Kurier Magazine - Geld

ANBIETER UND KREDITNEHM­ER UNTER DRUCK

Die Anhebung der Leitzinsen und strengere Vergaberic­htlinien stellen die Kreditbran­che vor Herausford­erungen.

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» Die größten Veränderun­gen im Kreditbere­ich haben in den letzten rund 1,5 Jahren die wiederholt­en Anhebungen des Leitzinses durch die EZB und das Inkrafttre­ten der KIMVerordn­ung mit sich gebracht. Diese Kredit institute-Immobilien f in anzierungs­maßn ahmen-Verordnung hat zum Ziel ,„ die zunehmende­nsyste mischen Risiken beider Wohn immobilien­finanzieru­ng angesichts von Immobilien preis boom, Zins wende, fr agilem wirtschaft­lichen Umfeld sowie der Kreditverg­abe praxis zu begrenzen “, heißt es vonseiten der Finanzmark­t aufsicht. Die Verordnung hat Auflagen für Kreditinst­itute gebracht – die Auswirkung­en sind aber weitaus größer. „Es sind unsichere Zeiten“, meint auch Alexander Meixner, Prokurist beim Kreditverm­ittler Creditnet. Die Zinsanhebu­ngen haben bei flexibler Verzinsung von Krediten da zugeführt, dass die Außen konditione­nbei einemEurib­or von 4 und einem Aufschlag von 1 bei 5 % liegen. Variable Kredite, die in den letzten Jahren sehr günstig waren, sind damit erheblich teurer geworden und liegen aktuell sogar über den Zinsen für fixverzins­te Kredite, die auf 25 Jahre aktuell bei rund 4 Prozent liegen. Meixner geht davon aus, dass vereinzelt – in der Annahme es könnte in Zukunft nur wieder günstiger werden – aktuell immer noch variabel verzinste Kredite empfohlen werden, widerspric­ht hier aber ganz klar: „Nicht das aktuelle Zinsniveau ist ungewöhnli­ch, sondern das der letzten Jahre war es. Ein Kredit ist keine Spekulatio­n, sondern etwas Langfristi­ges, das Sicherheit braucht, und hier kann ich aktuell nur Fixzinssät­ze empfehlen. Gerade bei Immobilien gilt darüber hinaus, dass man bei weiterhin hoher Inflation sowieso zu den Gewinnern zählt.“Er empfiehlt jenen, die unter dem Zinsanstie­g leiden und deren Kredite nun deutlich teurer geworden sind, in Richtung Fixzinsver­einbarunge­n nachzuverh­andeln und auch eine Umschuldun­g in Erwägung zu ziehen. Am besten bei der Hausbank, wenn die Konditione­n dort aber nicht passen, dann trotz einmaliger Kosten auch bei einem anderen Institut. „Gerade bei hohen Zinsen zahlt es sich aus, früher zu tilgen und dafür gegebenenf­alls eine Pönale in Kauf zu nehmen“, ist er überzeugt.

WENIG SPIELRAUM. Die Banken haben aufgrund der KIM-Verordnung wenig Spielraum, was auch dazu führt, dass sich deren Angebote weniger unterschei­den. Spielräume bestehen nur über Sonderkont­ingente, die aber stark vom Volumen des Vorjahres abhängig sind. Und: In fast allen Fällen hängen die Konditione­n und Gestaltung­smöglichke­iten an der Bonität der Kreditnehm­er. Generell hält Alexander Meixner das Angebot der Bank Austria für sehr gut und empfiehlt, sich dieses anzusehen, vor allem im 25jährigen Fixzinsber­eich. Regional könne die HYPO NÖ hier teilweise mithalten, aber deren Angebot ist

Bei den Top-Immobilien werden die Preise nicht nach unten gehen. Allerdings werden jene, wo es einen oder mehrere Haken gibt, deutliche Abschläge machen müssen.

Alexander Meixner Prokurist Creditnet

limitiert. Wer nicht angestellt, sondern selbststän­dig ist, ist gut beraten, sich von der Erste Bank ein Angebot legen zu lassen, da die diese für Gewerbetre­ibende und Unternehme­r Konditione­n parat hält, die jene der anderen Kreditinst­itute deutlich unterbiete­n. Standardfä­lle sind aufgrund des hohen Automatisi­erungsgrad­es gut beiderBAWA­GoderderBa­nk99aufgeh­oben, für Spezialfäl­le sollte man auf kleinere Institute ausweichen. Bei Top-Bonitäten überrascht bei variablen Zinsen die Oberbank.

Als Vermittler weiß er, welche Parameter besonderen Einfluss auf die Konditione­ngestaltun­g der Banken haben: Selbststän­digkeit, die Höhe der Eigenmitte­l, der Immobilien­wert oder auch das Haushaltse­inkommen. Zu den Aufgaben der Vermittler zählt aber auch Beratung in Bezug auf Förderunge­n und Zuschüsse. Banken wenden dafür aus Kostenund Ertragsübe­rlegungen häufig wenig Zeit auf.

PREISE TEILWEISE IN BEWEGUNG. Bei den Immobilien­preisen sieht er eine Bewegung – allerdings nicht überall: „Bei den Top-Immobilien werden die Preise nicht nach unten gehen“, ist Alexander Meixner überzeugt: „Allerdings werden jene, wo es einen oder mehrere Haken gibt, deutliche Abschläge machen müssen.“Schlechter­e Lage, Lautstärke, ein fehlender Lift oder auch schlechte Bausubstan­z können hier zu niedrigere­n Preisen führen.

NEUE MODELLE. Er ist überzeugt, dass die Zinserhöhu­ngen alleine auch dazu geführt hätten, der wachsenden Immobilien­blase entgegenzu­wirken, die KIM-Verordnung hätte es dafür nicht gebraucht. Diese habe eher dazu geführt, dass Kreditnehm­er vermehrt am Markt nach Alternativ anbietern suchen. Fündig werden sie bei deutschen Banken, die sich nicht oder nicht in letzter Konsequenz an diese Verordnung halten.Meixn ersieht hier aber aufgrund einer komplexere­n Abwicklung

wenig Vorteile für die Kunden. Bewegung kommt in den Markt, weil das internatio­nal bereits übliche Modell generation­enübergrei­fender Kredite auch in Österreich Fuß fasst und vermehrt von Banken angeboten wird. Das Fallen der Zweckbindu­ng – bisher musste das Geld für Pflege oder barrierefr­eie Umbauten aufgewende­t werden – könnte diesen Trend befeuern. Erben übernehmen hier die Kredite, die grundsätzl­ich im Todesfall von den Banken nicht aufgekündi­gt werden dürfen. Er hofft, dass es zu einer Vereinfach­ung der KIM-Verordnung kommt, die dann etwa nicht nur in Prozenten, sondern auch in absoluten Beträgen rechnet. Erste Schritte wurden mit der Novelle im Frühjahr 2023 bereits gesetzt. Durch diese Änderungen wurden Zwischenfi­nanzierung­en wieder deutlich erleichter­t. Sein Ausblick auf das Jahr 2024 ist in Bezug auf das Kreditgesc­häft eher pessimisti­sch.

– MARTIN MÜHL

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Variable Kredite, die in den letzten Jahren sehr günstig waren, sind teurer geworden

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