AUFSTEIGER DES JAHRES VON 193 AUF 43
Sebastian Ofner verblüffte nicht nur sich und seine treuesten Fans, sondern ganz Tennis-Österreich. Höhepunkt der neuen Nummer eins des Landes war der Einzug in die zweite Turnierwoche der French Open.
» Sein Stern schien schon 2017 aufzugehen. Als Sebastian Ofner plötzlich in der 3. Runde von Wimbledon antanzte und wegen seiner Frisur als Tennis-Falco in die Sportgeschichte einging. Danach stand er im Halbfinale von Kitzbühel, ein Steirer schien sich aus dem Schatten von Dominic Thiem zu spielen. DochdannwarfastSchlussmitdenErfolgen. Gelegentliches Aufblitzen war zu wenig, um im Tennis-Himmel zu bleiben. Bis heuer. Step by step arbeitete sich der mittlerweile 27-jährige Steirer nach oben, erreichte Challenger-Finale
um Challenger-Finale und stand plötzlich als Qualifikant im Achtelfinale der French Open, wo er StefanosTsitsipaszumindestimersten Satz mehr als nur fordern konnte.
Der Weg ging weiter, in Astana erreichte er sein zweites Halbfinale auf der ATP-Tour, auf der er angekommen ist. Platz 43 stand am 13. November zu Buche. Und das, nachdem er als Nummer 193 in die Saison gestartet war.
„Ich glaube selber nicht, dass ich noch in die Top Ten kommen werde, vielleicht in Richtung 20 oder 30, das schon“, sagte Ofner. Wollte sich aber damit nur Druck nehmen – er wurde, wie Trainer Steve Rettl bestätigte (siehe Seiten 8 und 9), auch etwas falsch verstanden. Ziel sei es aber auf jeden Fall, zumindest so weit zu kommen, um Top-Ten-Spieler vereinzelt besiegen zu können.
Alexander Zverev, der in Wien 2021 triumphiert hat, konnte mit den AusführungenvonOfnerweniganfangen, fand es unverständlich, dass sich der ÖTV-Akteur bezüglich seiner Zukunft nicht mehr zutraut. „Er steht erstmals in den Top 50, warum soll er sichGrenzensetzen?Wennerdasganze Match so spielt wie die ersten fünf, sechs Games, dann ist er auf dem Niveau“, sagte der Deutsche.
Ofner selbst führte den Return als noch„größtesProblem“an.„Imersten Satz war nicht so viel Unterschied. Bei Zverev sind die Schläge generell eine Spur besser, sicherlich ist der Return eingroßerFaktor,Zverevserviertauch richtig gut, da ist noch ein richtiger Unterschied. Und je länger die Rallye dauert, umso mehr ist er der stabilere Spieler“, analysierte Österreichs Nummer eins. Ein entscheidender Punkt war laut Ofner auch der Fitnesszustand, er ist nach einer extrem langen Saison ausgelaugt. Um über einen längeren Zeitraum auf dem Niveau mithalten zu können, sei es notwendig, ein bisschen ausgeruhter und fitter zu sein.
LUFT NACH OBEN. „Fitness-technisch kann ich sicher noch einen Schritt machen, ich muss schauen, dass ich in die Richtung viel arbeite, glaube, dass das das Wichtigste ist, um auf dem Level konstant spielen zu können, denn die Rallyes werden immer tougher, wenn esweiternachobengeht“,sagteOfner. Jene Konstanz, die er 2023 auf Challenger-Ebene mit dem Titel in Salzburg sowie fünf Endspielen gezeigt hatte, soll 2024 auf ATP-Ebene zu sehen sein.
Für 2024, seine erste volle Saison auf der ATP-Tour, hofft der Schützling von Steve Rettl und Wolfgang Thiem auf Stabilisierung in den Top 50. „In den letzten drei, vier Monaten durchgehend auf der ATP-Tour habe ich wertvolle Erfahrungen sammeln könnenfürnächstesJahr–woraufichmich einstellen muss, wo ich mich noch verbessern muss.“Darum will er sich nun so gut wie möglich auf nächstes Jahr vorbereiten. „Ich möchte nächste Saison dort anschließen, wo ich jetzt aufgehört habe.“– H. OTTAWA
Schöne Zeit in Paris: Sebastian Ofner schlug in der 3. Runde Fabio Fognini