Kurier Magazine - Oberösterreich
Neue Wege beschreiten
Laut Medien ist Regionalität den Konsumenten wichtiger als die biologische Landwirtschaft. Ist das für Sie ein Widerspruch?
Klaus Bauernfeind: Für mich geht bio und Regionalität Hand in Hand, denn beides ist eine ethische Einstellung. Landwirtschaft macht Spaß, wenn meine Produkte gewollt werden. Landwirtschaft macht Spaß, wenn ich mich als Bauer fühle – und das tue ich, wenn ich nah am Produkt arbeite. Ein konventioneller Schweinebauer ist für mich ein Durchlaufbetrieb: Er bekommt die Ferkel von irgendwo, die wachsen im Stall nach Vorgabe auf, er hat keinerlei Bezug zu den Tieren. Bei mirlaufensieim Waldherum, ichhabe mit ihnen zu tun. Das ist Landwirtschaft. Für mich geht es noch weiter: Der größte Teil der Wertschöpfungskette sollte in der Region bleiben – also nicht nur die Urproduktion, sondern auch die Verarbeitung und Vermarktung. In Österreich generell, vor allem aberim Mühlviertel, sinddieland wirtschaftlichen Betriebe extrem kleinstrukturiert. Sie haben nur diese eine Chance, die höheren Produktionskosten wettzumachen: Sie müssen die Wertschöpfung ausnutzen.
Klaus Bauernfeind ist Biobauer aus Leidenschaft. Als Geschäftsführer des Vereins BioRegion Mühlviertel versucht er aber auch, die Wertschöpfung in der Region zu halten. Das, so seine Ansicht, ist die Chance für die Landwirtschaft.
Wie genau kann das passieren?
Unser Verein vernetzt die Produktion mit der Verarbeitung bis zum Endkunden. Ein Beispiel: Heuer war das Streuobst sehr knapp. Also haben wir ein Sammelsystem eingerichtet, dass die Birnen und Zwetschken im Mühlviertel verarbeitet werden und nicht in andere Regionen gehen. Somit konnten wir dazu beitragen, dass die Most- und Saftverarbeiter eine Chance gegen große Unternehmen haben. Nur so können wir Arbeitsplätze im Mühlviertel sichern.
Wie innovativ müssen Landwirte sein?
In der Bibel träumt Josef von den fetten und mageren Kühen. Umgelegt auf die Biolandwirtschaft heißt das: Wir befinden uns in den fetten sieben Jahren, aber wir müssen jetzt vorbauen, wenn schlechte Zeiten folgen. Wir können nicht stehen bleiben, wir müssenuns Märkteundneue Schienenauf bauen. Es wird immer gejammert, dass die Betriebe in Österreich kleinstrukturiert sind – aber das ist unsere Chance: Wir können uns Alternativen aufbauen. Und diese Chancen müssen wir nützen. –