„WIR VERSTEHEN UNS ALS IMPULSGEBER“
Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisen-Holding und Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, über die Einführung neuer Produkte und Services jenseits des Bankgeschäfts.
Raiffeisen NÖ-Wien überraschte zuletzt mit einem Ökostromtarif als innovativen Ansatz bei der Energiepreis-Thematik.
Banking befindet sich im Wandel: Großkonzerne drängen in den Markt und bieten moderne Zahlungslösungen an. Wie begegnet Raiffeisen NÖ-Wien dieser Entwicklung?
Michael Höllerer: Unsere Antwort darauf lautet absolute Kundenzentrierung. Das Angebot in Wien mit der Stadtbank und in Niederösterreich mit den selbstständigen Raiffeisenbanken ist komplett auf die Bedürfnisse unserer Kund:innen zugeschnitten. Wir bündeln dafür das Know-how im Unternehmen – beispielsweise durch einen internen Innovationsprozess – und holen uns gezielt Expertise von außen an Bord. Der Anspruch ist, unseren Kund:innen die besten Lösungen zur Verfügung zu stellen – und das weit über das Banking hinaus.
Neuerdings werden neben klassischen Finanz dienstleistungen auch andere Produkte angeboten – Sie nennen das „Beyond Banking“. Erklären Sie uns bitte die Hintergründe.
Wir verstehen uns als Impulsgeber, der über den Tellerrand blickt, und als verlässlicher Begleiter bei gesellschaftlichen Herausforderungen. Mit unserem Ökostromtarif „Auri“etwa vereinen wir beides: Wir bieten Privatpersonen und seit Kurzem auch Unternehmen eine 100 Prozent nachhaltige, regionale und günstige Lösung gegen die Energiepreis-Volatilität. Außerdem wollen wir im nächsten Jahr Einspeisungen in das Auri- Netzwerkermöglichen, wodurch jeder zum Stromproduzenten werden kann. Wir tun das, weil wir den Menschen – im Sinne des Beyond Bankings – lebensnahe Angebote legen möchten. Gleichzeitig bleiben wir aber natürlich eine Bank.
Welche Bedeutung hat es heutzutage – in Anbetracht der angesprochenen Konkurrenz –, bei den Finanzprodukten neue Wege zu gehen?
Wir setzen ganz klar auf Innovation und Mut, sind bereit, Dinge „out of the box“zu denken. Aktuell arbeiten wir a nein erdigitalenVe ran lagungs möglichkeit, die uns zum Vorreiter unter den Banken in der EU macht. Kund:innen sollen einfach und selbstständig Investitionen in verschiedene Asset-Klassen, darunter Kryptowährungen, tätigen können – ab bereits einem Euro und somit für alle zugänglich.Mit Bit pan da haben wir hie reinen sehr guten Partner.
Zu einem immer wichtigeren Aspekt bei finanziellen Entscheidungen wird das Thema Klima- und Umweltschutz. Wie reagiert man darauf?
Wir unterstützen unsere Kund:innen mit einer breiten Palette an grünen Produkten, vor allem aber mit umfassendem Know-how in diesem Bereich – egal, ob es das Sparen, Veranlagen oder Finanzieren betrifft. Letzteres ist mit Blick auf die grüne Transformation der Wirtschaft essenziell. Der Green Deal beinhaltet viele neue Rahmenbedingungen, deshalb begleiten wir Unternehmen mit ESG-zertifizierten Expert:innen. Als starker Partner des Mittelstands wollen wir über intensiven Austausch und maßgeschneiderte Finanzierungsmodelle unseren Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen leisten. – M. MÜHL
Rund-um-die-Uhr-Onlineservice und Top-Betreuung Hand in Hand.
HERAUSFORDERUNGEN. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank, sieht die allgemeine wirtschaftliche Lage als herausfordernd – besonders für Österreich und Deutschland. Beide Länder sind im europäischen Vergleich zurückgefallen, ihr Wirtschaftswachstum ist schwächer und ihre Inflation höher. Auf die Banken wirkt sich zudem die Zinsentwicklung stark aus: „Im Moment profitieren wir von den steigenden Zinsen, aber wir müssen natürlich die Risikovorsorgen erhöhen. Mit der Normalisierung der Zinslandschaft hat sich für uns auch das Zinsgeschäft normalisiert, wir haben fast ein Jahrzehnt lang auf der Einlagenseite nichts verdient.“
ZUSAMMENHÄNGE. Für den Bankmanager gibt es klare Gründe, warum gerade Österreich und Deutschland wirtschaftlich schlechter dastehen: Die Kombination von steigenden Zinsen und fehlenden staatlichen Investitionen setzt die Konjunktur unter
Unser Anspruch ist es, unseren Kunden das Bankgeschäft zu erleichtern. Digitalisierung ersetzt nicht die persönliche Beratung, sondern macht sie besser.
Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende BKS Bank
Druck. Dazu kommen hohe Energiepreise und die starke Abhängigkeit beider Länder von der Bau- und Automobilindustrie. Bei der Inflation sieht Franz Gasselsberger den größten Anstieg hinter uns, dennoch merkt er an: „Die prognostizierten Werte für 2024 liegen aber noch immer klar über den Zielen der Nationalbanken.“Insgesamt sei aber erkennbar, dass die nachfrageseitigen Inflationstreiber rückläufig sind, etwa die Großhandelspreise in Deutschland. Gasselsberger betont, dass die Inflation in Österreich starke Auswirkungen hat, da etwa Einkommen und Pensionen an diese gekoppelt sind. Der Bankmanager erwartet, dass die Zinsen länger auf dem aktuellen Niveau bleiben: „Für 2024 erwarten wir gegen Jahresmitte den ersten Zinsschritt nach unten.“Diese Zinssenkungen werden sehr behutsam erfolgen, sie sorgen aber für Erleichterung und Zuversicht. Was braucht es nun also, um Österreichs Wirtschaft zu stärken? In erster Linie müsse wieder investiert werden, auch niedrigere oder zumindest planbare Energiepreise betrachtet Franz Gasselsberger als not
wendig. Dass Österreich Rekord beschäftigung hat und die Unternehmen versuchen, ihre Stammbelegschaft zu halten, lässt ihn optimistisch in die Zukunft blicken: „Ich bin davon überzeugt, sobald die Menschen jetzt die Lohnsteigerungen auf ihren Konten sehen und es zumindest eine Perspektive gibt, dass diese Hochzinsphase ein Ende findet, dann wird sich auch die Wirtschaft und auch der private Wohnbau wieder stabilisieren.“Die Oberbank positioniert sich als Beraterbank, die ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite steht, bei finanziellen Problemen sollen diese rasch das Gespräch mit der Bank suchen. Über die Stärken der Oberbank sagt er: „Wir sind Marktführer in der geförderten Unternehmens finanzierung und können mit unserer Expertise unsere Kund:innen hier sehr gezielt beraten und unterstützen.“Obwohl die Nachfragen ach Investit ions finanzierungen aktuell schwächer ist, verzeichnet die Ober bank nach wie vor Kredit wachstum .„ Investiert wird vor allem in Automatisierung, Digitalisierung und das Thema Nachhaltigkeit.“
– BARBARA FOHRINGER