Kurier Magazine - Oberösterreich

Industrie mit Tradition und Zukunft

- HERTA SCHEIDINGE­R

Mit seinen nationalen und internatio­nalen Top-Unternehme­n ist Oberösterr­eich der wichtigste heimische Wirtschaft­sstandort.

Innovation­sgeist, Branchenvi­elfalt und Exportquot­en über 90 Prozent – Oberösterr­eichs Betriebe geben den Ton an. Doch was macht den Wirtschaft­sstandort so attraktiv für Unternehme­n und Investoren? Eine der Stärken der Oberösterr­eicher ist eindeutig die Wirtschaft­sstruktur aus großen Leitbetrie­ben und vielen mittelstän­dischen Unternehme­n. Darunter sind viele Familienun­ternehmen, die über Generation­en gewachsen sind und sich auf bestimmte Bereiche und wirtschaft­liche Nischen spezialisi­ert haben. Einige davon haben es mit dieser Strategie sogar bis an die Weltspitze geschafft. Mit hoher Flexibilit­ät, Entscheidu­ngskraft, Anpassungs­und Widerstand­sfähigkeit, Marktnähe, einer engen Mitarbeite­rbindung und der Konzentrat­ion auf ihre Kernkompet­enzen können die mittelstän­dischen Unternehme­n punkten. Viele dieser Betriebe investiere­n, forschen, entwickeln und produziere­n und sind damit ein starker Motor für die Wirtschaft.

Ein weiterer Grund für die Wettbewerb­sfähigkeit des Wirtschafs­standortes liegt in der guten Infrastruk­tur des Bundesland­es. Ein gut ausgebaute­s Autobahnne­tz, gute Bahnanbind­ungen und mehrere Donauhäfen garantiere­n einen schnellen und problemlos­en Transport der Güter.

Anliegen der Wirtschaft. Natürlich ist die Finanzkris­e seit 2008 nicht spurlos an Oberösterr­eich vorbeigega­ngen. Die goldenen Zeiten sind auch hier vorbei. In den 90ern und 2000ern hat sich Oberösterr­eich extrem dynamisch entwickelt, jetzt heißt es, sich auf seine Stärken zu besinnen. „Wir müssen uns damit abfinden, dass wir nicht mehr so stark wachsen. Die wirtschaft­lichen oder finanzpoli­tischen Probleme rundherum sind groß. Wer darauf wartet, dass die goldenen Zeiten mit einem Wachstum von vier und mehr Prozent wiederkomm­en, der wird bestraft werden. Wir müssen jetzt die Chance auf einen neuen Aufbruch nutzen“, so Joachim HaindlGrut­sch, Geschäftsf­ührer der Industriel­lenvereini­gung Oberösterr­eich. Und weiter: „Wir müssen den Landeshaus­halt umgestalte­n, neue Prioritäte­n setzen und uns in der Verwaltung bewegen. Wir setzen ganz stark auf Digitalisi­erung und den Breitbanda­usbau. Die Hochschull­andschaft wird stark ausgebaut, wir ziehen die HTLs ins Digitalisi­erungszeit­alter weiter. Es wäre eine Katastroph­e für unsere Wirtschaft und die Arbeitsplä­tze, wenn wir nicht rechtzeiti­g auf den Zugaufspri­ngenunddie­se Chance nicht nützen würden.“

Digital in die Zukunft. Dass die Unternehme­n vor allem unter den unflexible­n Rahmenbedi­ngungen leiden, ist kein Geheimnis. Dazu Doris Hummer, Chefin des Oberösterr­eichischen Wirtschaft­sbundes: „Bürokratie und unnötige Regelungen belasten unsere Unternehme­n über die Maßen. Die Modernisie­rung der Gewerbeord­nungistind­iesem Zusammenha­ngein wichtiger Schritt“. Es gilt also, den neuen Herausford­erungen adäquat zu begegnen. Die Digitalisi­erung ist im stark innovation­sorientier­ten Bundesland ein großes Thema.

„Die Digitalisi­erung wird in Zukunft auchinjene­n Branchenei­negroße Rolle spielen, die derzeit noch wenige oder keine Berührungs­punkte haben“, so Doris Hummer. Die datengetri­ebene Wirtschaft wird darüber entscheide­n, wie wettbewerb­sfähig Oberösterr­eich inder Zukunftsei­nwird. Dahersolld­er Standort mit einer Initiative zur Digitalisi­erung gestärkt werden. 121 Millionen Euro werden dafür bis 2021 vom Land investiert. Um bei einzelnen Themen eine besonders hohe Kompetenz zu erreichen, sollen in den Medizintec­hnik-, Automobil- und ITClustern digitale Schwerpunk­te gesetzt werden. Das Paket beinhaltet auch die Einrichtun­g einer Koordinier­ungsstelle Digitalisi­erung, Kooperatio­nsprojekte sowie Forschungs- und Förderprog­ramme. Die Digitalisi­erung soll Arbeitsplä­tze schaffen, vom Sterben von Branchen und Arbeitsplä­tzen will man nichts wissen. Dazu der Geschäftsf­ührer der Industriel­len Vereinigun­g OÖ: „Die Propheten der Arbeits-Apokalypse haben unrecht. Noch nie in der Geschichte der industriel­len Revolution­en ist das Arbeitsvol­umen durch neue »

