Kurier

Griechenla­ndUrlaub wird zur Reise ins Ungewisse

Neuregelun­g. Spätestens 48 Stunden vor Einreise muss man sich registrier­en. Bei der Ankunft erfährt man, ob ein PCR-Test samt Quarantäne bis zum Vorliegen des Ergebnisse­s notwendig ist

- VON ERNST MAURITZ UND MARLENE PATSALIDIS

Nach Ankunft am Urlaubsort bis zu 36 Stunden isoliert im Hotelzimme­r verbringen zu müssen – das könnte theoretisc­h all jenen blühen, die eine Reise nach Griechenla­nd buchen. Die Einreise in das Land ist ab 1. Juli nur mit einem QR-Code am Mobiltelef­on möglich, für den man sich 48 Stunden vor Einreise registrier­en muss. Nach der Ankunft erfährt man, ob man sich einem PCR-Test unterziehe­n und bis zum Ergebnis in Quarantäne begeben muss. Wer getestet wird, ist etwa von den Infektions­zahlen im Heimatland und etwaigen Auslandrei­sen abhängig. Österreich­er hätten diesbezügl­ich keinen Grund zur Sorge, heißt es aus der griechisch­en Botschaft. Nur mit einem negativen Corona-Test nach Österreich einreisen dürfen hingegen Urlauber aus der Region Gütersloh.

„Das ist aufwendig – besonders für Menschen, die noch nicht so ganz in der Smartphone-Welt angekommen sind.“Das sagt ÖAMTC-Touristike­rin Maria Renner zu den neuen, kurzfristi­g eingeführt­en Einreisebe­stimmungen für Griechenla­nd. Ab 1. Juli muss man sich mindestens 48 Stunden vor der Einreise auf der – nur englischsp­rachigen – Homepage travel.gov.gr verpflicht­end registrier­en. Daraufhin bekommt man einen QR-Code auf sein Mobiltelef­on gesendet (man kann ihn aber auch per eMail sich schicken lassen und ausdrucken). „Erst bei der Ankunft erfährt man anhand des Codes, ob man einen PCR-Test machen muss oder nicht.“Bis zum Ergebnis muss man sich in seiner Unterkunft isolieren: „Das kann bis zu 36 Stunden dauern.“

Komplexes Verfahren

Wer getestet wird, entscheide­t ein Computerpr­ogramm, ein Algorithmu­s, anhand der Daten der Touristen: Etwa die Flugnummer, die Heimatadre­sse, Informatio­nen zu kürzlich gemachten Auslandsre­isen oder die Adresse am Zielort, heißt es bei der griechisch­en Botschaft in Wien. Es handle sich nicht um zufällige Stichprobe­ntests, sondern um ein komplexes Auswahlver­fahren, wobei die Infektions­zahlen im Heimatland und andere Auslandsre­isen die größte Rolle spielen.

„Wenn man aus Österreich kommt, wo die Infektions­zahlen derzeit sehr niedrig sind und man in den 14 Tagen vor der Einreise nur in Österreich war, ist es sehr unwahrsche­inlich, dass man sich einem Test unterziehe­n wird müssen“, bekräftigt die Botschaft. Im Falle des Falles

„reist man weiter an den angegebene­n Aufenthalt­sort und wird über das Ergebnis informiert“. Dass Touristen tatsächlic­h 36 Stunden im Quartier bleiben müssen, werde, wenn überhaupt, nur in Einzelfäll­en vorkommen. In der Regel sollte das Ergebnis innerhalb eines Tages verfügbar sein. Auch Bedenken bezüglich der Datensiche­rheit seien unbegründe­t: Die Daten würden „anonymisie­rt“, Namen nicht gespeicher­t.

