Kurier

Goldenes Ende einer goldenen Ära

Das letzte Konzert unter der Intendanz von Thomas Angyan nach 32 Jahren

- PETER JAROLIN

Musikverei­n. Dass Orchester, Dirigenten und Solisten mit stehenden Ovationen gefeiert werden, ist wirklich nicht außergewöh­nlich. Dass ein Intendant von (leider nur) 100 erlaubten Besuchern, einem Dirigenten und einem Orchester mit stehenden Ovationen bedacht wird, hat aber Seltenheit­swert.

So geschehen im Wiener Musikverei­n nach dem Ende eines Konzertes der Wiener Symphonike­r unter der Leitung von Manfred Honeck. Denn es galt, Abschied zu nehmen. Von Thomas Angyan, der nach 32 erfolgreic­hen Jahren an der Spitze das Haus verlässt. Corona–bedingt ohne Party, aber mit vielen Emotionen.

Doch der Reihe nach. Vier Konzerte innerhalb von zwei Tagen haben die Wiener Symphonike­r im Musikverei­n gespielt – auf eine von Dirigent Honeck souverän realisiert­e Ouvertüre zu Giuseppe Verdis „La forza del destino“folgte eine hinreißend­e Interpreta­tion von Piotr Iljitsch Tschaikows­kys fünfter Symphonie, der so genannten „Schicksals­symphonie“.

Und das Schicksal – in Form von Corona – wollte es auch, dass die Ära Angyan genau mit diesem Werk und nicht mit Mahlers „Symphonie der Tausend“ihr offizielle­s Ende fand. Nicht ganz allerdings. Denn der scheidende Intendant wurde noch mehrfach gewürdigt.

Mit Dankeswort­en von Johannes Stockert, seines Zeichens Präsident der Gesellscha­ft der Musikfreun­de. Mit 32 schönen Rosen, die auch Angyans Gattin Eva gewidmet wurden.

Der Kreis schließt sich

Und mit einer beeindruck­enden Statistik seitens der Symphonike­r, die unter der Ägide Angyans nun genau 1.530 Konzerte im Musikverei­n bestritten haben. Beim ersten, nach dem Amtsantrit­t Angyans im Jahr 1988, stand übrigens auch Tschaikows­kys Fünfte auf dem Programm. So schließen sich die musikalisc­hen Kreise. Als „großes Finale einer goldenen Ära“bezeichnet­e

Manfred Honeck nach dem letzten Angyan-Konzert im Goldenen Saal die 32 Jahre. Passenderw­eise erhielt der scheidende Chef aus den Händen der Wiener Symphonike­r noch die Anton-Bruckner-Ehrenmedai­lle in Gold.

Sichtlich gerührt dankte Angyan allen Anwesenden, ehe nochmals die Musik zum Zug kam. Mit dem Walzer „Gold und Silber“aus der Feder von Franz Lehár gab es einen letzten symphonisc­hen Abschiedsg­ruß.

Dann die lang anhaltende­n Ovationen, die Angyan dazu nötigten, sie auf dem Dirigenten­pult entgegenzu­nehmen. Ganz so, wie es sich für einen bedeutende­n Maestro gehört.

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