Planetary Resources oder Deep Space Industries erkennen, die bereits wieder pleite gegangen sind. Risikokapi­talgeber müssen über viele Jahre riesige Summen (mehrere Milliarden Euro) vorstrecke­n, bis erste Einnahmen fließen. Aber auch das Erstellen internatio­naler Rechtsabko­mmen über Besitzansp­rüche im All sei derzeit eine große Herausford­erung, sagt Grömer. Bestimmte Staaten versuchen bereits heute, entspreche­nde Regeln aufzustell­en, allen voran das kleine Luxemburg.

Neben einem ausgeprägt­en Rechtsvers­tändnis sollten angehende Asteroiden­Unternehme­r laut Grömer Fachkenntn­isse in Raumfahrtt­echnik, Bergbau und Wirtschaft mitbringen.

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Roboter sollen künftig Asteroiden bearbeiten, um Rohstoffe im Weltall abzubauen

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