410.000 NACHHALTIGE FONDSSPARPLÄNE
Dieter Aigner, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management, über das Spannungsfeld ETF-Indexfonds und Nachhaltigkeit und den Prozess in Richtung Nachhaltigkeit.
» Kostengünstige ETF-Indexfonds, etwa auf den MSCI World, sind bei jungen Menschen gefragt, die oft auch auf Ökologie Wert legen. Die gängigsten Produkte auf den MSCI World sind aber gar nicht nachhaltig. Ein Widerspruch? Dieter Aigner: Es ist ein Phänomen, dass viele junge Anleger zum einen sehr stark auf Erträge und digitales Handling fokussiert sind, zum anderen aber auch nachhaltig investieren möchten. Für ein smartes, kurzfristiges Investment kann ein ETF das geeignete Instrument sein und insgesamt haben passive Finanzprodukte wie ETFsdurc hause ine Daseinsberechtigung. Auch wir setzen diese selektiv in unseren Dachfonds ein. Allerdings – und das kommt uns als aktivem Manager zugute – sehen wir eben auch den anderen Trend, dass immer mehr Anleger sehr genau darauf achten, ihr Kapital verantwortungsvoll–sprich nachhaltig und langfristig – zu veranlagen. Als aktive Manager setzen wir auf Asset Allocation – ein wichtiges Instrument, das beim Investieren Risiko toleranz und Anlagedauer mitberücksichtigt.
Wie weit ist bei den Raiffeisenfonds der Umstellungsprozess in Richtung Nachhaltigkeit gediehen?
Seit 2020 läuft die Transformation der Raiffeisen Kapitalanlage gesellschaft hin zu einer nachhaltig ausgerichteten Fonds gesellschaft. Inzwischen werden nahezu alle Publikums fonds im Aktienbereich nach ökologischen und sozialen Kriterien gemanagt. Auch bei Anleihen wird ein überwiegender Teil bereits nachhaltig verwaltet. Bei den Mischfonds ist die Umstellung in vollem Gange. Per Ende August wurden 22 von 41 Milliarden Euro nach N ach haltigkeits kriterien gemanagt, das entspricht 53 Prozent. Wir möchten bis 2025 unsere gesamte Produktpalette auf verantwortungsvolles Investment umstellen.
Wie hat sich heuer die Nachfrage entwickelt, welche Trends zeichnen sich für die Zukunft ab?
Fondssparen spielt für uns bei Raiffeisen eine sehr wichtige Rolle. Zum einen, weil für unsere Anleger so der vermeintlich richtige Zeitpunkt beim Investieren an Bedeutung verliert, aber auch deshalb, weil sich gerade über das Thema Nachhaltigkeit auch neue Kundenschichten ansprechen lassen. Insbesondere gemischte Fonds, die sowohl in Anleihen als auch Aktien investieren und nach ESGKriterien gemanagt werden, werden stark nachgefragt und als Instrument der Vorsorge immer beliebter. Die Zahl der nach nachhaltigen Kriterien gemanagten Fondssparverträge hat sich in der Raiffeisen Kapitalanlagegesellschaft seit 2018 mehr als versechsfacht und liegt aktuell bei rund 410.000.
In der Beratung wird Kunden oft empfohlen, keinen Nachhaltigkeitswunsch anzugeben, da dann zum Beispiel die Auswahl geringer sei. Oft ist aber eher die Sorge der Berater vor dem komplizierten Prozess das Problem. Wie beurteilen Sie das ?
Wir sehen uns innerhalb von Raiffeisen nicht nur als Produktlieferant, sondern auch als Wissensvermittler. So unterstützen wir einen ÖGUTLehrgang für Finanzberater, der sich dem Schwerpunkt nachhaltige Geldanlagen widmet. Auf www.investmentzukunft.at finden sich fundierte Information darüber, wie wir verantwortungsvolles Investment definieren.
– MARTIN KWAUKA