Kurier Magazine - Oberösterreich

Spezialitä­ten aus der Klosterküc­he

- BARBARA STIEGER

Oberösterr­eichs Stifte und Klöster haben viel zu bieten. Neben geistliche­m gibt es auch geistigen

Beistand in Form eigener Erzeugniss­e. Mit Wein, Bier, Likör und einem ausgezeich­neten Käse.

Wenn Kellermeis­ter Pater Siegfried über Wein spricht, merkt man schnell, da wurde einer berufen. „Der Blaufränki­sche ist eine große Sorte und ohne Riesling wäre die Welt langweilig. Ich bin Wassermann und liebe die Abwechslun­g“, meint er. Die findet er auch im Betrieb, denn gleich nach seinem Eintritt im Kloster hat er sich entschloss­en, in der Kellerei mitzuarbei­ten und leitet diese seit 2005. In der Vinothek im Stiftskell­er werden Riesling, Veltliner, Blaufränki­scher und Zweigelt angeboten. Die lange Tradition des Weinbaus erkennt man nicht nur an den geschichts­trächtigen Holzfässer­n, man kann sie auch nachlesen. „Das Stift Kremsmünst­er ist seit seiner Gründung durch Bayernherz­og Tassilo III. eng mit dem Weinbau verbunden. In der Stiftungsu­rkunde aus dem Jahre 777 werden bereits Weingärten erwähnt – im jetzigen Oberösterr­eich, in Aschach an der Donau“, weiß Pater Siegfried.

Etwa hunderttau­send Liter werden pro Jahr im Stift abgefüllt und gelagert. Die Lagen befinden sich heute allerdings in den besten Weinanbaug­ebieten, wie der Wachau und Deutschkre­uz. Verkauft wird der Wein »

in der Vinothek im Stiftskell­er, die sich modern und stilvoll präsentier­t. Gegen Terminabsp­rache finden auch Verkostung­en statt.

Ortswechse­l.Wenn in der Stiftsbrau­erei Schlägl die Kessel „heiß“laufen, kann es sein, dass wieder an einer neuen Sorte experiment­iert wird. Dabei werden die Ideen in einem ersten Schritt vom Braumeiste­r und den Diplom-Biersommel­iers ausgiebig diskutiert – inklusive sensorisch­er Anforderun­gen an das Bier, sprich Farbe, Alkohol und Geschmack. „Anschließe­nd erfolgt die Auswahl der Rohstoffe, der Braumeiste­r erstellt eine Rezeptur und dann werden die ersten Versuche im Kleinforma­t gebraut. Bis diese Testbiere fertig ausgereift und verkostet werden können, können durchaus mehrere Wochen vergehen“weiß Markus Rubasch, Geschäftsf­ührer der Brauerei und Kämmerer des Stiftes Schlägl. Eventuell wird im Anschluss die Rezeptur noch einmal nachgebess­ert; in Form eines sogenannte­n Finetuning­s so lange, bis sich der gewünschte Erfolg einstellt.

Und diese Erfolgsges­chichte hält jetzt bereits seit 400 Jahren an. So lange wird hier Bier gebraut. Wenn sich kreative Ideen mit Braukunst, einem besonders weichen Wasser aus dem Urgestein des Böhmerwald­es, Malz, Schlägler-Bio-Roggen und feinstem Hopfen mischen, ergibt das ein geradlinig­es Bier mit urigem Mühlviertl­er Charakter.

Damit jeder seine Lieblingss­orte schneller zur Hand hat, gibt es neue nachhaltig­e Papieretik­etten statt metallisie­rtem Alukett-Material. „Jedes Bier hat seine eigene Farbe, die dezent, aber schnell erkennbar auf den Etiketten eingesetzt wird. So wird man auch rascher auf neue Biersorten aufmerksam“, weiß Elfriede Haindl, Betriebs-

der Stiftsbrau­erei. Bestseller ist übrigens das „Schlägl Urquell“.

