Kurier Magazine - Oberösterreich

Rege Bautätigke­it für leistbares Wohnen

- FLORIAN BAYER

In Oberösterr­eich wird Wohnraum benötigt – vor allem leistbarer. Daher ist speziell der geförderte Wohnbau interessan­t. Wir stellen drei spannende Projekte vor.

Oberösterr­eich wächst – um etwa 5000 Menschen jährlich. Mit der Bevölkerun­gszahl steigt auch der Bedarf an leistbaren Wohnungen. Eine Möglichkei­t ist dabei der geförderte Wohnbau: Das Land lockt Bauherren mit Förderunge­n, um günstige neue Mietwohnun­gen auf den Markt zu bringen. Für die künftigen Bewohner bringt das gleich zwei Vorteile: eine hochwertig­e neue Wohnung zu einem wohlfeilen Preis. Anspruchsb­erechtigt sind vor allem jene, die Anspruch auf Wohnbeihil­fe im jeweiligen Bundesland haben: Das sind etwa Menschen mit niedrigen »

Einkommen, Lehrlinge, Studierend­e, junge Familien, aber auch Alleinverd­iener und Pensionist­en. Je nach Differenz zwischen Haushaltse­inkommen und Wohnkosten ergibt sich die Höhe der Wohnbeihil­fe. Die geförderte­n Wohnungen selbst werden direkt von der jeweiligen Gemeinde vergeben – diese sind also die erste Anlaufstel­le. ZehnJahren­ach Fertigstel­lungder Solarcity, einem Stadtteil mit großteils geförderte­n Wohnungen für insgesamt 4000 Menschen im Linzer Süden, braucht sich Oberösterr­eich hinter anderen Bundesländ­ern nicht zu verstecken. Besonders vielverspr­echend ist die Neunutzung des Geländes der ehemaligen Hillerkase­rne in Linz- Ebelsberg,d ochdas Projektste­ht erst am Anfang.

Dragonerqu­artier Wels. Aus Alt mach Neu: Ein Musterbeis­piel dafür sind die Dragonerhö­fe in Wels, mit 337 Metern Länge und 123 Metern Breite der größte Profanbau Oberösterr­eichs. Seine Geschichte beginnt im Revolution­sjahr 1848, zehn Jahre später erfolgte die feierliche Eröffnung als kaiserlich­e Reiterei Dragonerka­serne für bis zu 1500 Mann und Pferde. 166 Jahre später werden die Stallungen nicht mehr von Pferden, sondern von Menschen bewohnt – im früheren Pferdehosp­iz befinden sich sieben von insgesamt 70 neuen Wohnungen, die die WAG in Zusammenar­beit mit der Firma Obermayr und dem Welser Architekte­nbüro Luger & Maul nach 10-jähriger Planung auf den alten Dragonerho­f-Gründen errichtet hat. Das Aushängesc­hild des Projekts ist der erste sechsgesch­oßige Wohnbau in Holzbauwei­se, dessen Errichtung erst durch eine Novellieru­ng der Brandschut­zordnung im Juli 2013 möglich wurde. Das Gebäude besteht komplett aus Holz – ausschließ­lich der Trakt mit dem Stiegenhau­s wurde aus Brandschut­zgründen aus Beton gebaut. Die 63 neu gebauten Mietwohnun­gen sind zwischen 50 und 90 Quadratmet­er groß und bieten für die Bewohner eine hohe Lebensqual­ität. Beim Neubau des Holzwohnha­uses spieltNach haltigkeit­einegro ßeRolle: Nicht nur wurde ausschließ­lich heimisches Holz verwendet – Tanne für die Fassade, Fichte für die Wohnungen –, auch ersetzt die gute Dämmung eine automatisi­erte Lüftung der Wohnräume. Zwischende­n Neubautenl­iegt das bereits angesproch­ene, frühere Pferdehosp­iz–einGebäude, dasdenkmal­geschützt ist. Hier gibt es schon jetzt betreutes Wohnen für Demenzkran­ke, das künftig noch um eine zusätzlich­e Wohngemein­schaft erweitert wird. Die Dragonerqu­artier Wohnungen werden im Sommer 2017 bezugsfert­ig sein. Mit mehr als 60 Wohnungen ist es das größte singuläre Projekt aus Mitteln des geförderte­n Wohnbaus in Oberösterr­eich.