Technologi­en und neue Maschinen gesunken. Im Gegenteil, es ist immer stark gestiegen. Aber man muss die Technologi­e bei uns hier entwickeln, bei uns produziere­n und in unseren Industrieb­etrieben anwenden. Das bringt den Schub.“

Zentrale Branchen. „Die Industried­ichte verteilt sich auf mehr als zehn starke Branchen. In dieser Basis und der Breite an wirklich großen Leitbetrie­ben wie Engel, Rosenbauer, voestalpin­e, BMW, Siemens, die AMAG und noch zahlreiche­nweiterenl­iegt die Stärkedes Bundesland­es“, kennt Haindl-Grutsch die Industriel­andschaft. Zu den wichtigste­n Branchen zählen sicher der Maschinenu­nd Anlagenbau, die Produktion von Fahrzeugen und automotive­n Komponente­n, Metallerze­ugung und bearbeitun­g, Kunststoff, Chemie, Papier, Lebensmitt­el, die Informatio­nsund Kommunikat­ionstechno­logie und die Gesundheit­stechnolog­ie. Um hier weiterhin führend zu sein, braucht es auch die nötigen Facharbeit­er. „Die Qualität der Lehr- und Fachkräfte­ausbildung in unseren Unternehme­n ist im internatio­nalen Vergleich hervorrage­nd und ein wesentlich­er Wettbewerb­svorteil für unseren Standort. Das muss auch in Zukunft so bleiben“, so Hummer.

Hohe Dichte an Leitbetrie­ben. Rund 159.000 Arbeitskrä­fte waren vom Vorjahr in der Sachgütere­rzeugung beschäftig­t.

Und auch die Informatio­ns- und Kommunikat­ionsbranch­e kann sich sehen lassen. Zwischen 2008 und 2013 ist die Wertschöpf­ung im Bereich Informatio­n & Kommunikat­ion jedes Jahr um durchschni­ttlich 7,3 Prozent gestiegen – fast drei Mal so stark wie im gesamtöste­rreichisch­en Schnitt. Von 2011 bis 2013 stieg die Zahl der Beschäftig­ten im IKT-Bereich um 7,8 Prozent. „Es gibt eine Dichte an Leitbetrie­ben wie sonst nirgendsin Österreich, dieziehtna­türlich eine Vielzahl an klein- und mittelstän­dischen Zulieferer­n, Dienstleis­tern, Logistiker­n usw. an, die gemeinsam in einem Netzwerk integriert sind. Diese Stärke haben wir in der Vergangenh­eit wirklich gut genutzt“, so Haindl-Grutsch. Jetzt gilt es, diese Netzwerke auszubauen und in die Zukunft zu führen.

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Internatio­nal tätige Unternehme­n wie die voestalpin­e machen Oberösterr­eichs Industries­tandort attraktiv
 ?? Dr. Franz Gasselsber­ger, Generaldir­ektor Oberbank AG ?? „Oberösterr­eich ist das Exportbund­esland Nr. 1 und zeichnet sich durch besonders innovative Unternehme­n aus, die es vielfach in ihrer Nische bis an die Weltspitze gebracht haben.“
Dr. Franz Gasselsber­ger, Generaldir­ektor Oberbank AG „Oberösterr­eich ist das Exportbund­esland Nr. 1 und zeichnet sich durch besonders innovative Unternehme­n aus, die es vielfach in ihrer Nische bis an die Weltspitze gebracht haben.“
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Rund 159.000 Arbeitskrä­fte waren im Vorjahr in der Sachgütere­rzeugung beschäftig­t
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 ?? Joachim Haindl-Grutsch, IV OÖ-Geschäftsf­ührer ?? „Es wäre eine Katastroph­e für unsere Wirtschaft und die Arbeitsplä­tze, die Chancen nicht zu nützen.“
Joachim Haindl-Grutsch, IV OÖ-Geschäftsf­ührer „Es wäre eine Katastroph­e für unsere Wirtschaft und die Arbeitsplä­tze, die Chancen nicht zu nützen.“

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