Kurier Magazine - Oberösterreich
Besuch beim Whisky- und Wodka-Brenner
Oberösterreich ist ganz schön hochprozentig. Das beweisen zwei erfolgreiche Brenner ausgezeichneter und feiner Destillate.
Wir haben ihnen einen Besuch abgestattet.
Wer einen ausgezeichneten Whisky sucht, muss dafür nicht in die schottischen Highlands fahren, sondern findet diesen in der sanften Hügellandschaft des Mühlviertels. In Oberweitersdorf erzeugt Peter Affenzeller seit einigen Jahren einen in 28 Ländern mehrfach mit Gold prämierten „Fine Austrian Whisky“und gibt mit seinem Schaubetrieb Einblick in seine Destillation.
Im weiß verfliesten Arbeitstrakt des Vierkanthofesbrautsic hetwaszusammen. Malzgeruch liegt in der Luft. Im 1200 Liter Edelstahltank blubbert die Maische vor sich hin und verwandelt Gerstenmalz in Zucker. Im benachbarten Tank wird gerade ein Grain Whisky nach seiner siebenjährigen Schlummerphase in einem Eichenfass mit dem hauseigenen Quellwasser auf 42 Volumprozent Trinkstärke verlängert. Danach geht es noch einmal für sechs Monate zurück ins Fass, das an der Innenseite mit einer zwei Millimeter dicken Kohleschicht getoastet ist. Dadurch erlangt der Grain Whisky seine volle Reife und ein Aroma, das bei Kennerndenspontanen Wunschnach einem Platz am Kaminfeuer und einer dicken Zigarre auslöst. Einen »
Den richtigen Riecher: Peter Affenzeller und sein Whisky
sind ein Erfolgsteam
Reifeprozess durchlaufen jedoch nicht nur die hochprozentigen Destillate, auch dem 29-jährigen Selfmade-Man verlangte der Einstieg in die WhiskyBranche im Jahr 2005 einiges ab. Zuvor gab es nur einige Brennkunst-Experimente auf dem elterlichen Hof, als Peter Affenzeller aber – mehr zum Spaß – ein Destillat im Rahmen eines Wettbewerbs einschickte und auf Anhieb Silber gewann, war sein Ehrgeiz höchstprozentiggeweckt. „Allehaben mich belächelt. Besonders, als ich meinen sicheren Job als Sales Manager bei einem internationalen Konzern gegen eine ungewisse Zukunft eintauschte“, erinnert sich Affenzeller an die Anfänge. Erst die fünfte Bank gab ihm einen Kredit, seine Eltern bürgten. 2013 dann der große Durchbruch mit den Goldmedaillen. Seither geht es stetig bergauf. Den Single Malt,- Grain-, Blend-, Whitewhisky und einen speziellen Whiskylikör mit Honig, Vanille und Zimtaromen bekommt man nicht nur im Betrieb und Onlineshop, sondern auch in der Spitzengastronomie, etwa bei Toni Mörwald oder im „Ikarus“des Hangar-7 serviert. Dass der junge Durchstarter bei so viel Erfolg nicht abhebt, liegt daran, dass er sich sowohl mit seiner Familie, als auch mit der Natur tief verwurzelt fühlt. Gerste, Weizen und Roggen stammen aus dem Eigenanbau. „Die Natur bestimmt. Zuckergehalt und Feuchtigkeit des Getreides sind entscheidend und je nach Ernte unterschiedlich, das ändertauchdas Destillat“, weiß Affenzeller. Darauf zu reagieren und das Korninseinereinste Formzuveredeln, beherrscht der Mühlviertler, wovon sich jeder selbst überzeugen kann.
Ortswechsel. Das weiße Gewölbe und der Stuck an der Decke erinnern an alles, nur nicht an einen typischen Kuhstall. Heutestehenmeistens Hunderte
von Tieren in vollautomatisieren Hallen. Philip Landerl öffnet die alte Holztür und es ist klar, das ist kein gewöhnlicher Stall. Er betritt den Raum, der so groß ist wie eine Singlewohnung in Wien. Sein Blick wandert sofort zur Decke. 1808 ist in der Mitte eines Gewölbebogens als Relief verewigt. Was hier entstehen soll, ist die Antwort der Wodkaherstellung auf die lila Kuh. Die Landerls bauen den Stall ihres Bauernhofes in Sierning in eine Schaudestillerie um. Gezeigt werden soll, wie aus oberösterreichischen Weizenkörnern und Mühlviertler Quellwasser Bio-Wodka erzeugt wird. In der Anfangsphase haben sie viel ausprobiert. Der Alkoholgehalt sollte zu Beginn 42 Prozent sein. Als Philip Landerl erzählt, warum, sieht er aus, als ob er wieder ein junger Bursche wäre, nur sein dunkler Vollbart verrät sein Alter. „Die Antwort des Universums auf alles ist 42.“
Zumindest wenn man dem Film „Per Anhalter durch die Galaxis“Glauben schenkt. In der Realität hat der Geschmack überzeugt. Mit 40 Prozent entfaltet sich der Grundton des Wodkas am besten. Er hat das Aroma des Weizens abgelegt und verliert durch das viermalige Filtern den scharf brennenden Nachgeschmack, für den die Spirituose bekannt ist.
Über Karibik nach Sierning. Bekannt ist Wodka auch für seine Geruchlosigkeit, doch beim Öffnen einer der Flaschen kommt einem eine frisch geschälte Gurke in den Sinn. Das frische Aroma hat einen Hauch Süße, die nicht ganz einer Frucht zuordenbar ist. Die Kombination ist ungewöhnlich – Gurke mit Melone. Was auf den ersten Blick nichts mit Hochprozentigem zu tun hat, ist die Geschichte von Janine und Philip in eine Flasche abgefüllt. Sie wollen ihre Philosophie und ihre Erfahrungen in dem Produkt wiedergeben. Die Inspiration für die Wodka-Kompositionen haben die Landerls zu einem großen Teil auf ihrer Weltreise gesammelt. Nachdem das Ehepaar abseits von Sierning ihr Glück gefunden hat, sind sie zurückgekehrt. Sie wollen die Familientradition auf ihre eigene Art fortsetzen. Die Verbindung von Regionalem und Internationalem zeigt sich in den Produkten. Das Zusammenspiel von Rohstoffen aus der Region Oberösterreich mit ausgefallenen Geschmacksrichtungen gibt ihre Vision von Modernität und Tradition wieder.
Gebrannt wird auf dem Hof nämlich nicht zum ersten Mal. Seit 1310 gibt es das Bauernhubergut, mehr als 400 Jahre davon ist es in Familienhand. Aus dieser Geschichte ist der Markenname entstanden, 1310 – The Spirit of the Country. Der Zusatztitel hat dabei mit Philip Landerls Vorliebe für die englische Sprache zu tun. Durch sein Masterstudium in San Francisco hat er deren Melodie für sich entdeckt, „sie transportiert Gefühle einfach besser“. Und dass davon viele in der Herstellung stecken, ist spätestens bei der Geschichte des RosenWodkas klar.
Alleine am Strand mit Blumenkränzen haben die beiden auf den Cookinseln geheiratet. Aus diesem Grund sind die Rosen die Interpretation der exotischen Hochzeit und ein besonderes Herzstück der beiden.
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