Kurier Magazine - Oberösterreich
Rege Bautätigkeit für leistbares Wohnen
In Oberösterreich wird Wohnraum benötigt – vor allem leistbarer. Daher ist speziell der geförderte Wohnbau interessant. Wir stellen drei spannende Projekte vor.
Oberösterreich wächst – um etwa 5000 Menschen jährlich. Mit der Bevölkerungszahl steigt auch der Bedarf an leistbaren Wohnungen. Eine Möglichkeit ist dabei der geförderte Wohnbau: Das Land lockt Bauherren mit Förderungen, um günstige neue Mietwohnungen auf den Markt zu bringen. Für die künftigen Bewohner bringt das gleich zwei Vorteile: eine hochwertige neue Wohnung zu einem wohlfeilen Preis. Anspruchsberechtigt sind vor allem jene, die Anspruch auf Wohnbeihilfe im jeweiligen Bundesland haben: Das sind etwa Menschen mit niedrigen »
Einkommen, Lehrlinge, Studierende, junge Familien, aber auch Alleinverdiener und Pensionisten. Je nach Differenz zwischen Haushaltseinkommen und Wohnkosten ergibt sich die Höhe der Wohnbeihilfe. Die geförderten Wohnungen selbst werden direkt von der jeweiligen Gemeinde vergeben – diese sind also die erste Anlaufstelle. ZehnJahrenach Fertigstellungder Solarcity, einem Stadtteil mit großteils geförderten Wohnungen für insgesamt 4000 Menschen im Linzer Süden, braucht sich Oberösterreich hinter anderen Bundesländern nicht zu verstecken. Besonders vielversprechend ist die Neunutzung des Geländes der ehemaligen Hillerkaserne in Linz- Ebelsberg,d ochdas Projektsteht erst am Anfang.
Dragonerquartier Wels. Aus Alt mach Neu: Ein Musterbeispiel dafür sind die Dragonerhöfe in Wels, mit 337 Metern Länge und 123 Metern Breite der größte Profanbau Oberösterreichs. Seine Geschichte beginnt im Revolutionsjahr 1848, zehn Jahre später erfolgte die feierliche Eröffnung als kaiserliche Reiterei Dragonerkaserne für bis zu 1500 Mann und Pferde. 166 Jahre später werden die Stallungen nicht mehr von Pferden, sondern von Menschen bewohnt – im früheren Pferdehospiz befinden sich sieben von insgesamt 70 neuen Wohnungen, die die WAG in Zusammenarbeit mit der Firma Obermayr und dem Welser Architektenbüro Luger & Maul nach 10-jähriger Planung auf den alten Dragonerhof-Gründen errichtet hat. Das Aushängeschild des Projekts ist der erste sechsgeschoßige Wohnbau in Holzbauweise, dessen Errichtung erst durch eine Novellierung der Brandschutzordnung im Juli 2013 möglich wurde. Das Gebäude besteht komplett aus Holz – ausschließlich der Trakt mit dem Stiegenhaus wurde aus Brandschutzgründen aus Beton gebaut. Die 63 neu gebauten Mietwohnungen sind zwischen 50 und 90 Quadratmeter groß und bieten für die Bewohner eine hohe Lebensqualität. Beim Neubau des Holzwohnhauses spieltNach haltigkeiteinegro ßeRolle: Nicht nur wurde ausschließlich heimisches Holz verwendet – Tanne für die Fassade, Fichte für die Wohnungen –, auch ersetzt die gute Dämmung eine automatisierte Lüftung der Wohnräume. Zwischenden Neubautenliegt das bereits angesprochene, frühere Pferdehospiz–einGebäude, dasdenkmalgeschützt ist. Hier gibt es schon jetzt betreutes Wohnen für Demenzkranke, das künftig noch um eine zusätzliche Wohngemeinschaft erweitert wird. Die Dragonerquartier Wohnungen werden im Sommer 2017 bezugsfertig sein. Mit mehr als 60 Wohnungen ist es das größte singuläre Projekt aus Mitteln des geförderten Wohnbaus in Oberösterreich.
