Kurier Magazine - Oberösterreich
Im Gespräch mit einer Robopsychologin
Was macht eigentlich eine Robopsychologin? Der KURIER fragte am Rande des vom Zukunftsinstitut veranstalteten „Future Day 2016“bei der Linzer Wissenschaftlerin Martina Mara nach.
Sie nennen sich Robopsychologin. Aber bei Ihnen liegt kein Roboter auf der Couch?
Martina Mara: Nein, mir geht es um das Wohlbefinden der Menschen im Umgang mit Robotern, etwa in der Pflege. Die Jobbezeichnung habe ich ausdem Bestseller „Ich, der Robot “des Science-Fiction-Autors Isaac Asimov übernommen.
Wie kamen Sie zu dem Thema?
2009 hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Da hat Hiroshi Ishiguro im Linzer Ars Electronica Center sein „Geminoid“, also seine eigene Silikon-RoboterKopie vorgestellt. Der Mehrheit hat es gegruselt. Diese emotionale Reaktion der Menschen hat mich fasziniert und letztlich dazu geführt, mich im Ars Electronica Futurelab der Forschungsfrage zu widmen: Wie müssen Roboter für eine gute Akzeptanz aussehen, kommunizieren und eingesetzt werden?
Die bisherigen Erkenntnisse?
... unter anderem, dass die Sympathie für Roboter steigt, je menschenähnlicher sie sind. Aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt. Darüber hinaus werden sie als unheimlich empfunden. Das nennt man den Effekt des „uncanny valley“(unheimliches Tal).
Wo sind Roboter im Pflegebereich überhaupt sinnvoll?
Das Ziel kann nicht die Entwicklung eines empathischen, Trost spendenden Roboters am Krankenbett sein. Es gibt zwar Robotiker, die an Maschinen arbeiten, die empathische Kommunikation simulieren sollen. Ich halte das aber für absurd und die Vorstellung ist generell negativ besetzt. In einer Studie ging es um den Körperkontakt von Robotern in der Pflege. Ein Roboter am Krankenbett hat die Patienten berührt. Der einen Hälfte hatte man vorher erklärt, das Gerät überprüfe dadurch die Körperdaten, der anderen, dass der Roboter menschliche Emotionen durch die Mimik erkennen und Trost spenden könne. Dieser emotionale Aspekt wurde aber eher abgelehnt.
Was finden Sie denn hilfreich und zugleich im Sinne der zu Pflegenden?
Neben einem Einsatz in der Essensund Medikamentenausgabe oder für Transporte hielte ich eine Art Waschund Wickelroboter für sinnvoll. Kein Pfleger wickelt gerne, kein Patient lässt sich gerne wickeln. An solchen Geräten wird gearbeitet, robotische Arme und Hände sind aber etwas sehr Kompliziertes. Die zu Pflegenden sollten im Idealfall die Möglichkeit bekommen das Gerät mitzusteuern. Abgesehen davon wird die Akzeptanz hier umso besser sein, je weniger menschenähnlich die Maschine aussieht.
Wo ist man in der Entwicklung schon weiter?
An der TU Wien wurden schon Prototypen von Assistenzrobotern evaluiert. Die sollen ermöglichen, dass alte Menschen länger allein zu Hause bleiben können. Solche Haushaltshilfen könnten Dinge aufheben, aber auch Alarm geben, wenn jemand am Boden liegt. Wichtig für die Akzeptanz finde ich: Sie müssen auf Befehle reagieren können und Arbeitsschritte im Voraus kommunizieren. Hebt das Gerät etwas auf, kündigt es das durch das Senken des Kopfbereiches an.
Was ist schon im Einsatz?
Robert Lembke hätte seine Freude mit der Berufsbezeichnung Robopsychologin
gehabt. Googelt man den Begriff, kommen genau zwei Namen: Einer gehört einer Romanfigur, der andere der Linzerin Martina Mara.
Für Demenzkranke gibt es den Robbenbaby-Roboter „Paro“. Streichelt man ihn, schließt er die Augen und kuscheltsichan. Ergibtau ßerdem Robben-Laute von sich, kann Stimmen wiedererkennen und neigt seinen Kopf in Richtung der Person, die ihn anspricht.
Was bewirkt Paro?
Man weiß, dass Streicheln und Berührungen Demenzkranke geistig präsenter macht und ihre Feinmotorik trainiert. Und die Reaktionen auf das Kuscheltiersind sehr offen und positiv. Zumal Demente für ein echtes Tier ohnehin kaum Verantwortung übernehmen könnten. Viele Studien zu Paro stammen allerdings von den Entwicklern selbst. Und es stellt sich die ethische Frage: Soll man ihn auch bei Patienten einsetzen, die Paro krankheitsbedingt für eine echte Robbe halten?
Was hat es mit dem geistähnlich aussehenden Roboter auf sich, mit dem Sie im Bild zu sehen sind?
Von solch einem Telenoid, einer japanischen Erfindung, könnten Menschen profitieren, die nicht mehr so mobil sind. Werden sie zum Beispiel vom Enkerl angerufen, erklingt die Stimme direkt aus dem Gerät, das gleichzeitig auch Mimik und Gestik des Anrufers darstellt. Während des Gesprächs kann man den Telenoid angreifen. Er wird allerdings als sehr unheimlich empfunden. –