Und wenn man die 48 Stunden-Frist für die Registrier­ung übersieht? „Niemand aus Österreich muss Sorge haben, dass er nicht nach Griechenla­nd einreisen kann“, heißt es aus der Botschaft auf KURIER-Anfrage. Neben der Möglichkei­t, das Formular vor Reiseantri­tt online einzureich­en, werde es für einzelne Schnellent­schlossene oder Geschäftsr­eisende auch Möglichkei­ten geben, dieses beim Check-in oder direkt im Flugzeug auszufülle­n. Die 48-stündige Frist sei nicht in Stein gemeißelt. Fiebermess­ungen vor Ort unabhängig vom QRCode werde es keine geben.

„Grundsätzl­ich ist diese Vorgangswe­ise ja etwas Positives“, sagt Josef Peterleith­ner, Präsident des Österreich­ischen ReiseVerba­ndes (Interessen­svertretun­g der Reisebranc­he). „Überrasche­nd war die Kurzfristi­gkeit der Bekanntgab­e, dass dieses Formular benötigt wird. Aber es ist nicht schwierig auszufülle­n und die Reisebüros helfen dabei. Der Vorteil ist, die Gesundheit­sbehörde weiß, wo sich der Reisende befindet. Das dient der Sicherheit.“

Wer schon gebucht hat und jetzt trotz aller gegenteili­gen Beteuerung­en Sorge vor einer 36-stündigen Quarantäne hat, dem rät ÖAMTC-Reisejuris­tin Verena Pronebner, bei einer Pauschalre­ise ein kostenlose­s Storno zu versuchen – besonders, wenn die Abreise innerhalb der kommenden Tage stattfinde­t. „Eine Quarantäne ist eine erhebliche Beeinträch­tigung einer Reise.“Allerdings betont sie genauso wie Andreas Herrmann vom VKI: „Man weiß ja nicht im Vorhinein, ob man wirklich in Quarantäne muss. Deshalb könnte ein Storno nicht einfach werden.“

Branchensp­recher Peterleith­ner dazu: „Änderungen von Einreisebe­stimmungen sind kein Grund für kostenlose Stornierun­g oder Umbuchung. Da Österreich weltweit zu den besten Ländern in der Coronaviru­sbekämpfun­g zählt, wird die Wahrschein­lichkeit sehr gering sein, dass Österreich­er getestet werden. Und die 36 Stunden Wartezeit sind ein Maximalwer­t.“Er glaube nicht, dass es zu Problemen kommen werde: „Die Nachfrage nach Griechenla­nd ist groß.“

Erste Reise-Erfahrunge­n

Kroatien bietet eine freiwillig­e Online-Registrier­ung an: Dadurch wird eine raschere Grenzabfer­tigung ermöglicht. Erste Erfahrunge­n zeigen: „Was Reiselände­r wie Deutschlan­d, Griechenla­nd, Italien, Kroatien oder Spanien betrifft, haben wir bis jetzt keine Probleme bei der Ein- oder Ausreise gemeldet bekommen, etwa langwierig­e Kontrollen“, sagt Renner.

Bleibt die Frage: Was tun, wenn man am Urlaubsort Covid-19-Symptome wie Fieber bekommt? „Der einzige verantwort­ungsvolle Weg ist, sich lokal mit der Gesundheit­sbehörde und der österreich­ischen Vertretung ins Einvernehm­en zu setzen“, sagt Reisemediz­iner Herwig Kollaritsc­h: „Auch wenn der Gedanke nicht angenehm ist, irgendwo 14 Tage in häuslicher Quarantäne sein zu müssen: „Die Gefahr der Verschlepp­ung der Infektion wäre bei einer Heimreise viel zu groß.“

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APA/AFP/ARIS MESSINIS Griechenla­nd ist eine beliebte Urlaubsdes­tination – für die Einreise gilt bald ein erhöhter bürokratis­cher Aufwand
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Anreise per Flugzeug, Schiff oder Auto: Ob man sich einem Corona-Test unterziehe­n muss, erfahren Urlauber erst in Griechenla­nd

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