Pöndorf. Wenn man auf interessante Bauprojekte schaut, blickt man zumeist in die Städte – obwohl die meisten Österreicher „auf dem Land“leben – oder dort, was man gemeinhin darunter versteht. Durch Ausblenden der dortigen Bautätigkeit wirft man auch ein falsches Bild auf die kleineren Orte, denn auch dort tut sich Wertvolles »
im geförderten Wohnbau. In der kleinen Gemeinde Pöndorf im Hausruckviertel gab es etwa bis vor Kurzem kaum größere geförderte Wohnbauprojekte. Der Ort ist durch hohe Mieten im privaten Bereich gekennzeichnet – die Nähe zur Stadt Salzburg ist deutlich spürbar. Weil die Nachfrage der ortsansässigen Bevölkerung aber durchaus existierte und eine offensichtliche Lücke klaffte, entschied sich die Innviertler Gemeinnützige Wohnungsund Siedlungsgenossenschaft (ISG), auf einer bereits zuvor bebauten Liegenschaft nahe des Ortskerns ein neues Wohnobjekt zu errichten. Mit Unterstützung von Wohnbauförderungsmitteln des Landes Oberösterreich wurden hier sieben Wohnungen errichtet. Die Einheiten, alle übrigens unbefristet vermietet, verfügen über Loggien, sind nach neuesten bauphysikalischen Bedingungen als Niedrigstenergiehaus errichtet und kosten inklusive Betriebs- und Heizkostenpauschale sowie inklusive Steuern sieben Euro pro Quadratmeter. „Klein, aber fein ist es geworden. Die Wohnungen waren förmlich weg wie die warmen Semmeln“, sagt Herwig Pernsteiner, Geschäftsführer der ISG. Sozialer Wohnbau ist für ihn auch im ländlichen Raum von größter Wichtigkeit, liege dieser doch im Spannungsbogen zwischen Entleerung und Dynamik. „Wir legen fest, ob Investitionen ausgelöst werden, ob jungen Menschen leistbarer Wohnraum im Ort zur Verfügung gestellt wird“, sagt Pernsteiner. Für Bauunternehmer gebe es gewisse strukturelle Nachteile beim Bauen am Land, etwa schlechtere Wirtschaftlichkeit in der Errichtung und im laufenden Betrieb sowie eine höhere Leerstandswah rscheinlichkeit. Gerade deswegen brauche es die Förderungen vonseiten des Landes.
Grüne Mitte Linz. In Linz wurde heuer erstmals die 200.000 Einwohner Marke überschritten. Nach Jahren der Abwanderung und einer stagnierenden Bevölkerung ist seit etwa zehn Jahren wieder vermehrter Zuzug zu verzeichnen. Der Wohnraum ist »
knapp, doch immer wieder tun sich neue Flächen auf.
So etwa auf dem Gelände des früheren Frachtenbahnhofs, einer 85.000 Quadratmeter großen Fläche. Zwischen der Lastenstraße und der Westbahnstrecke entsteht hier ein neues Stadtviertel, das zwar nicht unmittelbar im Zentrum liegt, dennoch eine gute innerstädtische Lage aufweist. Derzeit handelt es sich um das größte Stadterweiterungsgebiet in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Gemeinsam mit sieben Wohnbaugesellschaften (BRW, Wohnungsgenossenschaft Familie in Linz, GWG, OÖ Wohnbau, WSG, LAWOG und Neue Heimat) lässt die Stadt Linz hier insgesamt 805 Wohnungen bauen, von denen an die 600 bereits übergeben worden sind. Zum überwiegenden Teil handelt es sich um reine Mietwohnungen, bei einigen besteht auch eine Kaufoption. Bis zum Sommer 2017 sollen auch die letzten Wohnungen bezugsfertig sein.
Das vielleicht wesentlichste Merkmal der „Grünen Mitte Linz“liegt schon im Namen, nämlich die Betonung auf Grünraum und Nachhaltigkeit. Letztere liegt eher hinter der Fassade – so werden sämtliche Wohnungen in Niedrigstenergiebauweise errichtet. Nach dem Grünraum hingegen braucht man nicht lang zu suchen: Kernstück ist ein 14.000 Quadratmeter großer Park im Zentrum der Anlage. Eine lang gestreckte, dicht gewachsene Grünzone trennt die Westbahnstrecke vom Wohngebiet ab. Durch die gute öffentliche Anbindung, die innerstädtische Lage und die hohe Wohn- und Lebensqualität zählen die Wohnungen der Grünen Mitte zu den Highlights geförderten Wohnens in ganz Österreich und sind ein Positivbeispiel dafür, wie frühere Bahnverkehrs- und Brachflächen sinnvoll in Wohnraum verwandelt werden können.