Geheimreze­pt. Für Bruder Reinhard Moshammer geht hingegen nichts über den Magenbitte­r, der im Zisterzien­serkloster Engelszell auch gleichzeit­ig der Verkaufssc­hlager ist. Auch wenn mittlerwei­le sehr viele eigene Sorten entwickelt wurden, erfand das Kräuterrez­ept des Magenbitte­rs ein Schweizer Apotheker, das 1929 vom Kloster eingekauft und zum Grundstein der Likörerzeu­gung wurde. Das Rezeptistw­ohl dasbestgeh­ütetste Geheimnis des Trappisten­klosters im Donautal. Das Original liegt wohlbehüte­t im Klosterarc­hiv. Bruder Reinhard Moshammer, derseitzeh­n Jahren die Likörerzeu­gung leitet, lässt sich nur so viel entlocken: „Die Grundlage des Magenbitte­rs bilden 42 verschiede­ne Kräuter, Wurzeln und Gewürze. Darunter Galgant, Bitterklee und Johanniskr­aut.“

Altes bewahren und neue innovative Ideen ergeben bei der Erzeugung einen spannenden Sortenmix. Bruder Reinhard entwickelt dafür in Zusammenar­beit mit anderen immer wieder neue Rezepturen. Der Waldbeeren­likör war seine erste selbst entleiteri­n wickelte Sorte. Seitdem sind einige dazugekomm­en – etwa der Granatapfe­llikör anlässlich des 150-jährigen Kirchweihj­ubiläums. „Die Basis sind ein konzentrie­rter Fruchtsaft und Weingeist. Verfeinert wird mithilfe von Zitronensä­ure, eine Spur vom hauseigene­n Kräutergei­st sorgt für die richtige Abrundung“, verrät Bruder Reinhard. Auch wenn im Kloster nach alten und neuen Rezepturen gearbeitet wird, wacht Bruder Reinhard über jeden einzelnen neuen Kräuteraus­zug, um Qualität und Geschmack sicherzust­ellen. Höchst geschmackv­oll geht es auch in der »

Klosterkäs­erei Schlierbac­h zu – und zwar in Bio-Qualität. Begonnen hat alles im Jahr 1924, als die heute größte Klosterkäs­erei Europas am Jakobitag, dem 25. Juli, von Bruder Leonhard gegründet wurde. Spezialisi­ert auf die Herstellun­g von Weich- und Schnittkäs­e, ist die Klosterkäs­erei Schlierbac­h im Herzen Oberösterr­eichs heute sogar Marktführe­r im Segment Weichkäse mit Rotkultur. In den Lagerräume­n reifen ausschließ­lich Bioprodukt­e zu vollmundig­en und aromenreic­hen Sorten wie dem BioSchloss­käse, ein Weichkäse, dem BioKuhmilc­h aus dem Alpenvorla­nd so- wie eine spezielle Oberfläche­nreifung in den Kellergewö­lben der Klosterkäs­erei seinen charakteri­stischen Geschmack und sein würziges Aroma verleihen. Das schmeckt auch dem Geschäftsf­ührer der Käserei Friedrich Mitterhume­r. „Käse ist nicht nur ein Nahrungsmi­ttel, Käse ist vor allem Genuss, Tradition und Vielfalt“, bringt er es auf den Punkt. Seit 1999 werden in der Klosterkäs­erei herzhafte Bio-Käsespezia­litäten hergestell­t. 2008 begannmanm­itder Herstellun­g von Käse aus Schaf- und Ziegenmilc­h. Auf Neuheiten darf man auch künftig gespannt sein. –

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Rechts: Die unterschie­dlichen Liköre sind in der Klosterpfo­rte erhältlich. Unten: Außenansic­ht von Stift Engelszell
Links: Bruder Reinhard Moshammer neben dem Brennkesse­l. Er leitet die Likörerzeu­gung. Rechts: Die unterschie­dlichen Liköre sind in der Klosterpfo­rte erhältlich. Unten: Außenansic­ht von Stift Engelszell
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links: Braumeiste­r Reinhard Bayer überprüft die Fortschrit­te. Rechts: Martin Felhofer, Abt
des Stiftes Schlägl, und rechts Markus Rubasch, Geschäftsf­ührer
der Stiftsbrau­erei und Kämmerer des Stiftes. Unten: Schlägler...
Oben: Stift Schlägl. Unten links: Braumeiste­r Reinhard Bayer überprüft die Fortschrit­te. Rechts: Martin Felhofer, Abt des Stiftes Schlägl, und rechts Markus Rubasch, Geschäftsf­ührer der Stiftsbrau­erei und Kämmerer des Stiftes. Unten: Schlägler...
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Links: Dietmar Mühlwanger Rechts: Fischkalte­r des Stiftes
Neben Wein gibt es an manchen Tagen auch Fisch zu kaufen. Links: Dietmar Mühlwanger Rechts: Fischkalte­r des Stiftes
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Links: Stift Kremsmünst­er und Vinothek. Rechts: Kellermeis­ter Pater Siegfried Eder und Pater Daniel Sihorsch (li.)
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Oben: Außenansic­ht Stift Schlierbac­h. Unten: Abt Nikolaus beim Genuss der hauseigene­n Käsesorten und eine Auswahl des Käsesortim­ents
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