Kurier Magazine - Routen fur Geniesser
BRETONISCHE REISE
Eine Tour durch die Bretagne, vom Ende der Welt bis zum Tal ohne Wiederkehr – und von unaussprechlichem Kuchen bis zu frisch gepf lückten Austern.
Am besten zeigt man in der Patisserie von Monsieur Le Berre in Douarnenez einfach mit dem Finger drauf. Denn mit der korrekten Aussprache der bretonischen Kuchen-Spezialität Kougin Amann tun sich selbst Franzosen schwer. Kein Wunder, haben die Bretonen sprachlich doch mehr mit ihrer Verwandtschaft drüben in Wales zu tun. Das zeigt sich dem Reisenden nicht nur in der Patisserie, sondern auch an manch skurrilem Ortsnamen entlang der Route. Diese beginnt am Ende der Welt (Finistère), wie sich die Gegend um den westlichsten Punkt des französischen Festlandes nennt. Die Anreise dorthin dauert mit dem Auto aus Paris angesichts der drastischen Strafen für Tempo-Delikte auf der Autobahn rund sechs Stunden. Alternativ kommt man auch direkt vom Flugha- fen in Paris mit dem TGV in 3 Stunden nach Rennes, um dort ins Leihauto umzusteigen. Durch die gehaltvolle Stärkung am Geburtsort des Kougin Amann in der Rue Plomarch stellt sich der Genussreisende gelassener der ersten direkten Konfrontation mit der meist eher rauen bretonischen Natur am Pointe du Raz. Die Straße hinaus aufs Kap endet nämlich auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz. Von dort geht’s nur zu Fuß weiter zum Besucherzentrum samt Geschäften und einem kleinen Museum (informativer Film!) und dann hinaus auf das meist von Stürmen umtoste Kap.
Wem es dort nicht nur viel zu windig, sondern auch zu touristisch ist, der fährt weiter zum Pointe du Van (keine Shops, keine Busse, Atlantik und Aussicht sind hier aber ebenfalls sehr beeindruckend).
Nach so viel Meer von oben, kann man auf dem Weg nach Süden im Hafen von Le Guilvinec der Sache auf den Grund gehen. Wenn dort ab 16.00 Uhr die Fischer in den größten Hafen dieser Art in Frankreich zurückkehren, kann man ihnen nicht nur von einer BesucherTerrasse aus beim Entladen der Boote zusehen, sondern anschließend auch die Versteigerung des Fangs miterleben. Daneben gibt es im Zentrum Haliotika eine sehenswerte Ausstellung zur Fischerei, die zeigt, wie es auf einem FischTrawler zugeht, wie gefischt wird – und was.
Solcherart vorbereitet, kommt das Bistrot du Bac in Sainte Marie gerade recht, um nach der Theorie auch zur kulinarischen Praxis zu schreiten – und danach nur mehr wenige Schritte bis ins Zimmer des angrenzenden Hotels. Am nächsten Tag kann man etwa in Quimper in einer Cidrerie Vergleiche zwischen dem heimischen Most und dem bretonischen Cidre anstellen. Jedenfalls sollte man einen Stopp in Pont-Aven einlegen. Hier mündet der früher von Mühlen gesäumte Fluss unmittelbar nach letzten Stromschnellen durch den Ort in einen Meeresarm, in dem schon die ersten Schiffe ankern. Der Ort war auch Stützpunkt für Paul Gauguin und andere Maler, was sich heute noch in zahlreichen Galerien niederschlägt. Aber auch viele Patisserien und Hersteller von speziellen Keksen und Gebäck säumen die engen Gassen des Zentrums.Auf dem Weg zum nächsten Etappenziel in Baden lohnt ein Abstecher nach Quiberon. Die Fahrt hinaus auf die enge Halbinsel bietet Ausblicke auf das an beiden Seiten sehr nahe Meer. Draußen an der Spitze wartet Quiberon mit einer langen Strandpromenade, Lokalen und Geschäften .
Die Rückfahrt empfiehlt sich entlang der „Côte Sauvage“im Westen. Dort schlängelt sich die Straße entlang der unverbauten Steilküste, unter der sich die Surfer in der Brandung tummeln. Und am Wegesrand erinnern viele Megalith-Standorte an die Hinkelsteine von Herrn Obelix. Kulinarisch wartet nicht nur am Abend im Hotels Le Gavrinis in Baden ein Höhepunkt, sondern auch am nächsten Tag mit der Tour zu den Austernbänken im Golf von Mor- bihan. Yvan Selo gibt dabei nicht nur Einblick in seine harte Arbeit als Austernzüchter und Profi-Tipps zum Öffnen der Schalen, sondern serviert auf seinem Boot auch frische Ware direkt aus dem Wasser. Nach einer Erkundung des malerischen Zentrums von Vannes, geht es weg von der Küste und mitten hinein in die Sagenwelt von König Arthus, Merlin & Co., beim Zauberwald von Brocéliande.
Den besten Einstieg in das „Tal ohne Wiederkehr“bietet ein Geschichtenerzähler (auch auf Englisch), den man über die Tourismus-Information bei der „Chapelle du Graal“in Tréhorenteuc buchen kann. Nach einem Spaziergang mit ihm zu den von Legenden umwobenen magischen Orten im angrenzenden Wald weiß man nicht nur mehr über Zauberer Merlin, Elfen und Trolle, sondern bekommt auch eine Erklärung dafür, warum man aus dem Tal ohne Wiederkehr doch zurückkehren konnte – das für den von der Bretagne faszinierten Reisenden gar zum Tal der Wiederkehr werden könnte. -