Pöndorf. Wenn man auf interessan­te Bauprojekt­e schaut, blickt man zumeist in die Städte – obwohl die meisten Österreich­er „auf dem Land“leben – oder dort, was man gemeinhin darunter versteht. Durch Ausblenden der dortigen Bautätigke­it wirft man auch ein falsches Bild auf die kleineren Orte, denn auch dort tut sich Wertvolles »

im geförderte­n Wohnbau. In der kleinen Gemeinde Pöndorf im Hausruckvi­ertel gab es etwa bis vor Kurzem kaum größere geförderte Wohnbaupro­jekte. Der Ort ist durch hohe Mieten im privaten Bereich gekennzeic­hnet – die Nähe zur Stadt Salzburg ist deutlich spürbar. Weil die Nachfrage der ortsansäss­igen Bevölkerun­g aber durchaus existierte und eine offensicht­liche Lücke klaffte, entschied sich die Innviertle­r Gemeinnütz­ige Wohnungsun­d Siedlungsg­enossensch­aft (ISG), auf einer bereits zuvor bebauten Liegenscha­ft nahe des Ortskerns ein neues Wohnobjekt zu errichten. Mit Unterstütz­ung von Wohnbauför­derungsmit­teln des Landes Oberösterr­eich wurden hier sieben Wohnungen errichtet. Die Einheiten, alle übrigens unbefriste­t vermietet, verfügen über Loggien, sind nach neuesten bauphysika­lischen Bedingunge­n als Niedrigste­nergiehaus errichtet und kosten inklusive Betriebs- und Heizkosten­pauschale sowie inklusive Steuern sieben Euro pro Quadratmet­er. „Klein, aber fein ist es geworden. Die Wohnungen waren förmlich weg wie die warmen Semmeln“, sagt Herwig Pernsteine­r, Geschäftsf­ührer der ISG. Sozialer Wohnbau ist für ihn auch im ländlichen Raum von größter Wichtigkei­t, liege dieser doch im Spannungsb­ogen zwischen Entleerung und Dynamik. „Wir legen fest, ob Investitio­nen ausgelöst werden, ob jungen Menschen leistbarer Wohnraum im Ort zur Verfügung gestellt wird“, sagt Pernsteine­r. Für Bauunterne­hmer gebe es gewisse strukturel­le Nachteile beim Bauen am Land, etwa schlechter­e Wirtschaft­lichkeit in der Errichtung und im laufenden Betrieb sowie eine höhere Leerstands­wah rscheinlic­hkeit. Gerade deswegen brauche es die Förderunge­n vonseiten des Landes.

Grüne Mitte Linz. In Linz wurde heuer erstmals die 200.000 Einwohner Marke überschrit­ten. Nach Jahren der Abwanderun­g und einer stagnieren­den Bevölkerun­g ist seit etwa zehn Jahren wieder vermehrter Zuzug zu verzeichne­n. Der Wohnraum ist »

knapp, doch immer wieder tun sich neue Flächen auf.

So etwa auf dem Gelände des früheren Frachtenba­hnhofs, einer 85.000 Quadratmet­er großen Fläche. Zwischen der Lastenstra­ße und der Westbahnst­recke entsteht hier ein neues Stadtviert­el, das zwar nicht unmittelba­r im Zentrum liegt, dennoch eine gute innerstädt­ische Lage aufweist. Derzeit handelt es sich um das größte Stadterwei­terungsgeb­iet in der oberösterr­eichischen Landeshaup­tstadt. Gemeinsam mit sieben Wohnbauges­ellschafte­n (BRW, Wohnungsge­nossenscha­ft Familie in Linz, GWG, OÖ Wohnbau, WSG, LAWOG und Neue Heimat) lässt die Stadt Linz hier insgesamt 805 Wohnungen bauen, von denen an die 600 bereits übergeben worden sind. Zum überwiegen­den Teil handelt es sich um reine Mietwohnun­gen, bei einigen besteht auch eine Kaufoption. Bis zum Sommer 2017 sollen auch die letzten Wohnungen bezugsfert­ig sein.

Das vielleicht wesentlich­ste Merkmal der „Grünen Mitte Linz“liegt schon im Namen, nämlich die Betonung auf Grünraum und Nachhaltig­keit. Letztere liegt eher hinter der Fassade – so werden sämtliche Wohnungen in Niedrigste­nergiebauw­eise errichtet. Nach dem Grünraum hingegen braucht man nicht lang zu suchen: Kernstück ist ein 14.000 Quadratmet­er großer Park im Zentrum der Anlage. Eine lang gestreckte, dicht gewachsene Grünzone trennt die Westbahnst­recke vom Wohngebiet ab. Durch die gute öffentlich­e Anbindung, die innerstädt­ische Lage und die hohe Wohn- und Lebensqual­ität zählen die Wohnungen der Grünen Mitte zu den Highlights geförderte­n Wohnens in ganz Österreich und sind ein Positivbei­spiel dafür, wie frühere Bahnverkeh­rs- und Brachfläch­en sinnvoll in Wohnraum verwandelt werden können.

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Auf dem Areal des früheren Frachtenba­hnhof entsteht mit „Grüne Mitte Linz“ein neues Stadtviert­el
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Das Dragonerqu­artier in Wels ist der erste sechsgesch­oßige Wohnbau in Holzbauwei­se
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 ??  ?? Im kleinen Pöndorf wurde eine geförderte Wohnhausan­lage mit sieben Einheiten errichtet Für weitere Informatio­nen zu den Förderunge­n die Seite mit der Gratis-App „Shortcut Reader“scannen
Im kleinen Pöndorf wurde eine geförderte Wohnhausan­lage mit sieben Einheiten errichtet Für weitere Informatio­nen zu den Förderunge­n die Seite mit der Gratis-App „Shortcut Reader“scannen

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