„VORSORGE FÜR ALLE“
Die Situation vieler Pensionist:innen in Österreich ist prekär. Ein zukunftsträchtiges Pensionssystem benötigt eine stärkere zweite Säule. Im Idealfall sollten alle Arbeitnehmer:innen in den Genuss einer betrieblichen Vorsorgelösung kommen, erläutert Mart
» Die zurzeit noch immer sehr hohe Inflationsrate macht vor allem Pensionist:innen zu schaffen. Aus Ihrer Sicht als Vertreter eines großen Finanzdienstleisters: Wie kann man in Österreich Altersarmut vermeiden?
Martin Sardelic: Gerade in Zeiten steigender Verbraucherpreise sehen wir, wie wichtig es für alle Menschen im Ruhestand ist, ausreichend hohe Pensionsleistungen beziehen zu können. Wir machen schon seit längerer Zeit darauf aufmerksam, dass die staatlichen Leistungen in vielen Fällen nicht mehr ausreichen werden. Bereits heute dienen die gesetzlichen Pensionen sehr oft nur noch dazu, die Lebensgrundlagen zu finanzieren. Um die Pensionen von morgen muss man sich bereits heute kümmern!
Welche Personengruppen sind besonders betroffen?
Bloß rund 10 % aller Pensionist:innen beziehen eine betriebliche Zusatzpension und nur rund 5 % der laufenden Pensionen stammen aus der betrieblichen Vorsorge. Der mangelnde Ausbau der betrieblichen Vorsorge trifft in Österreich also eine satte Mehrheit. Beim Blick auf die Höhe der aktuell ausgezahlten Pensionen sehen wir, dass Frauen auffallend schlecht abschneiden. Bei verschiedenen Meinungsumfragen zeigt sich vor allem die jüngere Generation sehr pessimistisch.
Im österreichischen Pensionskassensystem sind die Leistungen für die Pensionisten schwankend. In Zeiten volatiler Kapitalmärkte führt dies immer wieder zu Kürzungen – und somit zu Kritik. Wie gehen Sie damit um? Kapitalgedeckte Pensionszahlungen werden weltweit eingesetzt und sind in Österreich im internationalen Vergleich schwach ausgeprägt. Wir können nach erfreulichen Kapitalmarktjahren Pensionen erhöhen. Im Schnitt der letzten zehn Jahre liegt unsere Performance bei 2,91 %, das bedeutet für unsere Kund:innen einen Wertzuwachs. Für sämtliche Pensionist:innen besteht die Möglichkeit, sich für die sogenannte Sicherheitspension zu entscheiden, bei der keine Pensionskürzungen im Vergleich zur Erstpension möglich sind.
Welche Maßnahmen sollten heute gesetzt werden, damit wir bis in etwa zehn Jahren ein stabiles Pensionssystem haben?
Unser Appell an alle beteiligten Stakeholder in Wirtschaft, Arbeitnehmervertretungen und Politik lautet daher: Betriebliche Vorsorgelösungen sind in sämtlichen Kollektivverträgen zu berücksichtigen, damit möglichst alle Arbeitnehmer:innen nach ihrem Erwerbsleben von betrieblichen Zusatzleistungenprofitieren.Dennwirbenötigen ein stabiles Drei-Säulen-System. Wie hoch der Finanzierungsdruck auf der ersten Säule bereits ist, zeigt folgendes Faktum: Die Bundesausgaben für die Pensionen werden im Folgejahr auf knapp 30 Mrd. Euro steigen.
– MARTIN MÜHL
Um die Pensionen von morgen muss man sich bereits heute kümmern!
Martin Sardelic