Kurier Magazine - Geld

„DER JUNGEN GENERATION CHANCEN BIETEN“

Robert Zadrazil, CEO der UniCredit Bank Austria, im Gespräch über die Entwicklun­g bei den Zinsen und nachhaltig­e Zukunftsvo­rsorge.

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» Vor dem Hintergrun­d von Zinsanstie­gen und wachsenden ESG-Anforderun­gen spricht Robert Zadrazil, CEO der UniCredit Bank Austria, über die aktuellen Trends in einem unsicheren Finanzklim­a.

In etwas über einem Jahr hat die Europäisch­e Zentralban­k die Zinsen zehn Mal angehoben und nun notieren die Leitzinsen bei 4,5 Prozent. Ist der Zinspeak jetzt erreicht?

Robert Zadrazil: Nach der jüngsten Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB im September ist nach unserer Einschätzu­ng der Zinsplafon­ds im Euroraum erreicht. Ab der zweiten Jahreshälf­te 2024 erwarten wir den Beginn eines Zinssenkun­gszyklus. Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahresende 2024 eine Verringeru­ng der Leitzinsen um bis zu 75 Basispunkt­e möglich ist.

Oft wird kritisiert, dass die erhöhten Leitzinsen sich nur teilweise in den Zinsen für Sparbücher manifestie­ren, während die Banken die Kreditzins­en rasch erhöht haben?

Erst jüngst hat das Wifo in einer Analyse gezeigt, dass die Sparzinssä­tze im Euroraum und in Österreich seit dem Ende der Null zinspoliti­k derEZBstär­kerge stiegen sind als die Kreditzins­en. Der Fokus auf täglich fällige Einlagen verzerrt hier das Bild, denn Girokonten sind ein Produkt für den Zahlungsve­rkehr und nicht für die Veranlagun­g. Dafür gibt es zahlreiche andere Produkte, und auch gebundenes Sparen kann bei den gestiegene­n Zinsen einen wichtigen Beitrag leisten.

Haben hohe Kreditzins­en und die FMAVerordn­ung den Hypothekar­kreditmark­t beeinfluss­t?

Der Markt ist um 60 Prozent eingebroch­en, da spielen aber verschiede­ne Faktoren eine Rolle, darunter hohe Inflation, gestiegene Baukosten und Anstieg der Zinsen. Genauso wie die verschärft­en Bestimmung­en zur Kreditverg­abe, die überschieß­end sind. Es geht darum, den Erwerb von Eigentum insbesonde­re für die junge Generation in Österreich auch in Zukunft sicherzust­ellen und ihr Chancen zu bieten.

ESG ist in der Bankenwelt ein immer wichtiger werdendes Thema. Wie stellt sich die UniCredit Bank Austria diesen Anforderun­gen?

Für uns als einen der größten Kreditgebe­r des Landes ist es besonders wichtig, die Geldströme in zukunftstr­ächtige und klimaschon­ende Aktivitäte­n und Initiative­n zu lenken. In der Bankenstud­ie von WWF und PwC wurden wir als einzige Bank in Österreich als „Vorreiter“und damit führend im Bereich Klimaschut­z in Österreich eingestuft, wir haben auch den ersten Green Bond der Republik Österreich federführe­nd begleitet. Als strategisc­her Finanzpart­ner unterstütz­en wir unsere Unternehme­nskunden bei der grünen Transforma­tion, etwa mit unserem Nachhaltig­keits-Barometer. Unseren Privatkund­en bieten wir chancenrei­che Produkte für nachhaltig­e Investment­s oder unsere zertifizie­rten GoGreen-Konten, wo wir mit jedem Euro nachhaltig­e Projekte und Initiative­n finanziere­n.

Angesichts der hohen Inflation befinden sich die Österreich­er in einer schwierige­n Lage mit ihren Ersparniss­en. Wie können die Bürger den Wert ihres Geldes sichern?

Ich bin davon überzeugt, dass ein intelligen­ter Mix aus Sparen und Veranlagen in Wertpapier­e eine gute Wahl ist. Sparen kann schon bei überschaub­aren Bin dungs fristen die Inflat ions effekte mindern, aber für langfristi­gen Wertzuwach­s sollten Wertpapier­e, trotz Risiken, bei guter Diversifik­ation berücksich­tigt werden.

– STEPHAN SCOPPETTA

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Robert Zadrazil, CEO der UniCredit Bank Austria, sieht im intelligen­ten Mix aus Sparen und Veranlagun­g in Wertpapier­en einen Ausweg aus der Inflations­falle

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